FeuilletonKüche & Haushalt

Die Dampfwaschanstalt

Pfennig Magazin • 10.10.1835

Das Reinigen der Wäsche ist eine jener hauswirtschaftlichen Verrichtungen, bei welchen Verbesserungen darum sehr langsam eingeführt werden, weil ihre unmittelbare Ausführung meist dem Gesinde überlassen ist. Das beim gewöhnlichen Verfahren übliche Reiben, Ringen und Klopfen der Wäsche vermindert die Dauer derselben ungemein, auch sollte z. B. auf die Beschaffenheit der Lauge weit mehr Aufmerksamkeit verwendet werden, als gewöhnlich der Fall ist, wenn sie dem Gewebe nicht schaden soll. Manche dieser Nachteile werden zwar beim Gebrauch der Nürnberger Waschmaschinen vermindert, und da dieselben außerdem eine bedeutende Ersparnis an Arbeit und Aufwand gewähren, so verdienten sie allgemeinere Anwendung als bisher. Sie bestehen aus einer Tonne, durch deren Mitte eine von außen drehbare, unten mit einem Teller und mehren Armen versehene Welle geht. Die vorher eingeweichte Wäsche wird partienweise in einen leinenen Beutel und mit diesem in die Tonne getan, dort mit heißem Seifenwasser übergossen, und nachdem die Tonne fest verschlossen worden, durch Umdrehen der Welle darin hin und her geschüttelt. Die Wäsche reinigt sich dadurch von selbst und die weitere Behandlung bleibt die gewöhnliche, nur wird das Wasser durch Pressen daraus entfernt.

Wo die Verhältnisse aber die Einrichtung großer Waschanstalten erlauben, verdienen vor allen die Dampfwaschanstalten den Vorzug. Eine solche besteht in Vaugirard bei Paris und das darin beim Reinigen der Wäsche beobachtete Verfahren schließt alles aus, was ihr schädlich werden könnte. Die Wäsche wird zuerst eingeweicht und dann in verschlossenen Räumen heißen Dämpfen ausgesetzt, aus denen sie völlig gesäubert hervorgeht. Die eingesogene Nässe wird durch angemessenes Pressen entfernt und die Sorgfalt geht so weit, dass für den Winter heizbare Trockenhäuser eingerichtet sind, um das dem Gewebe ebenfalls nachteilige Gefrieren der Wäsche zu vermeiden.

Die Wäsche wird hier also weder gerieben noch gerungen, gebürstet oder geklopft; ein mit chemischen Kenntnissen ausgerüsteter Vorsteher der Anstalt bürgt für die Anwendung zweckmäßiger Laugen, und besonders wichtig ist die durch die Dämpfe bewirkte Entfernung jedes Krankheitsstoffes aus der Wäsche; dennoch braucht nicht mehr dafür bezahlt zu werden, als für das Waschen durch gewöhnliche Wäscherinnen. Wöchentlich zweimal sendet die Anstalt ihre Wagen nach Paris, um die gereinigte Wäsche abzuliefern und die schmutzige zu holen, für die noch besondere Gewähr gegen Feuersgefahr geleistet wird.

• Auf epilog.de am 14. Juli 2024 veröffentlicht

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