Berliner Bauwerke

Waschanstalt für das Zentral-Hotel in Berlin

Moabit, Waldstraße 43
Architekten J. Hennicke & v. d. Hude

Deutsche Bauzeitung • 13.4.1881

Voraussichtliche Lesezeit rund 5 Minuten.

Wegen Mangel an Raum war die für das genannte Hotel erforderliche Waschanstalt nicht direkt mit demselben in Verbindung zu setzen. Auch hatte die Erfahrung beim Hotel Kaiserhof, wo die Waschanstalt ursprünglich im Kellergeschoss untergebracht war, gezeigt, dass sowohl das durch den Betrieb der Waschmaschinen verursachte Geräusch, als auch der Seifengeruch zu großen Störungen im Hotelbetrieb Anlass geben. Wie beim Kaiserhof nachträglich, so wurde beim Zentral-Hotel daher von vornherein beschlossen, die Waschanstalt entfernt vom Hotel anzulegen und es ist für diesen Zweck ein genügendes Terrain in der Waldstraße erworben worden.

Waschanstalt Zentral-HotelBezeichnungen im Erdgeschoss: A. Hof. | B. Offene Halle. | C. Wäsche-Annahme und Sortierraum. | D. Wäscheausgabe. | E. Plätt- und Nähraum. | F. Trockenraum. | G. Waschraum. | I. Kesselhaus. H. Magazin. | 1. Dampfmaschine. | 2. Zentrifugen. | 3. Spülmaschine. | 4. Waschmaschinen. |  6. Trockenmaschine. | 7, 8. Mangelmaschinen. | 9, 10. Einweich-Bassins. | 11. Waschfässer. | 12. Beuchfässer. | 13. Laugenfässer. | 14. Plättofen. | 15. Tische.

Die in den beigefügten zwei Grundrissen und einer Querschnitt-Skizze dargestellte Anlage ist innerhalb sechs Monaten vom Juli 1880 bis Januar 1881 erbaut und eingerichtet worden. Dieselbe zerfällt in drei Abteilungen:

  1. Wasch-, Trocken- und Plätträume von zus. 312 m²,
  2. Verwaltungs- und Wohngebäude von 173 m²,
  3. Kesselhaus, Stall- u. Wirtschaftsgebäude von 130 m²,

zusammen 615 m² bebauter Fläche.

Das Gebäude der Waschanstalt (1) ist eingeschossig in 4 m lichter Höhe und offenem Dachstuhl erbaut worden; das Dach ist mit Pappe auf Schalung eingedeckt. Die Beleuchtung geschieht ausschließlich durch Oberlichte, welche sowohl in den steileren, gegen den First hin liegenden, als in den mit gewöhnlicher Neigung ausgeführten Dachflächen angeordnet sind. Zu bemerken ist, dass die Oberlichte mit Scheiben der üblichen Größe haben verglast werden müssen, nachdem sich Rohglas-Tafeln in größeren Abmessungen als unhaltbar gegen den vorkommenden Wechsel von Hitze und Kälte erwiesen hatten. Der erforderliche Luftwechsel wird durch aufgesetzte Dachreiter herbeigeführt.

Der Grundriss zerfällt in zwei Teile: den Waschraum von 6,5 m Breite und den Plätte- etc. Raum von 11,25 m Breite; die übereinstimmende Tiefe beider Räume ist 16 m.

Für den Wasch-, Trocken- und Plättebetrieb werden Maschinen des bekannten Systems von Oscar Schimmel in Chemnitz benutzt. Die Betriebskraft wird durch eine 10 PS Dampfmaschine gestellt, zu welcher ein Dampfkessel von 30 m² Heizfläche gehört, der für 5 Atm. Überdruck berechnet ist.

Die Einrichtungen umfassen:

  • 2 in Mauerwerk aufgeführte, mit Zement geputzte Einweich-Bassins;
  • 2 Beuchfässer von zus. 1300 l Inhalt;
  • 2 Laugenfässer;
  • 4 Waschmaschinen aus Eisen mit Kupfer plattiert und mit Messinghämmern;
  • 1 Spülmaschine;
  • 2 Waschfässern für Handwäscherei;
  • 2 Zentrifugen (von 70 cm Durchm. bei 43 cm Höhe);
  • 1 mit Dampf geheizten Trockenapparat mit 120 m Aufhängestäben, die auf Ketten ohne Ende liegen;
  • 2 Mangel-Maschinen.

Diese Maschinen genügen für eine Wäschemenge von 600 kg bis 700 kg pro Tag, je nach dem Zustande der Verunreinigung derselben; die Betriebs-Dampfmaschine hat indessen eine hierüber hinausgehende Leistungsfähigkeit.

Das zum Betrieb der Anstalt erforderliche Wasser wird aus einem im Hof abgesenkten Brunnen gewonnen.

Waschanstalt Zentral-HotelObergeschoss des Verwaltungs-Gebäudes: A. Speisesaal für 30 Personen. | B. Küche. | C. Vorräte. | D. Oberin der Plätterinnen. | E. 5 Plätterinnen.

Das Verwaltungs- und Wohngebäude (2) enthält im Erdgeschoss eine Halle mit den Zugängen zum Annahmeraum für schmutzige Wäsche, welcher unmittelbar mit dem Waschraum in Verbindung steht und zum Ablieferungsraum der fertigen Wäsche, welcher an den Plättraum stößt. Der Gang, den hiernach die Wäsche beim Durchlaufen der Anstalt nimmt, ist im Grundriss durch Pfeile kenntlich gemacht.

Im 1. Obergeschoss des Verwaltungs-Gebäudes befinden sich ein gemeinschaftliches Speisezimmer für das Personal, das aus 20 weiblichen Dienstleuten, dem Wäschemeister, dem Maschinisten und Heizer und einem Laufburschen besteht – nebst Küche und Vorratsräumen, ferner Schlafzimmer für sechs Plätterinnen.

Im 2. Obergeschoss liegen die Wohnungen des Direktors und des Wäschemeisters.

Das 3. Obergeschoss ist zu Schlafräumen für ca. 20 Dienstleute ausgebaut. Ein geräumiger Boden darüber dient als Trockenraum, besonders für die Sommer-Periode; Heizeinrichtungen besitzt derselbe nicht. Die Heizung geschieht im Erdgeschoss durch Dampf, sonst durchweg durch Öfen.

In einem dem Kesselhaus gegenüberliegenden zweigeschossigen Stallgebäude ist Platz für zwei Pferde, zwei Wagen, eine Kutscher-Wohnung, ein Magazin und Futterboden.

Die Anstalt befindet sich seit 1. Januar 1881 im Betrieb.

Entnommen aus dem eBook:
Das Central-Hotel am Bahnhof Friedrichstraße war bei der Eröffnung 1881 Berlins größtes und modernstes Hotel. Der Architekt Hermann von der Hude schildert hier das Bauvorhaben.
eBook € 0,99 | eISBN: 978-3-7568-5134-8

• Auf epilog.de am 29. Januar 2023 veröffentlicht

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