Schifffahrt in und nach Berlin
Der Landwehrkanal bei Berlin
erbaut in den Jahren 1845 – 1850
Zeitschrift für Bauwesen • 1852
Der schiffbar gemachte Landwehrgraben, über welchen diese Zeilen einige kurze Notizen geben sollen, und der nach seiner Vollendung den Namen ›Landwehrkanal‹ erhielt, verfolgt auf einen bedeutenden Teil seiner Länge, etwa auf 7400 m, in seiner wesentlichen Richtung den Zug des alten Landwehrgrabens.
Über die Zeit der Entstehung dieses alten Grabens sind sichere Nachrichten nicht mehr vorhanden. Es ist nur bekannt, dass er, bei großem Wasser, Überschwemmungen der Spree verhüten, und ehe die Stadt mit Palisaden und Mauern versehen war, Desertionen des Militärs verhindern sollte. Als dieser Zweck fortfiel, wurde er hauptsächlich nur zum Transport des Holzes nach dem kgl. Holzplatz vor dem Halleschen Tor und zum Betrieb der Tiergarten-Mühle, an der Ausmündung des Grabens gelegen, benutzt.
Die Längenangaben und andere Maße des Originaltextes wurden in das metrische System umgerechnet.Aus dem letzteren Umstand geht schon hervor, dass dieser Graben wohl niemals zur Vermittlung des Schiffsverkehrs zwischen der Ober- und Unter-Spree gedient hat. Auch war er wohl überhaupt nur bis in der Nähe des Halleschen Tors schiffbar, wenigstens ist dies, seit Anlage der Stadtmauer, unzweifelhaft, denn sie überschritt den Graben unterhalb des Tores in einer Weise, die jede weitere Beschiffung unmöglich machte.
Der Gedanke, den Landwehrgraben auf seiner ganzen Länge schiffbar zu machen, wurde häufig in Anregung gebracht, und namentlich vor etwa 30 Jahren ein vollständiges Projekt hierzu entworfen. Nach demselben sollte der Lauf des Grabens im Wesentlichen nicht geändert werden. Er sollte bei 47 cm Dossierung eine Sohlenbreite von 11,3 m und eine Tiefe von 1,25 m unter dem niedrigsten Oberwasser-Spiegel der Spree erhalten. Letzterer wird bei 2,0 m des Berliner Pegels 1), 1) Sämtliche Pegel-Maße sind auf den Berliner Pegel bezogen. Die Skalen desselben, an welchen tägliche Beobachtungen gemacht werden, befinden sich ober- und unterhalb des Stauwerks der Königlichen Mühlen am Mühlendamm. Sie liegen mit ihrem Nullpunkt in einer und derselben Horizontalen, auf welchen auch sämtliche Höhenlagen des Landwehrkanals sich beziehen. und der gewöhnliche Sommer-Wasserstand bei 2,6 m desselben angenommen, so dass die Sohle bei 0,73 m zu liegen kommen sollte, und der Wasserspiegel des Grabens bei gewöhnlichem Sommer-Wasserstande eine Breite von 17 m erhalten hätte. Zur Abführung eines Teils des Hochwassers war es die Absicht, die Schleuse, welche an den Ausfluss des Kanals gelegt werden sollte, mit Plankentoren zu versehen, und an Brücken waren sechs für nötig erachtet, nämlich in den von dem Schlesischen, Cottbusser, Halleschen, Potsdamer und Brandenburger Tor abführenden Straßen und in der Hirschelstraße.
Zur Ausführung dieses Projektes waren bereits die nötigen Einleitungen getroffen, als auf höheren Befehl im Jahr 1820 das Unternehmen wieder aufgegeben werden musste, und sollen die kurzen Andeutungen, welche vorstehend über dasselbe gegeben wurden, nur zur Vergleichung mit dem jetzt zur Ausführung gekommenen Kanalbau dienen, für welchen, da in den letzten 30 Jahren sich die Handels- und Verkehrsverhältnisse der Hauptstadt sehr bedeutend gesteigert hatten, ausgedehntere Bestimmungen maßgebend werden mussten.
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