Berliner Bauwerke

Das Geschäfts- und Wohnhaus der ›Germania‹

Friedrichstraße 78 u. Französische Straße 21
Architekten: Kayser & von Großheim

Deutsche Bauzeitung • 18.6.1881

Voraussichtliche Lesezeit rund 9 Minuten.
Germania-HausGeschäfts- und Wohnhaus der ›Germania‹.

Schon bei Besprechung des  Geschäfts- und Wohnhauses von C. Spinn in Berlin ist auf das den gleichen Zwecken gewidmete Gebäude hingewiesen worden, welches dieselben Architekten im Auftrage der Lebens-Versicherungs-Gesellschaft ›Germania‹ zu Stettin an der Ecke der Französischen- und Friedrichstraße errichtet haben. Wie jenes in monumentalem Sinne und im Stil der deutschen Renaissance durchgeführt, kommt es vermöge seiner Größe und durch die Gunst seiner Lage noch ungleich besser zur Geltung und wird z. Z. mit Recht als einer der prächtigsten und schönsten Bauten, welche die deutsche Hauptstadt überhaupt besitzt, allgemein angesehen.

Es bezieht sich diese Anerkennung zunächst auf die Fassade des Hauses, von deren Erscheinung die hier dargestellte Ansicht der Ecke an der Friedrichstraße wohl eine genügende Vorstellung gibt. Drei flach vorspringende, mit erhöhten Haubendächern und Erkergiebeln gekrönte, durch reichen plastischen Schmuck belebte Risalite in der Französischen Straße, zwei entsprechende Risalite und ein Erker in der Friedrichstraße teilen die mächtigen 51,20 m bzw. 38,40 m langen, bis zur Gesims-Oberkante 22,30 m hohen Fronten. Das architektonische System der Fassade ist – wie dies bei den völlig gleichartigen Bedingungen nahelag – dem des Spinnschen Baues eng verwandt; doch haben es die Künstler durch eine andere Behandlung des auch hier mit seltener Meisterschaft abgewogenen Details und ein verändertes Verhältnis zwischen Masse und Öffnungen in vollendeter Weise verstanden, dem Gebäude ein durchaus eigenartiges, selbstständiges Gepräge zu geben. Viel trägt hierzu auch die Wahl eines anderen Werkstein-Materials bei. Während in jenem anderen Bau für die beiden Untergeschosse polierter Granit, für die drei oberen französischer Kalkstein angewendet worden war, ist hier die Fassade fast ganz aus Nesselberger Sandstein hergestellt worden; nur die Zwischensäulen in den großen Fenstergruppen der beiden Untergeschosse sowie die Bekleidung des Sockels und der Kellerhälse bestehen aus poliertem schwedischen Granit; die Säulenkapitelle und die als organischer Teil der Fassaden-Dekoration behandelten Laternen sind hier wie beim Spinnschen Haus aus echter Bronze gegossen. Der gesamte plastische Schmuck ist nach Modellen des Bildhauers Otto Lessing – und zwar so weit es die Steinarbeiten betrifft, in überraschender Trefflichkeit von gewöhnlichen Steinmetzen – ausgeführt worden.

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• Auf epilog.de am 31. März 2023 veröffentlicht

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