Berliner Bauwerke

Das Goldschmidtsche Wohnhaus

Unter den Linden Nr. 8
Architekt C. Heidecke

Deutsche Bauzeitung • 7.8.1880

Goldschmidtsche Wohnhaus

Das in den beigegebenen Zeichnungen nach Fassade und Grundriss dargestellte Wohnhaus, welches neben der im 1. Stockwerk gelegenen Wohnung des Besitzers noch zwei Mietwohnungen von annähernd derselben Größe enthält, steht in Bezug auf Raumbemessung unter den Berliner Gebäuden gleicher Art mit in erster Reihe. Wohnetagen, wie sie hier angelegt wurden – von 5,00 m bis 5,50 m lichter Höhe und rund 1330 m² bebauter Grundfläche mit etwa 20 einzelnen Räumen, unter denen vier oder fünf zusammenhängende Salons für gesellschaftliche Zwecke von 7 m Breite und 7 – 13 m Tiefe sich befinden – werden auch in den Mietshäusern einer Hauptstadt stets nur in geringer Zahl vertreten sein.

Die Anordnung des Grundrisses im Einzelnen bedarf nur geringer Erläuterungen. Maßgebend für die Einteilung desselben war der Umstand, dass in dem Haus ein besonders starker Equipagen-Verkehr zu erwarten war, dessen Geräusch von den Wohn- und Schlafzimmern nach Möglichkeit abgehalten werden musste. Goldschmidtsche Wohnhaus Das 22,9 m breite Grundstück, welches mit einem durch einen Mittelflügel verbundenen Vorder- und Hinterhause bebaut ist, wurde demzufolge in drei annähernd gleiche Achsen geteilt. Auf der rechten Seite sind der Eingang und die Durchfahrt nach der an der hinteren Grenze des Grundstücks befindlichen, für jede Wohnung vorhandenen Stallung, die Treppen und – in einem Querbau zwischen den beiden Höfen – die Wirtschaftsräume angeordnet, so dass hier nur je ein Zimmer an der Vorder- und der Hinterfront Platz gefunden hat. Die übrigen Zimmer gruppieren sich, durch den Korridor des Mittelflügels von den Höfen getrennt, um einen kleinen auf der linken Seite des Grundstücks angeordneten Garten, und zwar vorn die Empfangs- und Gesellschafts-Räume, in der Mitte die übrigen Wohn-, Schlaf-, Kinderzimmer etc., im Hinterhaus endlich noch eine Anzahl mit den Wohnungen im direkten Zusammenhang stehender, als Kontors benutzter Räume. Mittelflügel und Hinterhaus enthalten über dem obersten Stockwerk noch ein 3,50 m hohes Halbgeschoss, das zu Wohnungen für verheiratete Diener, Kassenboten etc. eingerichtet ist.

Die lichte Höhe der unteren Geschosse beträgt, wie schon oben bemerkt 5,00 m bzw. 5,50 m; die Schlafzimmer, welche zur Abhaltung des Geräusches doppelte Balkendecken erhalten haben, sind 0,50 m niedriger. Die Dekoration der Räume ist ihren Abmessungen entsprechend, jedoch im Allgemeinen einfach gehalten. Ihre Erwärmung erfolgt bei den Gesellschafts- und Wohnzimmern des Besitzers mittels einer Warmwasser-Heizung, im Übrigen mittels Kachelöfen.

Die Fassade, deren Achsen auf 3,70 m angelegt sind, ist in Zementputz hergestellt.

Die Kosten des i. J. 1877 erbauten Hauses exkl. der Stallungen haben i. g. 720 000 Mark [Entspricht im Jahr 2020 rund 8 Mill. €], d. i. pro m² bebauter Grundfläche 541,00 Mark, pro m³ 21,83 Mark betragen.

• Auf epilog.de am 2. Dezember 2022 veröffentlicht

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