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Der Straßburger Bahnhof in Paris

Illustrirte Welt • 1853

Der Bahnhof für die Route von Paris nach Straßburg, der in dem fünften Arrondissement, zwischen den Faubourgs Saint Martin und den Saint Denis liegt, ist der großartigste in Anlage und Ausführung, welchen die Hauptstadt Frankreichs bis jetzt besitzt. Sein Anblick setzt uns augenblicklich ins Klare, zu welchem Zwecke dies Gebäude errichtet ist, während das Ganze doch den Stempel monumentaler Baukunst trägt. Der ganze Bau, der bis zum Dach mit behauenem Stein ausgeführt ist, schließt sich in einem Eisengiebel von bewunderungswürdiger Kühnheit und Leichtigkeit.

Straßburger Bahnhof in Paris

Das ganze Gebäude, dessen halbkreisförmiger Vorhof von Gitter eingeschlossen wird, bildet ein vollkommenes Quadrat. Er besteht, außer dem großen Inneren, wo sich die Schienen befinden, aus zwei Flügeln oder Pavillons, die 10 – 12 m über den Hof vorspringend, zwei Stockwerke haben und im Niveau der ersten Etage durch eine Art von Plattform verbunden sind, an der sich eine steinerne, mit einer Uhr geschmückte Balustrade hinzieht, über welcher sich zwei die Seine und den Rhein darstellende Skulpturwerke erheben. Der Pavillon rechts enthält die Ankunftssäle, die Kasse, die Verwaltungszimmer und die ganze Verrechnungskanzlei; der Pavillon links enthält die Abfahrtssäle, das Sekretariat und die Archive. Über dem Dachgiebel des großen Schiffes erhebt sich eine kolossale Statue, welche die Stadt Straßburg personifiziert. Im Parterre läuft eine bedeckte Galerie um das Gebäude. Eine ähnliche Galerie befindet sich innerhalb des Gebäudes in der Höhe des zweiten Stocks. Die äußere Galerie hat elf Arkaden am Vorhof und fünfundzwanzig oder dreißig an den Seiten; die innere hat nur sieben vorne und siebenunddreißig auf der Seite. Die Galerien verleihen dem Gebäude eine große Leichtigkeit. Die Kapitäle der zahllosen Säulen, die sie schmücken, haben die verschiedensten Ornamente: hier Fruchttrauben, dort Blumenbüschel, noch weiter Tierköpfe. Die Säulen, welche die elf Arkaden stützen, haben außerdem geschickt ausgehauene Schilder, welche die Hauptstationen und Verzweigungen anzeigen: sie tragen die Wappen der Städte Paris, Meaux, Château-Thierry, Épernay, Reims, Châlons, Bar-le-Duc, Nancy, Metz, Lunéville, Saverne und Straßburg.

Der Bahnhof ist auf Kosten des Staates gebaut und hat 18 Mill. Francs gekostet. Duquesney, der Architekt, der den Plan ausgearbeitet und die Arbeiten geleitet, hatte nicht mehr die Freude, sein Werk vollendet zu sehen. Er starb ganz unerwartet, als er die letzte Hand an das Werk legen wollte.

• Auf epilog.de am 13. Juni 2024 veröffentlicht

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