Bau & ArchitekturWohnungsbau

Entwurf zu einem Arbeiter-Wohnhaus

Deutsche Bauzeitung • 20.4.1881

Einem von verschiedenen Seiten an uns gerichteten Wunsche entsprechend, veröffentlichen wir nachstehend eine Grundriss-Skizze des vom Architekten Karl Kolz in Lübeck verfassten Entwurfs zu einem Wohnhaus für 4 Tagelöhner-Familien eines mecklenburgischen Gutshofes, dem bei der von dem Landwirtschaftlichen Verein für Mecklenburg-Strelitz ausgeschriebenen Konkurrenz unter 34 Arbeiten der erste Preis zu Teil geworden ist. Der Verfasser gibt zu demselben folgende Erläuterungen, die insbesondere auf die für die Kosten der Ausführung maßgebende konstruktive Herstellung des Baues sich beziehen. Auf eine kritische Besprechung der Arbeit von unserer Seite glaubten wir, verzichten zu sollen.

Arbeiter-Wohnhaus

Das in Rede stehende Wohnhaus ist 26,00 m lang und 7,95 m exkl. der 0,13 m vorspringenden Pfeilervorlagen breit. Die Höhe zwischen Fußboden und Unterkante der Balken ist 2,60 m. Die Fundamente und Kellermauern, mit Ausnahme der Trennungsmauer der mittleren Keller, sind von Sprengsteinen in Kalkmörtel auszuführen, allseitig zu verzwicken und mit einer Isolierschicht aus doppellagiger Pappe zu versehen. Die Türschwellen und die Stufen vor den Eingängen sind aus behauenem Granit anzufertigen. Die Ringmauern sind massiv von Mauersteinen in Kalkmörtel 1½ bzw. 1 Stein stark, mit Verstärkungspfeilern 0,13 zu 0,38 bzw. 0,51, äußerlich gefugt und im Innern mit Kalk abgeputzt projektiert. Die inneren Wände sind von Luftsteinen in Lehm auszuführen, mit 4 Mauersteinschichten über den Fundamenten, mit 2 solchen Schichten unter den Balken, und in den Brandgiebeln mit 4 Schichten unter dem Dach; auch die inneren Türbogen mit den Widerlagern sind von Mauersteinen in Kalkmörtel herzustellen. Die Feuerherde mit Backöfen darunter, die Brandmauern, Rauchfangmäntel der Schornsteine werden von Mauersteinen in Kalkmörtel ausgeführt bzw. damit besetzt und die Schornsteinköpfe ausgefugt. Die mit Kocheinrichtung versehenen Öfen sind aus Kacheln zu setzen. Die Fußböden der Speisekammern, Küchen und Flure sowie die Keller werden flachseitig mit Mauersteinen gepflastert, die Wohnstuben und Schlafräume dagegen mit 3 cm starken Brettern auf Fußbodenlagern belegt. Die Decken erhalten einen halben Windelboden mit Strohlehm-Auftrag. Die Kellerräume werden eingewölbt und durch Kanalleitung ventiliert. Das Dach wird mit Falzziegeln gedeckt. – Zur Ventilation der Räume sind in den Ring- und Mittelmauern unterhalb der Decke 8 cm weite Drains einzumauern. – Das Stallgebäude ist hinter dem Wohnhaus gelegen gedacht und es haben deshalb die Mittelwohnungen einen gemeinschaftlichen Ausgang nach hinten erhalten. Hinter den Feuerherden sind die Einsteige-Luken der Keller, versteckt liegend, angeordnet. Letztere nehmen den Raum unter den Speisekammern bis an die massive Mittelmauer ein. Auf den Boden, wo sich noch eine Räucherkammer befindet, gelangt man mittels einer Klappleiter.

Das Wohnhaus ist veranschlagt zu5 917,55 M.
Das Stallgebäude ist veranschlagt zu695,90 M.
Zusammen6 613,45 M.

Mithin kostet jede Wohnung 1653,36 M. und rechnet man für Verzinsung, Amortisation, Reparaturen etc. 5 %, so hat jeder Arbeiter 82,69 M. jährliche Miete* zu zahlen.

*) Dies entsprach je nach Gewerk 15 – 25 % des Jahreslohns.

• Auf epilog.de am 9. März 2024 veröffentlicht

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