Berliner Stadt- und Ringbahn

Renovierung der Stadtbahntrasse und Bahnhöfe

Friedrichstraße und Alex in neuem Glanz

Berliner Wirtschaft • April 1996

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Die S-Bahn-Stationen und künftigen Regionalbahnhöfe Alexanderplatz und Friedrichstraße werden im Zuge der Stadtbahnsanierung zu Einkaufs- und Erlebnisbereichen umgestaltet. Sie bilden das Herzstück des Berliner S-Bahn-Netzes und sind hochfrequentierte Knotenpunkte des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der Stadt und Region. Gleichzeitig sind sie ein Eingangstor zur hauptstädtischen Kultur- und Einkaufswelt. Wie sie sich künftig den Fahrgästen und Besuchern präsentieren werden, wurde kürzlich auf einer Baustellenpressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt.

Historischer Glanz

Die Bahnhöfe Berlin-Friedrichstraße und Berlin-Alexanderplatz werden nach ihrer Sanierung im architektonischen Glanz früherer Bauepochen erstrahlen und dabei auf ihre Geschichte verweisen. Martin Lepper, Vorsitzender des Geschäftsbereichs Personenbahnhöfe der Deutsche Bahn AG, betonte, dass bei der Neugestaltung sensibel mit der vorhandenen Architektur umgegangen werde. Die ursprüngliche Substanz, die über Jahrzehnte durch Um- und Einbauten verändert wurde, soll wieder in den Vordergrund treten. Bahnhof Alexanderplatz© Archimation 1996Im östlichen Bereich des Bahnhofs Alexanderplatz werden die Zugänge zum Alex für einen Servicepoint mit Geschäften und Dienstleistungsangeboten umgebaut. Bei der Wiederherstellung beider Bauten werden historische Elemente mit den Erfordernissen einer modernen Verkehrsdrehscheibe verknüpft. Berücksichtigt wird aber auch eine gute Anbindung zum Individualverkehr.

Das Herz der Bahnhöfe bilden jeweils die Reisezentren mit ihrem Komplettangebot an Serviceleistungen sowie Servicepoints in zentraler Lage. Dort, wo die Verkehrsströme sich bündeln, steht die Bahnhofsrezeption. Ein übersichtliches Leitsystem soll auch Behinderten und selbst Blinden bequem den Weg weisen.

Die Shopping-, Dienstleistungs- und Gastronomieflächen werden nach einem ganz bestimmten System aufgeteilt, das sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzt. Diese erstrecken sich von den Diensten der Deutsche Bahn AG mit z. B. Servicepoint, Bahnhofsmanagement und Reisepause über einen Quickservice mit Reinigungsannahme, Schnellfoto, Schuh- und Schlüsseldienst, Businesscenter mit Autovermietung und Banken, einem Gesundheitscenter mit Apotheke und Friseur bis hin zu einem Bereich Reisen und Freizeit, zu der auch das Reisezentrum der Deutsche Bahn AG und beispielsweise eine Theaterkasse gehören. Letztere soll nach Angaben der ITC Immobilien Team Consulting GmbH, die die Bahnhofskonzepte entwickelt hat, vor allem im Bahnhof Friedrichstraße deutlich sichtbar platziert werden. Bahnhof Friedrichstraße© Archimation 1996Beim Umbau des Bahnhof Friedrichstraße wird der nördliche Teil ein neues Outfit mit einem Reisezentrum erhalten, das ein Komplettangebot an Serviceleistungen in zentraler Lage bietet. Man wolle damit verdeutlichen, dass sich der Bahnhof Friedrichstraße inmitten einer einzigartigen Kulturlandschaft befindet. Weitere Bereiche sind die Gastronomie mit beispielsweise Eiscafé, Fast Food und gehobenen Bistros, Essen und Kaufen mit einer Markthalle und einer ›heißen Theke‹ sowie der Bereich ›Bedarf‹, in dem Hartware, Textilien und Drogerieartikel angeboten werden.

Jeweils rund 45 Betreiber wird es in beiden Bahnhöfen künftig geben. In Friedrichstraße werden rund 4300 m² Geschäftsfläche, am Alexanderplatz 2600 m² zur Verfügung stehen. Die einzelnen Ladenlokale werden im Bahnhof Alexanderplatz zwischen 150 m² und 20 m² groß sein. Im Bahnhof Friedrichstraße werden Flächen zwischen maximal 600 m² und minimal 8 m² bis 10 m² angeboten. Rund 60 % der entstehenden Ladenfläche sind bereits vermietet. Insgesamt wird nach dem Umbau kaum mehr Geschäftsfläche als bisher vorhanden sein, aber durch die Entkernung entstehen mehr Freiflächen. Dadurch gewinnen die Bahnhöfe an Übersichtlichkeit und letztendlich auch an Sauberkeit.

Modernisierung in zwei Abschnitten

Jeweils die ersten Teilabschnitte beider Bahnhöfe werden im Herbst ihrer Bestimmung übergeben werden können. Dann soll der S-Bahn-Verkehr auf die modernisierte Trassenhälfte zurückverlegt werden. Mit den Bauarbeiten ist man allerdings wegen Munitionsfunden und eines harten Winters im Verzug. Im Zuge der Renovierung der sogenannten Fernbahntrasse, auf der die S-Bahn gegenwärtig verkehrt, kann dann mit der Renovierung der »anderen Hälften« der Bahnhöfe begonnen werden. Die übrigen Bahnhöfe im Bereich des Modernisierungsabschnitts der Stadtbahntrasse werden lediglich als Verkehrsanlage instand gesetzt und nur in bescheidendem Umfang vermarktet.

Die Kosten für den Umbau des Bahnhofs Friedrichstraße belaufen sich auf rund 113 Mill.  DM, davon entfallen 21 Mill. DM auf die völlige Umgestaltung nutzbarer Flächen in Laden- und DB-Serviceflächen. Der Bahnhof Friedrichstraße ist derzeit Knotenpunkt von acht S-Bahn-Linien und einer U-Bahn-Linie. Auch die Straßenbahn wird an den Bahnhof herangeführt werden. Gleichzeitig wird der Bahnhof Friedrichstraße Haltepunkt für die Regionalbahn sein.

Rund 53 Mill. DM werden für die Modernisierung und Umgestaltung des Bahnhofs Alexanderplatz ausgegeben. Hier entfallen 25 Mill. DM auf die Umgestaltung nutzbarer Flächen in Laden- und DB-Serviceflächen. Am Alexanderplatz kreuzen sich fünf S-Bahn-Linien und drei U-Bahn-Linien und vier Buslinien. Die Straßenbahn soll wieder direkt an den Bahnhof Alexanderplatz herangeführt werden und somit den Alex noch besser in das ÖPNV-Netz einbinden. Auch hier wird die Regionalbahn halten.

• Thomas Ebelt

• Auf epilog.de am 1. Oktober 1997 veröffentlicht

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