Feuilleton – Literatur
Science Fiction im deutschen Zeitungsroman
von Wolfgang Both
Bärzin • 31.12.2001
Der Zeitungsroman
Der erste Fortsetzungsroman der Zeitungsgeschichte war Robinson Crusoe von Daniel Defoe, der bereits 1719/20 in der Original London Post veröffentlicht wurde. Um einer Steuer zu entgehen, vergrößerten die englischen Blätter ihren Umfang durch einen Zusatz. Dieser sollte sich nicht zu sehr vom aktuellen Inhalt abheben und den Leser noch besser unterhalten. Ein mehrteiliger Roman war das geeignete Mittel. Hans Dominik: ›Atomgewicht 500‹ Die Woche Der Fortsetzungsroman, Zeitungsroman oder Feuilletonroman entwickelte sich nun sehr schnell zum unverzichtbaren Bestandteil einer Zeitung. (Feuilleton (franz.): Beilage, Beiblatt, Unterhaltungsteil der Zeitung)
Als Teil der Zeitung sollte er die gleichen Kriterien erfüllen, die auch für Nachrichten gelten: Die Meldung muss neu sein und doch an Vertrautes anknüpfen; über den Konflikt erzeugt sie Spannung oder Dramatik; ihre besonders geeigneten Themen sind Normabweichungen oder -verstöße (Skandale) sowie alles Merkwürdige und Mysteriöse. Und von Vorteil ist der lokale Bezug der Nachricht.
Danach steht der Zeitungsroman dem normalen Gehalt einer Zeitung – der Nachricht – näher, als es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein hat ¹. Erst die richtige Mischung von Fakten und Spekulationen macht den Erfolg einer Zeitung aus. Von ihrer Auswahl kann Expansion der Auflage oder Konkurs des Blattes abhängen. Je nach Leserschaft und Zielgruppe wurde der Romantyp gewählt. Man versuchte sogar, durch die Romanauswahl neue Abonnentengruppen zu erschließen. So berichtet Norbert Bachleitner in seiner Geschichte des deutschen Feuilletonromans ¹ von der konservativen Berliner Haude- und Spenerschen Zeitung, die 1872 ausgerechnet mit Paul Heyses Kinder der Welt (eine Auseinandersetzung zwischen Daseinsfreude und heuchlerischer Frömmigkeit) als Fortsetzungsroman startete. Die Leserschaft verzieh ihr das nie, zwei Jahre später musste sie mit der National-Zeitung fusionieren. Andere Zeitungen versuchten durch die Romanauswahl z. B. die Frauen in der Leserschaft zu binden.
Hans Dominik: ›Atlantis‹ - Die WocheZeitungen und Feuilleton
Nach dem Start in England erlebte der Zeitungsroman in Frankreich eine erste Blüte. Die französische Revolution 1789 brachte bürgerliche Freiheiten mit sich, die auch in der Literatur zu einer Entfaltung führten. Liberalere Pressegesetze bis hin zum Wegfall der Zensur öffneten den Zeitungsmarkt, billiger Massendruck senkte die Zeitungspreise. Merimée, Hugo, Balzac oder Dumas waren die Könige des Fortsetzungsromans. In Deutschland brachte die Aufhebung der Vorzensur (1848) und der Fall des staatlichen Anzeigenmonopols (1850) einen Aufschwung auf dem Zeitungsmarkt. In Konkurrenz zu den literarischen Zeitschriften boten die Herausgeber nun auch hier Unterhaltung nach französischem Vorbild. Als Abbild der kleinstaatlichen Struktur war der Zeitungsmarkt ebenfalls regional orientiert. Neben dem Abdruck bekannter Autoren entstand der Bedarf an Lokalkolorit in den Romanserien, wobei nicht nur der Heimatroman diese Anforderungen erfüllte. In der Folge bildeten sich Zwischenhändler, sogenannte Feuilleton-Korrespondenzen heraus. Sie sammelten Autoren und vermittelten ihre Werke. Auch Zeitungsverleger wie August Scherl in Berlin hatten eine solche Agentur im Unternehmen. Gleichzeitig entstand der Vorabdruck einer geplanten Buchausgabe in Form eines Fortsetzungsromans. Der Name des jeweiligen Autors wirkte als Magnet auf die Zielgruppe der Leser. Ob Fontane oder Dostojewski, Zola, Balzac oder Gerstäcker, sie alle waren als Autoren eines Zeitungsromans vertreten. Die Vorankündigung eines neuen Romans konnte ebenso zum Medienereignis werden wie die Meldung aus einem Fürstenhaus.
Hans Dominik: ›Ein Stern stürzt auf die Erde‹ - Berliner Illustrierte NachtausgabeUm die Jahrhundertwende gab es über 3000 Tageszeitungen in Deutschland, die einen jährlichen Bedarf von etwa 20 000 Romanen hatten. Dafür arbeiteten fast 40 Feuilletonkorrespondenzen. Kriegsbedingt verringerte sich die Zahl der Zeitungen (1917: 2900) und der Agenturen (1918: 15); bis zur nationalsozialistischen Gleichschaltung 1934 stieg sie wieder stark an (1934: 4700 / 25) ¹. Der Fortsetzungsroman konkurrierte mit den Literatur- oder Familienzeitschriften und anderen Monatsheften wie Jugend, Die Gartenlaube oder Uhu. Auch Wochenzeitungen bedienten sich bald dieses Unterhaltungsmittels.
Der Zukunftsroman in der Zeitung
Zur Unterhaltung und Bindung der Zeitungsleser eignet sich der Abenteuerroman sehr gut, da sein Spannungsbogen einen hohen Unterhaltungswert sichert und die ständige Verfolgung der Geschichte nötig macht. Aber auch andere Genres erfüllten diese Anforderungen: Bei einer Auswertung von etwa 1000 Romanen in 30 Zeitungen dominierte im Jahre 1936 der ›Gesellschafts-, Familien- und Liebesroman‹ mit 30,4 % aller Veröffentlichungen. Danach folgte mit 18,4 % der ›abenteuerliche und phantastische‹ Roman. Der Kriminalroman macht 14 % aller Fortsetzungsgeschichten aus, es folgen noch der Heimatroman, der historische Roman und der Milieuroman ². Ähnliche Relationen fand man in Bestand und Ausleihfrequenz von Leihbüchereien, die mit der Weltwirtschaftskrise einen enormen Aufschwung genommen hatten.
Dies änderte sich nach dem Krieg radikal: Bei einer Erhebung im Jahre 1954 lag der ›Liebes- und Unterhaltungsroman‹ mit 57,4 % weit vor dem Krimi (19,5 %), dem ›Frauen- und Familienroman‹ (5,5 %) sowie dem ›Reise- und Abenteuerroman‹ (5,2 %) ³. In den ersten Jahren des Wirtschaftswunders spielte der Science-Fiction-Roman noch keine Rolle; nur der Kriminalroman konnte in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre eine Spitzenposition erobern, was ebenfalls in den Statistiken der Leihbibliotheken nachweisbar ist.
Otto Willi Gail: ›Der Schuß ins All‹ - Münchner Illustrierte NachtausgabeAnlass für die Recherchen zu diesem Artikel war die Arbeit an der Biografie von Herbert Häußler, dem ersten deutschen Science-Fiction-Fan, der bereits ab 1930 Kontakt zum US-amerikanischen Fandom hatte. Einige seiner Berichte über Neuerscheinungen aus Deutschland erschienen schon vor der Buchedition in US-Fanzines ⁴. So stand ein ›bookreview‹ über C. V. Rocks Flug in die Erde in der Dezember-Nummer 1937 von Imagination, dem Fanzine von Forrest J. Ackerman in Los Angeles. Als offizielles Erscheinungsjahr des Buches aus dem Bremener Burmester-Verlag wird das Jahr 1938 angegeben. Die Mai-Ausgabe 1938 von Imagination enthält eine Kurzdarstellung vom Experiment im All des gleichen Autors, das 1939 bei Burmester in Bremen herauskam. Berücksichtigt man die Zeiten fürs Beschaffen, Lesen, Verfassen der Buchbetrachtung in Esperanto oder Englisch, für den Postweg nach Amerika, die Übersetzung ins Englische und die Fertigstellung eines Fanzines, so müssen Vorabdrucke greifbar gewesen sein.
Seine erste Begegnung mit der Science Fiction schilderte Herbert Häußler so:
»Zu dieser Zeit war es auch, als mir in einer Leihbücherei die ausgeschnittenen Zeitungsabschnitte einer Münchner Zeitung mit dem Roman Der Schuss ins All von Otto Willi Gail in die Hände gefallen sind. Diesen Roman habe ich verschlungen, und schon damals entfachte sich meine Begeisterung für Zukunftsromane.«
An einer anderen Stelle erwähnte er, dass dieser Roman etwa 1923/24 in den Münchner Neuesten Nachrichten abgedruckt war.
Beim Münchner Stadtmuseum begann ich meine Suche nach einem Beleg. Man verwies mich an den Süddeutschen Verlag, der als Nachfolger des Verlagshauses Knorr und Hirtl nun die Süddeutsche herausgibt. Dieser wiederum reichte mich an die Bayerische Staatsbibliothek weiter, da das Zeitungsarchiv im Krieg verloren ging. Durch Zufall las ich dann im Vorwort zu Gails Sachbuch über die Raketenfahrt, dass der Vorabdruck seines Romanerstlings in der Münchener Illustrierten Zeitung publiziert worden war. Dort war die Suche in der Bayerischen Staatsbibliothek endlich erfolgreich: Der Roman erschien ab Nummer 19 in Fortsetzungen zwischen dem 10. Mai 1925 bis zur Ausgabe Nummer 32 vom 9. August 1925.
Zeitungsroman vs. Buchedition
Es ist denkbar, dass viele Leser von Fortsetzungsromanen, die in Tageszeitungen erschienen die Ausschnitte gebunden ins Regal stellten. Zeitweise erschienen Zeitungsromane sogar im Hochformat, um sie besser binden zu können (Beispiele: Gails Schuss ins All, Tolstois Das Geheimnis der infra-roten Strahlen oder Dominiks Kautschuk).
Im Internationalen Zeitungsmuseum in Aachen pflegt man zwar Bestände aus über einem Jahrhundert, aber man kann nicht nach Themen recherchieren ( www.izm.org). In zahlreichen Bibliotheken und Museen (Staatsbibliothek, Deutsche Bücherei, Deutsches Historisches Museum) lagern Bestände an Tages- und Wochenzeitungen im Original oder als Rollfilm. Inzwischen ist sogar ein elektronischer Katalog im Internet verfügbar ( zdb-katalog.de), im dem die Standorte von Zeitungen und Zeitschriften recherchiert werden können. Aber deren Inhalte muss man sich selbst erschließen. So ist man auf Zufallsfunde angewiesen. Dabei ist Berlin mit Standorten und Beständen sehr gut ausgestattet. Die verschiedenen Bibliothekssysteme gestalten die Recherchen aber recht gewöhnungsbedürftig.
In der Literaturkritik findet das Feuilleton zwar Beachtung, aber der Fortsetzungsroman wird höchstens an Beispielen aus der Hochliteratur reflektiert. So erschienen Fontanes Frau Jenny Treibel (Deutsche Rundschau, 1891) oder Kellermanns Tunnel (Velhagen & Klasings Monatshefte 1912) als Vorabdrucke und wurden eifrig besprochen, was den Verlage die Möglichkeit eines Markttests gab. Der Vorabdruck wird nicht als verkaufsschädlich, sondern als verkaufsfördernd angesehen. Vielfach wird der Vorabdruck sogar angekündigt, in anderen Fällen auf die Buchausgabe hingewiesen. Über die Leserreaktionen kann man sich einen ersten Eindruck über den Erfolg verschaffen.
Und die gesamte Palette der Parteipresse von der Roten Fahne bis zum Völkischen Beobachter hat sich des Zeitungsromans bedient. Alle großen Tageszeitungen nutzten dieses Mittel der Leserbindung und -unterhaltung.
Damit ist der ›Zeitungsroman‹ keine eigenständige Romanform, sondern der Vorabdruck eines Buchromans, eine Vertriebsform für die Verlage. Auf dem Gebiet der Zukunftsromane (s. Liste am Ende) war der Hugenbergsche Pressekonzern führend, zu dem auch die UFA gehörte, die Romane wie Frau im Mond oder FP1 antwortet nicht verfilmte.
Vorankündigungen
In den kommunistischen Tageszeitungen wurde der Roman Meß Mend als Werk des amerikanischen Autors Jim Dollar angepriesen.
In der Roten Fahne schrieb ein »alter Literaturkenner, der Genosse R. M.« zum Fortsetzungsroman vom 1. November 1924 einen Leserbrief:
›Meß Mend‹ von Jim Dollar ist ein fantastischer Roman. Die handelnden Personen begehen unglaubliche, undurchführbare Handlungen. Aber ist nicht unser ganzes Zeitalter fantastisch? Ist nicht das ganze Leben unserer revolutionären Periode fantastisch? Und trifft es nicht ganz besonders für die Zeit der proletarischen Weltrevolution zu, die 1917 in Russland ihren ersten Sieg davongetragen hat? Sind wir nicht alle Zeugen davon, wie einfache, man könnte meinen Durchschnittsmenschen, große, fantastische Taten begehen? Als fantastischer Roman entspricht ›Meß Mend‹ durchaus dem Geschmack des Lesers der revolutionären Epoche. Die Fantastik des ›Meß Mend› ist eine gesunde, revolutionäre Fantastik, sie hat nichts gemein mit den billigen Abenteuern der Schundliteratur oder auch mit der reaktionären Fantastik des alten E. T. A. Hoffmann, der sein Material aus dem Teufelskram des Mittelalters schöpfte.
›Meß Mend‹ ist Bild des Kampfes zwischen dem Faschismus und Sowjetrussland, das von den amerikanischen Arbeitern unterstützt wird. Alle heroischen Taten, die im Roman begangen werden, sind nur dadurch denkbar, weil hinter ihnen das ganze Proletariat steht.
Nach seiner Biografie zu urteilen, ist der Verfasser Jim Dollar ein amerikanischer Arbeiter, der niemals Russland gesehen hat und es nur aus Erzählungen, Büchern und Zeitungen kennt. Ihm unterlaufen daher manche kuriosen Fehler. Aber trotz dieser ›Schönheitsfehler‹ ist ›Meß Mend‹ das erste bedeutende Werk auf dem Gebiet der revolutionären Romantik.
Auch andere kommunistische Tageszeitungen druckten diesem Roman anschließend nach ⁵. 1926 wurde das Pseudonym im Zusammenhang mit einer Filmproduktion in Sowjetrussland gelüftet; die Romanhefte wurden von Marietta Schaginjan verfasst.
Unbekanntes entdecken
Ab und zu gibt es einen Glücksfall bei der Durchsicht zahlloser Filmmeter und brüchiger Zeitungsseiten. Als bisher unbekannt entpuppte sich ausgerechnet der Roman Der Freiheit entgegen! 1929 im Völkischen Beobachter. Die weiteren Forschungen ergaben, dass er bisher nicht in Buchform erschienen ist*. *) 2004 erschien die kommentierte Buchausgabe von Der Freiheit entgegen beim Berliner Shayol-Verlag. Des Weiteren bleibt der Autor unbekannt. Trotz Suche im Nürnberger Stadtarchiv, im Bundesarchiv sowie in Kürschners Literaturkalender ist keine Spur von ihm zu finden.
Während Renn und Remarque ihre Schlachtfelderlebnisse 1914/18 in heute noch beachteten Anti-Kriegsromanen aufarbeiteten (die auch als Fortsetzungsromane gedruckt wurden), erschien gleichzeitig eine Fülle von national-völkischen Utopien, die erst dem verlorenen Kaiserreich nachtrauerten, dann auf eine nationale Wiedergeburt setzten ⁶.
In diese Serie reiht sich Der Freiheit entgegen! Ein Roman von Deutschlands Zukunft von Wilhelm Lehner, Nürnberg, ein. Er erschien zwischen Januar und März 1929 im Völkischen Beobachter. Ein zentrales Motiv dieser Werke ist die Versailles-Revanche, aber auch das Führer-Motiv, das Rückzugs-Motiv (aus Abscheu vor der Weimarer Republik) und das Wiedergeburts-Motiv sind Themen dieser Zeit. Schon die Untertitel der Bücher jener Zeit (»Die Geschichte der nächsten Befreiung«, »eine militärisch-politische Prophezeiung« oder »eine Warnung und ein Ziel, ein sozialer Zukunftsroman«) tragen die Programmatik des Werkes in sich, die sich nicht von der literarischen Massenware abheben, sondern sich Kampfschriften und Pamphleten nähern.
In Lehners Roman beschwören ehemalige Frontflieger den alten Korpsgeist und bauen heimlich eine neue Luftwaffe, um sich vom Versailller Schandfrieden zu befreien. Ein schussfestes Supermetall, modernste Giftgasbomben und weitere Innovationen stellen den technischen Vorsprung vor dem Erzfeind Frankreich sicher, der schon den Rhein überschritten hat und Deutschland gemeinsam mit Polen und der Tschechslowakei in die Zange nimmt.
Zuvor quälte den Protagonisten Hartmann aber das Heimweh: Patriotismus lässt ihn aus Südamerika in sein geschundenes Heimatland zurückkehren, das er nach der Demobilisierung der kaiserlichen Luftwaffe verließ. Gemeinsam mit den Fliegerkameraden im Ministerium, in der Aluminiumhütte und auf dem Flugplatz wird ein überlegenes Flugzeug konstruiert und gebaut, mit dem die feindliche Luftwaffe zurückgeschlagen, ein Vergeltungsangriff auf Verdun (!) und ein ultimativer Angriff auf Paris geflogen werden. Da die republikanische Regierung in Berlin immer noch mit den »Volksverrätern von 1918« besetzt ist, bleibt den Frontkameraden kein anderer Weg zur Befreiung Deutschlands. Zwanzig Jahre nach dem Schmachfrieden erklärt die französische Regierung unter dem Brummen der Bombermotoren den Versailler Vertrag für null und nichtig. Auf ihrem Rückflug sehen die Helden, wie auf dem Straßburger Münster schon die Reichsflagge gehisst wird. Zwischendurch findet Hartmann seine Jugendliebe Gerda wieder, und sie werden ein Paar – eine Liebesgeschichte ist also auch enthalten.
Hans Dominik im Fortsetzungsroman
Einer der Vielschreiber in den 1920er und 30er Jahren war Hans Dominik. Der studierte Maschinenbauer und Elektrotechniker wechselte Anfang des 20. Jahrhunderts aus der PR-Abteilung großer Konzerne in die Berliner Presse. Seit 1905 war er beim Scherl-Verlag als Fachjournalist tätig. Hier erschien Ende 1921 / Anfang 1922 sein erster Roman in Die Woche. Die positive Resonanz auf den Fortsetzungsroman veranlasste den Verlag zu einer schnellen Reaktion: Noch im gleichen Jahr kam das Buch heraus.
Allein für Dominik konnten bisher 12 Fortsetzungsromane in Tages- und Wochenzeitungen nachgewiesen werden. Hier und da wurde auf das bevorstehende Erscheinen der Buchausgabe verwiesen.
Veröffentlichungen in der NS-Presse wurden nicht gefunden. Selbst Dominiks 70. Geburtstag fand im Völkischen Beobachter (trotz eines Glückwunschtelegramms von Reichs-Propagandaminister Goebbels ⁷ keine Erwähnung. Aber sein Hausverlag widmete ihm einen Artikel im Berliner Lokal-Anzeiger. Dort findet sich auch zwischen Automobil- und Geschäftsannoncen eine Anzeige des Scherl-Verlages für die Dominik-Romane in der Kassette zu 22,50 RM.
Liste von Dominik-Fortsetzungsromanen
- Die Macht der Drei in Die Woche Nr. 48 vom 3.12.1921 bis Nr. 21 vom 27.5.1922
Buchedition: Juni 1922, Keils Nachfolger Leipzig
Neuausgabe: 2016, edition.epilog.de - Die Spur des Dschingis-Khan in Die Woche Nr. 22 vom 2.6.1923 in 20 Folgen bis Nr. 43 vom 27.10.1923
Buchedition: Oktober 1923, Keils Nachfolger Leipzig - Atlantis in Die Woche Nr. 6 vom 7.2.1925 in 22 Folgen bis Nr. 27 vom 4.7.1925
Buchedition: 1925, Keils Nachfolger Leipzig - Der Brand der Cheopspyramide in Funk-Stunde Nr. 50 vom 12.12.1926 bis Nr. 20 vom 15.5.1927 ⁸ ⁹
Buchedition: Mai 1927, Keils Nachfolger Berlin und Leipzig - Das Erbe der Uraniden in Die Woche Nr. 43 vom 22.10.1927 bis Nr. 2 vom 14.1.1928
Buchedition: März 1928, Keils Nachfolger Berlin - König Laurins Mantel in Fridericus/Beilage Die Schildwache Nr. 16/1929 (April) bis Nr. 39/1929 (September) ⁸ ⁹
Buchedition: November 1928, Keils Nachfolger Berlin - Kautschuk im Berliner Lokal-Anzeiger vom 25.9.1930 in 30 Folgen bis zum 29.10.1930
Buchedition: Oktober 1930, Keils Nachfolger Leipzig - Befehl aus dem Dunkel in Die Woche ab Nr. 7 vom 18.2.1933 in 11 Folgen bis Nr. 18 vom 6.5.1933
Buchedition: April 1933, Keils Nachf. Berlin - Ein Stern stürzt auf die Erde in der Berliner Illustrierte Nachtausgabe Nr. 31 vom 6.2.1934 in 34 Folgen bis Nr. 65 vom 13.3.1934
Buchedition: September 1934, Koehler & Amelang Leipzig (dann unter dem Titel Ein Stern fiel vom Himmel) - Atomgewicht 500 in Die Woche Nr. 25 vom 19.6.1935 in 15 Folgen bis Nr. 39 vom 25.9.1935
Buchedition: Oktober 1935, Scherl Berlin - Lebensstrahlen in Die Woche Nr. 31 vom 3.8.1938 in 13 Folgen bis Nr. 43 vom 26.10.1938
Buchedition: Oktober 1938, Scherl Berlin - Treibstoff SR in Die Woche ab Nr. 31 vom 31.7.1940 in 11 Folgen bis Nr. 41 vom 9.10.1940 ⁹
Buchedition: 1940, Scherl Berlin
Auswahl von SF-Fortsetzungsromanen in Zeitungen
- Der schwarze Ring von Otto Flake in Zeit im Bild ab Nr. 24 vom 11.6.1914 in 18 Folgen bis Nr. 42 vom 15.10.1914
Buchedition: 1916, S. Fischer-Verlag Berlin (unter dem Titel Horns Ring) ¹⁰ - Die eiserne Ferse von Jack London in Die Rote Fahne, Ausg. 18 vom 23.1.1923 in 68 Folgen bis 25.4.1923
Buchedition: 1922, Wöhrle Konstanz - Das Gold im Meere – ein phantastischer Roman von Ernst Klein in New Yorker Staatszeitung ab 18.2.1923 ¹⁰
- Aelita von Alexej Tolstoi in Österreichischen Arbeiterzeitung 1923/24 ¹¹
Buchedition: 1924, Allg. Verlagsanstalt München - Dizzy – Erzählung aus dem Jahre 1950 von Alexander Guidony in Die Rote Fahne ab Ausg. 124 vom 7.10.1924 in 18 Folgen bis Ausg. 143 vom 29.10.1924
Buchedition: 1924, Malik-Verlag Berlin - Meß Mend von Jim Dollar (Psd. Marietta Schaginjan) in Die Rote Fahne von Ausg. 146 vom 1.11.1924 bis Ausg. 42 vom 19.2.1925
Buchedition: 1925, Neuer Deutscher Buchverlag Berlin (unter dem Titel Mess Mend) - Der Schuss ins All von Otto Willi Gail in Münchner Illustrierte Presse Nr. 19/1925 vom 10.5.25 bis Nr. 32/1925 vom 9.8.25
Buchedition: 1925, Bergstadt Breslau - Die Insel der Unsterblichen von Thea von Harbou in Die Woche Nr. 45 vom 7.11.1925 in 12 Folgen bis Nr. 5 vom 30.1.1926
Buchedition: 1926, Scherl Berlin - Es liegt eine Krone im tiefen Rhein … von Karl Schworm in Völkischer Beobachter ab Nr. 119 vom 26.5.1926 in 26 Folgen bis Nr. 205 vom 5./6.9.1926
Buchedition: 1928, Lhotzky München (Es liegt …; Ein Roman aus Deutschlands Vergangenheit und Zukunft) - Menschen, Göttern gleich von H. G. Wells im Vorwärts von Nr. 41 vom 25.1.1928 in 79 Folgen bis Nr. 197 vom 26.4.1928 ¹¹
Buchedition: 1927, Zsolnay Berlin/Wien - Das Geheimnis der infra-roten Strahlen von Alexei Tolstoi in Arbeiter-Illustrierte-Zeitung, Nr. 34 vom 24.8.1927 in 25 Folgen bis Nr. 8 vom 22.2.1928
Buchedition: 1928, Neuer Deutscher Verlag Berlin - Frau im Mond von Thea von Harbou in Die Woche, Nr. 44 vom 3.11.1928 in 5 Folgen bis Nr. 49 vom 8.12.1928
Buchedition: 1928, Scherl Berlin - Der Freiheit entgegen – Ein Roman von Deutschlands Zukunft von Wilhelm Lehner in Völkischer Beobachter ab 20./21.1.1929 in 54 Folgen bis zum 27.3.1929
Buchedition: 2004, Shayol Berlin - Das Geheimnis der Hammada von Gustav Renker in Die Woche, Nr. 11 vom 15.3.1930 bis Nr. 19 vom 10.5.1930
Buchedition: 1938, Bergland-Buch Salzburg/Wien/Leipzig (unter dem Titel Die Stadt in der Wüste) - FP 1 antwortet nicht von Curt Siodmak in Die Woche, Nr. 30 vom 25.10.1930 in 6 Folgen bis Nr. 49 vom 6.12.1930
Buchedition: 1932, Scherl Berlin - Ruf der Sterne von Erich Dolezal in Völkischer Beobachter, 44(1931)213 vom 1.8.1931 in 44 Folgen bis 44(1931)283 vom 10.10.1931
Buchedition: 1931, Krystall Wien/Berlin - Front gegen Europa von Hans Joachim Flechtner in Berliner Illustrierte Nachtausgabe ab Nr. 6 vom 8.1.1934 in 24 Folgen Nr. 30 vom 5.2.1934
Buchedition: 1934, Janke Leipzig - Detatom von Paul Eugen Sieg in Berliner Lokal-Anzeiger, 53(1935)228 vom 22.9.1935 in 29 Folgen bis 53(1935)257 vom 26.10.1935
sowie unter dem Titel Das Rätsel Detatom in Hannoverscher Anzeiger vom 24.11.1935 bis zum 11.1.1936
Buchedition: 1936, Scherl Berlin - Kämpfer gegen Kometen von Walter Wyk (Psd. Johannes Wüsten) in Volks-Illustrierte Prag Nr. 49 vom 8.12.37 bis Nr. 20 vom 18.5.38 (nicht in Nr. 18)
Buchedition: 1992, Aufbau-Verlag Berlin
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr soll sie Leser und Interessierte anregen, die Suche nach Zeitungsveröffentlichungen fortzusetzen und die Liste fortzuschreiben.
Quellen
¹) Bachleitner, Norbert: Kleine Geschichte des deutschen Feuilletonromans, Narr-Verlag Tübingen 1999
²) Eckert, Gerhard: ›Der Zeitungsroman im Jahre 1936‹, Der Deutsche Schriftsteller 2(1937)9, S. 197–201
³) Schütz, Walter: ›Deutsche Tagespresse in Tatsachen und Zahlen‹, Publizistik 1/1956, S. 31–48 (nach ¹)
⁴) Both, Neumann, Scheffler: Herbert Häußler – Der erste deutsche SF-Fan, Andromeda SF Magazin 148/2002
⁵) ›Mess Mend oder die Yankees in Leningrad‹, Vorwort der Anabas-Ausgabe 1984
⁶) Hermand, Jost: Der alte Traum vom neuen Reich – Völkische Utopien und Nationalsozialismus, Beltz Athenäum, Weinheim 1985
⁷) Jäckel, Peter (Berlin): ›Hans Joachim Dominik‹, Bärzin Nr. 21/2000, S. 17–22
⁸) Jäckel, P.: persönliche Mitteilung
⁹) Miehlke, Holger: pers. Mitteilung
¹⁰) Thadewald, Wolfgang: SFGH-Nachrichten 197/2001, Bärzin Nr. 25/2001
¹¹) Schubert, Gerd: › Jules Verne im Ungarischen Lloyd (1867–1876)‹, Bärzin Nr. 20/2000, S. 3–37