Schifffahrt in und nach Berlin

Kanalisierung der Unterspree von den Dammmühlen in Berlin bis Spandau

Von Adolf Wiebe

Zentralblatt der Bauverwaltung • 9.7.1881

Voraussichtliche Lesezeit rund 29 Minuten.

Die Spree besitzt oberhalb der Stadt Berlin im Spreewald und in den großen Seen, die sie durchfließt, Regulatoren, welche bewirken, dass ihre Wasserführung gleichmäßiger über das Jahr verteilt ist als bei den meisten anderen norddeutschen Flüssen. Dessen ungeachtet gehen aus den Frühjahrs-Hochwassern fast alljährlich Unzuträglichkeiten, sowohl für die Stadt Berlin und ihre Umgebungen als auch für die Schifffahrt hervor, wogegen bei niedrigen Wasserständen in der Unterspree die nötige Schifffahrtstiefe mangelt. Die erstere dieser Erscheinungen hat ihre Ursache in der mangelhaften Anlage der Stauwerke der ehemaligen Dammmühlen, die andere in der unzureichenden Beschaffenheit des Flussbettes.

1. Gegenwärtige Zustände

a. Die Oberspree

Bis zum Jahr 1873, solange die Berliner Mühlwerke vonseiten des Staats für eigene Rechnung betrieben wurden, unterlag zwar die Handhabung des Staus einer Beschränkung dahin, dass zwischen dem Ober- und Unterwasser eine bestimmte, mit der zunehmenden Höhe der Wasserstände geringer werdende Differenz eingehalten werden sollte; durch diese Vorschrift konnten jedoch übermäßige Anstauungen des Wassers so wenig verhütet werden, dass beispielsweise im Jahr 1855 das Oberwasser auf 1,64 m über seinen mittleren Stand stieg. Nach erfolgter Veräußerung der Mühlengebäude und Verpachtung der Wasserkraft hat zwar die Regelung des Staus einer schärferen Kontrolle unterzogen werden können, wodurch die Anschwellungen des Oberwassers insoweit ermäßigt worden sind, dass u. a. im Jahre 1876, dessen Hochwasser demjenigen des Jahres 1855 als gleichwertig zu erachten ist, sich das Oberwasser nur noch 1,30 m über den mittleren Stand erhob, immerhin aber haben die geringe Gesamt-Lichtweite der in verschiedene Wassergänge zerlegten Mühlengerinne und die große Höhenlage der Fachbäume zur Folge, dass die Gerinne den ihnen zukommenden Anteil am Hochwasser nicht zu fassen und schnell genug abzuführen vermögen. Unter solchen Verhältnissen sind selbst in der neuesten Zeit, nachdem mit dem Jahr 1880 das Pachtverhältnis gelöst, die Mühlenräder beseitigt und die Handhabung des Staus ausschließlich der Königlichen Wasserbauverwaltung übertragen worden, nachteilige Überschwemmungen der Ländereien an der Oberspree bis Köpenick hin nicht zu vermeiden gewesen.

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Die Versorgung der aufblühenden Metropole Berlin per Schiff wurde immer wieder durch die stark schwankenden Wasserstände der Spree behindert. So entstanden Pläne, die Spree zwischen Berlin und Spandau zu einem kanalisierten Schifffahrtsweg auszubauen, an denen Adolf Wiebe maßgeblich beteiligt war.
eBook € 1,99 | eISBN: 978-3-7562-1975-9

• Auf epilog.de am 1. September 2022 veröffentlicht

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