U-Bahn in Berlin

Die neuen Strecken der Berliner Hoch- und Untergrundbahn in Charlottenburg

Polytechnisches Journal • 3.3.1906

Voraussichtliche Lesezeit rund 10 Minuten.

Vor einem Kreis von Fachleuten fand kürzlich eine Besichtigung der Erweiterungsstrecken der Berliner Hoch- und Untergrundbahn in Charlottenburg statt. Dem bei dieser Gelegenheit Gesehenen und Gehörten sind nachstehende Angaben über den äußerst interessanten Bau entnommen, die in der Voraussetzung mitgeteilt seien, dass jeder weitere Ausbau einer Verkehrseinrichtung, wie der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, in Hinsicht auf die heutzutage so oft erörterten Berliner Verkehrsfragen für Laien und Fachleute sowohl ein allgemein-technisches wie auch verkehrstechnisches Interesse haben dürfte.

Wenn die neue Strecke – wie wir weiter unten sehen werden – in teilweise noch wenig bebaute Gegenden Charlottenburgs und Westends führt und somit mangels eines ausreichenden Verkehrs eine Ertragsfähigkeit dieser Teile der neuen Bahn zunächst nicht sicher ist und wohl auch nicht erwartet wird, so muss für die Gesellschaft für Hoch- und Untergrundbahnen eine bestimmte Veranlassung vorgelegen haben, die Strecke dennoch so weit auszubauen. Und in der Tat ist hierbei die Gesellschaft einem ihr von drei Seiten nahegelegten Wunsche gefolgt. Zunächst ist es der preußische Fiskus, der eine Verbindung der in Frage stehenden Gebiete mit dem Innern der Reichshauptstadt – und zwar in Anlehnung an die vom Kaiser angeregte und teilweise schon ausgeführte sogen. Heerstraße Berlin – Döberitz – wünscht; sodann muss die Gemeinde Charlottenburg ein lebhaftes Interesse an einer Verkehrsverbindung der bisher nur wenig oder gar nicht vom Verkehr berührten Gegenden von Witzleben, des Königsweges [Wundtstraße] usw. haben, wodurch eine weitere Möglichkeit der Ausdehnung der in letzter Zeit mächtig emporgeblühten Stadt Charlottenburg gegeben ist; und schließlich ist es die Neu-Westend-Terrain-Gesellschaft, die eine schnelle und billige Verbindung Westends mit Berlin herbeisehnt und die daher ebenfalls eifrig für die Fortsetzung der Untergrundbahn wirkte. Diesen drei Faktoren, deren Hilfe sowohl in materieller Unterstützung, wie auch in einer Förderung der Vertrags-, Konzessions-, Übergabegeschäfte usw. bestand, ist die unverzügliche Inangriffnahme und die teilweise schnelle Vollendung der neuen Strecke neben den beteiligten ausführenden Gesellschaften – der Gesellschaft für Hoch- und Untergrundbahnen und den Siemens-Schuckert-Werken – zu verdanken.

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Nach der Eröffnung der Berliner Hoch- und Untergrundbahn 1902 war das Interesse der gut situierten westlichen Berliner Vororte an einem Schnellbahnanschluss geweckt. Selbstbewusst und mit der Unterstützung finanzkräftiger Terraingesellschaften entwickelten die Städte Charlottenburg und Wilmersdorf Pläne für die Erweiterung der Berliner U-Bahn, wobei die Beteiligten teilweise sehr eigenwillige Vorstellungen zur Streckenführung hatten. In diesem Buch schildern ausgewiesene Experten in zeitgenössischen Original-Beiträgen die Entwicklung der Schnellbahnen vom Nollendorfplatz nach Ruhleben, Krumme Lanke und zum Kurfürstendamm zwischen 1906 und 1930. Rund 150 Zeichnungen und Fotos illustrieren dieses Zeitdokument der Berliner Verkehrsgeschichte.
  PDF-Leseprobe € 16,90 | 114 Seiten | ISBN: 978-3-7578-8381-2

• Auf epilog.de am 28. April 2023 veröffentlicht

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