Bau & ArchitekturBrücken

Eiserne Fußgängerbrücke im
Schlossgarten von Meiningen

Zentralblatt der Bauverwaltung • 20.2.1886

Der von prächtigen alten Bäumen gezierte Schlossgarten des Herzogs von Meiningen wird nach Westen hin durch die Werra von dem beliebtesten Spaziergang der Residenzbewohner, dem Herrnberg, getrennt. Eine unmittelbare Verbindung zwischen diesen beiden naturschönen und wohlgepflegten, zu Berg und Tal sich ergänzenden Parkhälften ist seit längerer Zeit geplant gewesen, doch erst im Sommer 1882 wurde dem Gedanken ernstlich näher getreten. Vor den Augen des kunstsinnigen und kunstübenden Fürsten fand von verschiedenen Entwürfen der in der Abbildung hier beigefügte Gnade. Die Ausführung des Entwurfs erfolgte im Winterhalbjahr 1882 auf 1883. Als der Frühling die reichen Baumgruppen an den Ufern der Werra mit frischem Laub bekleidete und die schwellenden Äste ihre Spitzen in das spiegelnde Wasser tauchten, da ergab sich, dass die Brücke, die über Winterszeit entstanden war, der Landschaft wohl anstand.

Der Bauausführung selbst ward die Gunst des Schicksals insofern nicht ungetrübt zu Teil, als ein Hochwasser die Aufstellungsgerüste entführte, die Aufdeckung eines alten Wallgrabens am Ufer die Grundmauerung erschwerte und ein heftiger Frost die weither vom Rhein verschriebenen Basaltlava-Widerlagssteine nur zur Hälfte wohlbehalten ankommen, die anderen zwei aber auf der Fahrt aufgefrieren ließ.

Die Ausführung der Eisenarbeit lag in der Hand der Nöllschen Wagenbauanstalt in Würzburg, welche die Aufgabe mit anerkennenswerter Sorgsamkeit löste. Sie lieferte die Eisenteile der mit Belageisen abgedeckten Bogenbrücke, die bei 2 m Breite eine Spannweite von 36 m hat.

• E. Fritze.

• Auf epilog.de am 30. Oktober 2025 veröffentlicht

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