Forschung & Technik – Technik
Täglich wächst die Datenmenge um 60 Gigabyte
Modernes Roboterarchiv für Satellitenbilddaten geht bei der DLR in Betrieb
tvi.ticker • 27. August 1997
Nach intensiver Vorbereitungszeit ist im Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein vollelektronisches Satellitenbildarchiv in Betrieb gestellt worden. Es archiviert die von den Satellitenbodenstationen des DFD in Oberpfaffenhofen (Bayern), Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern), Libreville (Gabun), Cordoba (Argentinien), Ulan Bator (Mongolei) und in der Antarktis empfangenen und prozessierten Satellitendaten und stellt sie allen Interessenten zur Verfügung.
Ein Roboter wird zum Archivar
Bisher wurden Satellitenbilder im DFD auf verschiedenen Massenspeichern abgelegt und verwaltet. Die Handhabung der so verteilten Daten war jedoch recht aufwendig. Mit der Inbetriebnahme zweier neuer Robotarchive des DFD in Neustrelitz und Oberpfaffenhofen vereinfacht sich nun die Verwaltung der Satellitendaten drastisch. Alle neuen und schnell verfügbaren Bilder werden auf Festplattensystemen hoher Ausfallsicherheit und kurzen Zugriffszeiten gelagert, während ältere und weniger häufig benötigte Daten zur Langzeitarchivierung auf moderne Magnetbänder, sogenannte Digital Linear Tapes (DLTs), geschrieben und in einem Robotarchiv des Typs ›Grau Abba/2‹ (Oberpfaffenhofen) bzw. ›Grau Abba/J‹ (Neustrelitz) archiviert werden. Der Zugriff im Robotarchiv dauert zwar etwas länger, weil der Roboter das gesuchte Band erst aus einem der Lagertürme holen und in ein Bandlesegerät einlegen muss, das jedoch macht er vollautomatisch. Der Roboter hat die Größe eines Menschen und fährt auf einer rund 5 m langen Schiene, die die Lagertürme mit den Lesegeräten verbindet.
Schneller Zugriff auf große Datenbestände
Zur Zeit beträgt die gesamte gespeicherte Datenmenge 9 Terabyte. Dies entspricht 9 Millionen voll beschriebener, komprimierter Floppy-Disketten. Aneinandergereiht hätte dieser Diskettenstapel eine Länge von 27 Kilometer. Bis zum Jahr 2005 wird die Datenmenge auf mindestens 80 bis maximal 300 TByte allein in Oberpfaffenhofen anwachsen. Denn täglich werden dort zur Zeit im Mittel 30 Gigabyte Daten abgespeichert – mit stark steigender Tendenz.
Datenarchiv lässt Nutzerinteresse steigen
Diese große Datenmenge findet zunehmendes Interesse in Wissenschaft und Industrie, bei öffentlichen Dienstleistern und Privatpersonen. Das DFD verzeichnet monatlich etwa 10 000 Nutzer-Logins per Internet oder Modem. Denn jeder mit Zugriffsmöglichkeit auf das Internet kann sich im Archivangebot selbst umschauen. Dort findet man auch Hinweise auf weitere Zugriffsmöglichkeiten zur verbesserten Suche. Die Archivbenutzung einschließlich der Übermittlung von Quicklooks ist kostenfrei.