VerkehrFernmeldewesen

Der nordatlantische Telegraf nach Amerika

Illustrirte Zeitung • 26.1.1861

Voraussichtliche Lesezeit rund 9 Minuten.

Die im Juni 1860 zur Untersuchung des nördlichen Teils des Atlantischen Ozeans abgegangene Dampffregatte Bulldog hat unter der geschickten Leitung des bekannten Nordpolfahrers Kapitän Mac Clintock trotz der gewaltigen Stürme dieses Herbstes die Zwecke, wegen derer sie ausgesandt worden, vollständig erreicht. Es galt bekanntlich zu untersuchen, ob die Verhältnisse es gestatteten, eine telegrafische Verbindung zwischen England und Amerika durch diesen Teil des Atlantischen Meeres herzustellen, und zwar ging der Vorschlag dahin, das Telegrafentau in verschiedenen Seetionen von Schottland nach den Färöern, von dort nach Island, von hier nach Grönland und dann nach Labrador zu legen. Von Labrador sollte die Linie über Land bis zum Lorenzstrom und dann über Kanada nach den Vereinigten Staaten laufen. Die Expedition Mac Clintocks sollte diese Frage nicht entscheiden, sondern die Entscheidung nur durch Sondierungen vorbereiten. Sie war rein hydrographischen Charakters. Im Folgenden geben wir die Resultate, die sie geliefert.

Die nautische Einheit ›Faden‹, mit der Tiefen angeben wurden, war in den seefahrenden Ländern unterschiedlich definiert, entspricht aber in etwa einer Länge von 1,7 – 1,9 Metern.

Der Bulldog verließ Spithead am 24. Juni 1860 und traf am 28. in Storeaway ein, von welchem Ort er nach Einnahme frischer Kohlen am 2. Juli nach den Färöern abging. Am 4. wurde der Hauptort dieser Inselgruppe, Tórshavn, dann die Reede von Vestmanna erreicht. Am 6. trat der Dampfer die Fahrt nach Island an, während welcher die ersten Sondierungen vorgenommen wurden, so dass man vier volle Tage bedurfte, um nach Island zu gelangen. Man stellte 24 Sondierungen an, indem man alle vier Stunden das Senkblei fallenließ. Dasselbe zeigte nacheinander folgende Tiefen: 63, 254, 260, 43, 56, 53, 85, 184, 277, 267, 264, 269, 253, 252, 244, 250, 350, 682, 127, (368), 64, 100, 56, 49, 42, 640, 445 Faden – alles mäßige Tiefen, die keine großen Unterschiede zeigen und eine ziemliche Regelmäßigkeit des Meeresbodens anzeigen. Nur die eingeklammerte Zahl zeigt in Vergleich mit der vor und der nach ihr stehenden eine bedeutende Abweichung, und wenn auch in der Nähe der isländischen Küste eine plötzliche Senkung von 42 zu 640 Faden gefunden wurde, so ist anzunehmen, dass dies eine Ausnahme und der Meeresboden auch hier im Allgemeinen eben ist. Der während der Fahrt mit dem Sondierapparat heraufgebrachte Boden war entweder Sand oder Schlamm, doch fand man zwischen der tiefsten Stelle und Island häufig Muscheln und Bruchstücke von Muscheln. Die Temperatur des Wassers wechselte bei 100 Faden zwischen 6° und 9° C.

Weiterlesen mit
epilog.de

Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst

  • Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
  • PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
  • weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame

und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.

Ich bin bereits Mitglied und möchte mich anmelden.

• Auf epilog.de am 6. Juli 2017 veröffentlicht

Reklame