Berlin-Anhalter Eisenbahn

Der neue Werkstätten-Bahnhof der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn bei Tempelhof

Deutsche Bauzeitung • 25.10.1879

Voraussichtliche Lesezeit rund 24 Minuten.

Bei der ursprünglichen Anlage des Bahnhofs Berlin der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn, zu Ende der 1830er Jahre, wurden die Zentral-Reparaturwerkstätten der Bahn in einem Gebäude-Komplex in Gemeinschaft mit dem Personen- und Güterbahnhof auf dem der Gesellschaft gehörigen, zwischen dem Landwehr-Kanal und dem Askanischen Platz liegenden Terrain untergebracht.

Die Größe jener älteren Räumlichkeiten erwies sich bald als unzureichend, und es mussten alsdann viele Reparaturen in den Filial-Werkstätten, zum Teil sogar in fremden Wagenbau-Anstalten außerhalb Berlins bewirkt werden, da man die entsprechende Erweiterung erst in Verbindung mit dem bevorstehenden vollständigen Umbau der ganzen Berliner Bahnhofs-Anlage zur Ausführung zu bringen dachte. Da das Bedürfnis indes immer dringender wurde, und da der Beginn des Bahnhofs-Umbaues sich von Jahr zu Jahr hinaus zog, so führte man in den Jahren 1870 und 1871 eine Erweiterung der Werkstätten dadurch herbei, dass man für einen Teil der Wagenreparatur provisorische Gebäude auf einem Terrain südlich des Landwehr-Kanals an der Möckernstraße errichtete.

In der Folgezeit sind dann mehrere Projekte zur Ermittlung einer passenden Gelegenheit für die Werkstätten bearbeitet worden, da die mit dem Umbau des Bahnhofs verbundene Höherlegung der Gleise auf dem Innenbahnhof um ca. 3,6 m es nicht gestattete, die bisher von den Werkstätten eingenommenen Terrains zu einer Vergrößerung derselben zu benutzen. Teils war es unmöglich, von der alten Stelle aus eine bequeme Gleisverbindung nach den neuen Haupt-Gleisen zu schaffen, teils auch war das alte Terrain kaum genügend für das nächste Bedürfnis, geschweige denn für eine künftige Erweiterung. Es wurde darum schließlich nach reiflichen Vorarbeiten ein größeres Grundstück, etwa 4 km vom Personen-Bahnhof und außerhalb der Berliner Ringbahn, welches sich an das für den hier ebenfalls zu etablierenden Rangier- und Übergabe-Bahnhof bestimmte Terrain anschließt, als Terrain für die neue Werkstätten-Anlage gewählt und akquiriert. Dieses Terrain, welches insgesamt nahezu 1 km² Fläche umfasst, bietet eine ausreichende Größe nicht bloß für die nächsten Bedürfnisse, sondern auch für eine etwa erforderlich werdende erhebliche künftige Vergrößerung der Werkstätten-Anlage.

Die Lage des Terrains zu den Hauptgleisen ist nicht gerade günstig, weil die Hauptachse des Terrains die Bahnachse unter einem solchen Winkel schneidet, dass sämtliche Zufahrtgleise zu den Werkstätten sehr scharfe Kurven, bis zu 180 m Radius, erhalten mussten. Es hat nicht geringe Schwierigkeiten verursacht, die Werkstatt-Gebäude so anzuordnen und zu legen, dass dieselben vom Rangier-Bahnhof aus bequem, ohne Benutzung von Drehscheiben erreicht werden können. Andererseits ist indes auch der besondere Vorzug nicht zu verkennen, welchen die Lage des Werkstätten-Bahnhofs gerade an der gewählten Stelle besitzt und der darin besteht, dass zur Vermittelung des Verkehrs von und nach der Verbindungsbahn an dieser Stelle ohnehin eine Bahnhofs-Anlage hätte ausgeführt werden müssen, welche von allen Zügen die von Berlin ausgehen, bzw. die nach dort einlaufen, zu passieren ist.

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Am 15. Juni 1880 wurde das neue Empfangsgebäude der Berlin-Anhalter Eisenbahn am Askanischer Platz dem Verkehr übergeben. Doch die Eröffnung des imposanten Bauwerks von Franz Schwechten war nur eine Etappe des 1871 begonnenen Umbaus des Anhalter Bahnhof in Berlin. Auf einer Länge von 5 km wurden neben dem Personenbahnhof ein Güterbahnhof, Werkstätten, Aufstell- und Verschiebegleise und viele weitere Anlagen neu errichtet. In zeitgenössischen Originaltexten werden die Anfänge der Berlin-Anhalter Eisenbahn, der Umbau des Bahnhofs und die Architektur der Gebäude geschildert. Zahlreiche Fotos und Zeichnungen illustrieren dieses Zeitdokument der Berliner Verkehrs- und Architekturgeschichte.
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• Auf epilog.de am 17. Februar 2023 veröffentlicht

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