Eisenbahnstadt Berlin
Mitteilungen über die Aufstellung des eisernen Hallendaches beim neuen Stationsgebäude der kgl. Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Berlin
Deutsche Bauzeitung • 18.12.1868
Gegenwärtig ist man beschäftigt auf dem sogenannten Frankfurter Bahnhof in Berlin an Stelle der mehr und mehr unzureichend und unangemessen gewordenen Stationsgebäude, zwischen welchen ehemals die Züge sowohl der Niederschlesisch-Märkischen Bahn als auch der Ostbahn einliefen, eine neue große Empfangshalle zu bauen, welche nach ihrer Beendigung im kommenden Jahr die Züge der Niederschlesisch-Märkischen Bahn allein aufnehmen wird, nachdem die Ostbahn bereits seit Jahresfrist ihre eigene hiesige Empfangshalle besitzt, in welcher zurzeit auch die Züge der Niederschlesisch-Märkischen Bahn mit abgefertigt werden.
Ohne auf die Einzelheiten der in Rede stehenden, vom Bau-Inspektor Römer entworfenen und geleiteten großen Bau - Anlage hier näher einzugehen, will Verfasser, der mit der speziellen Ausführung derselben betraut ist, nur einige Mitteilungen über die zurzeit in Arbeit genommene Aufstellung des eisernen Hallendaches geben.
Die Längenangaben und andere Maße des Originaltextes wurden in das metrische System umgerechnet.Der zwischen den Flügeln der Abfahrts- und Ankunfts-Räume gelegene, 208,5 m lange Raum ist auf 204,8 m Länge bei einer lichten Weite von 37,7 m mit einem eisernen Dach überdeckt, welches von dem Geh. Baurat J. W. Schwedler konstruiert und berechnet und von dem Baumeister Grüttefien in den Einzelheiten ausgearbeitet ist. Die Hauptbinder dieses Daches, welches in 15,7 m Höhe über den Perrons sein Auflager erhält, sind 54 Sichelträger von beistehend skizzierter Gestaltung, (Abb. 1) welche in Entfernungen von 7,75 m zu 7,75 m angeordnet und von denen je zwei durch diagonale Zugstangen miteinander gekuppelt sind. Der Längsverband besteht aus Fetten, teils von Winkeleisen, teils in Form von Gitterbalken. Die Weite von 5 m der fünf mittleren Felder in den Sichelträgern entspricht der Entfernung der fünf in der Halle gelegenen Geleise. Die beiden seitlichen dreieckigen Felder liegen über den 7,5 m breiten Perrons. Die Anfertigung und Aufstellung der Eisenkonstruktion hat L. Schwartzkopff in Berlin übernommen und bereits zur größeren Hälfte ausgeführt.
Abb. 1.
Die Frage, wie am zweckmäßigsten die Hauptbinder aufzubringen und aufzustellen seien, beschäftigte ihrer Zeit die Bauverwaltung ebenso lebhaft als den Unternehmer, da erstere dazu das abgebundene fahrbare Gerüst herzustellen hatte, und letzterer dahin bemüht war, die Nietarbeit in der Höhe auf den möglichst geringsten Umfang zurückzuführen. Von dem Aufziehen eines fertig verbundenen Hauptbinders im Ganzen wurde jedoch bald Abstand genommen. Wenn auch das Gewicht desselben von etwas über 5000 kg durch geeignete Hebevorrichtungen unschwer zu heben gewesen wäre, so hätte sich der im Ganzen 38,6 m lange Sichelträger in der Halle von 37,7 m Lichtweite, welche letztere durch vortretende Gesimse und notwendigen Spielraum noch etwas verringert wurde, nur in einer schrägen Richtung aufziehen lassen. Sollte dann aber auf dem oberen Belag des Gerüstes ein hinlänglicher Arbeitsraum neben dem durch Umschwenken des Krans in seine richtige Stellung gebrachten Träger behufs Anbringung des Längen- und Kreuzverbandes vorhanden sein, so wäre Drehbarkeit des Gerüstes oder eines erheblichen Teils desselben um eine vertikale Achse notwendig geworden. Weil bei einer solchen Einrichtung die Konstruktion des Gerüstes zu künstlich und die Arbeit zum Bewegen desselben erheblich größer gewesen sein würde, als bei einem anderen, welches nur in einer geraden Richtung verschoben wird, so wurde von dieser Art der Aufbringung bald Abstand genommen.
Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst
- Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
- PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
- weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame
und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.