Bau & ArchitekturBrücken

Die Grundsteinlegung der Göltzschtalbrücke

Illustrirte Zeitung • 27.6.1846

Voraussichtliche Lesezeit rund 17 Minuten.

Mehr als 2½ Jahre sind verflossen, seit wir die sächsisch-bayerische Eisenbahn zum ersten und letzten Mal ausführlicher besprochen haben. In diesem Zeitraum ist dieselbe ihrer Vollendung um ein Bedeutendes näher gerückt, mehr als die Hälfte ihrer ganzen Länge wird jetzt befahren, der übrige Teil der Linie ist festgestellt und bereits im Bau begriffen, am 31. Mai 1846 aber wurde der Betrieb bis über die Grenze des Vogtländische Kreises hinaus ausgedehnt und gleichzeitig der Grundstein zu dem großartigsten Bauwerke nicht nur dieser Bahn allein, sondern aller bisher in und außer Deutschland ausgeführten Eisenbahnen gelegt. Unmöglich können und dürfen wir es daher länger verschieben, von den Verhältnissen und den Fortschritten dieser Bahn Bericht zu erstatten.

Die Längenangaben und andere Maße des Originaltextes wurden in das metrische System umgerechnet.

In Betreff der Geschichte des Unternehmens sei daran erinnert, dass die gut 38 km lange Bahnstrecke von Leipzig bis Altenburg am 19 September 1842 eröffnet wurde und am 15. März 1844 auch die rund 24 km lange Strecke von Altenburg bis Crimmitschau – bereits seit dem 10. Januar zu Steintransporten benutzt – dem Betrieb übergeben werden konnte. Bis dahin gab es außer mehreren Überbrückungen der Pleiße keine großen Schwierigkeiten zu überwinden; überaus schwierig aber war die nur 20 km lange Strecke von Crimmitschau über Werdau nach Zwickau. Hier kommen zwischen Werdau und Crimmitschau, welche Sektion Ende März 1843 in Angriff genommen wurde, 52 Kunstarbeiten vor, worunter ein Viadukt bei Langenhessen über den Pfarrgrund, 118 m lang, 18½ m hoch; eine Pleißenbrücke bei Carthause, 52½ m lang; eine Talüberbrückung über die Neustadt-Werdau, 60 m lang und 15½ m hoch. Zwischen Werdau und Zwickau, im Angriff seit September 1843, kommen auf einer noch nicht 12 km langen Strecke, auf welcher ein sehr bedeutender, durch die Wasserscheide zwischen Pleiße und Mulde gebildeter Bergrücken überschritten werden musste, außer 27 kleinern Brücken usw. folgende größere Kunstarbeiten vor: Viadukt über das Tal des Leubnitzbach und das Dorf Leubnitz, 184 m lang, 23¾ m hoch; Viadukt bei Steinpleis über den Beiersdorfer Bach, 125 m lang, 22 m hoch; Viadukt über den Neumarker Bach, 225 m lang und 22½ m hoch; zwei andere Überbrückungen und eine Pleißebrücke bei Lichtenkanne, 60 m lang. Sonach kann es nicht Wunder nehmen, wenn diese Strecke sehr kostspielig gewesen ist; während nämlich die 62 km von Leipzig bis Crimmitschau in runder Summe nur 2 600 000 Thlr. gekostet haben, stellen sich die Kosten der Strecke von Crimmitschau bis Zwickau, die der Länge nach nicht den dritten Teil der erstern erreicht, auf beinahe 2 Mill. Thlr. Die Vollendung dieser Strecke nahm auch weit mehr Zeit als man erwartet hatte in Anspruch; erst am 7. September 1845 konnte die Eröffnung bis Zwickau erfolgen, die man schon ein Jahr früher beabsichtigt hatte.

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• Auf epilog.de am 31. Mai 2021 veröffentlicht

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