Bau & ArchitekturWohnungsbau

Wärterhaus der Badischen Bahn zwischen Meßkirch und Sigmaringen

Deutsche Bauzeitung • 7.9.1871

Beim Bau der neuen badischen Bahnen geht man von dem Grundsatz aus, den manchmal in rauen Gegenden fern von den Ortschaften in der Einsamkeit wohnenden Bahnwärtern eine bequeme gesunde Wohnung und ein trauliches Heim zu bieten. Man ist schon lange davon abgekommen, an den Wohnungen des für den Betriebsdienst der Eisenbahnen so wichtigen Personals zu sparen und die Wohnungsräume der oft starken Familie auf nur eine Stube und eine kleine Küche zu beschränken. Wärterhaus der Badischen Bahn Die neuen Wärterhäuschen enthalten alle 2 Zimmer, Küche, heizbare Dachkammer, Keller, Geschirrkammer, Stall und Abort. Um den Dienst zu erleichtern, ist die Wohnstube gewöhnlich so angelegt, dass von dort aus die Bahn nach beiden Seiten übersehen werden kann.

Die Ausführung dieser Häuschen richtet sich nach den in den betreffenden Landesgegenden vorkommenden Baumaterialien und wechselt zwischen behauenen Sandsteinquäderchen, Raumauerwerk mit Spritzbewurf, sichtbarem Backsteinmauerwerk und Holz (Bohlenverschalung).

Die Gegend, durch welche die Bahn von Meßkirch über Krauchenwies nach Sigmaringen führt, ist an Steinen sehr arm, während Holz in großer Menge vorhanden ist. Aus diesem Grund hat man zur Ausführung der Wärterhäuschen auf dieser Bahn in fast allen Fällen den Holzreichtum zu Nutzen gemacht und hat die oberen Partien und die Anbauten durchweg aus Fachmauerwerk mit Bretterverschalung hergestellt, während die unteren Teile als Kalksteinmauerwerk mit Spritzbewurf behandelt sind.

Sockel und Eckquäderchen sind größtenteils aus gestockten, in der Gegend vorkommenden Kalksteinen hergestellt, während die Fenster- und Türeinfassungen aus weiter Ferne, aus den Rorschacher Sandsteinbrüchen um teures Geld bezogen werden mussten.

Da sich die Ziegelindustrie in hiesiger Gegend noch im primitivsten Zustand befindet, so wurden die Dachflächen mit rheinischen und belgischen Schiefersteinen eingedeckt.

Die Kosten eines solchen Wärterhauses belaufen sich auf 2000 – 2200 Taler.

•R.

• Auf epilog.de am 2. Oktober 2025 veröffentlicht

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