VerkehrEisenbahn

Die Erfindung des deutschen Einschienenwagens

Von Hans Dominik

Die Woche • 27.11.1909

Voraussichtliche Lesezeit rund 11 Minuten.

Eine künftige Geschichte der Verkehrstechnik wird aus dem Jahr 1909 zu berichten wissen, dass am selben Tag, am 10. November, in Deutschland und in England je  ein durch Kreisel stabilisierter Einschienenwagen vorgeführt wurde. In beiden Fällen nicht irgendein unzulängliches Versuchsobjekt, sondern ein vollkommen durchgebildeter Wagen, der alle Prinzipien und Einzelheiten der Gyrobahn in voller Deutlichkeit enthält. Und da wir wohl hoffen dürfen, dass das einschienige Fahrzeug in der Weiterentwicklung unseres Verkehrs eine bedeutsame Rolle spielen wird, so darf die Geschichte seiner Erfindung Anspruch auf Interesse erheben.

Über den Werdegang des englischen Wagens ist einiges bekannt. Wir wissen, dass der Engländer Brennan, der sich bereits vor einem Menschenalter durch die Anwendung des Gyroskopes zur Torpedosteuerung einen guten Namen gemacht hat, seit Jahrzehnten an der gyroskopischen Stabilisierung einschieniger Eisenbahnfahrzeuge arbeitete, und dass er bereits im Jahre 1907 einen kleinen Modellwagen vorführte, der freilich in theoretischer und praktischer Beziehung recht unzulänglich war. Dann wird es über die englische Erfindung bis zum 10. November dieses Jahres ganz still. Über die deutsche Erfindung ist bis zu jenem Datum überhaupt nur eine einzige Literaturangabe vorhanden. In seiner Denkschrift über ein neues Schnellbahnsystem sagt August Scherl:

Ich selbst habe in eigenen Versuchswerkstätten eingehende Studien über die Stabilisierung von Fahrzeugen mit Hilfe von gyrostatischen Apparaten anstellen lassen. Es sind bereits entscheidende Resultate erzielt, und die Versuche werden nunmehr in Form eines besonderen technischen Unternehmens auf breiterer finanzieller Grundlage und in größerem Maßstabe fortgeführt werden.

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