U-Bahn in Berlin

Zur Geschichte der Berliner Südwestschnellbahnen

Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen • 6.10.1909

Voraussichtliche Lesezeit rund 16 Minuten.

Seit Jahren bewegt sich in Berlin die Schnellbahnfrage um einen einzigen Teil des Großstadtgebiets, nämlich den Südwesten, das Gebiet zwischen der Potsdamer Bahn und der Stadtbahn, entsprechend etwa einem Kreisausschnitt, der einen Zentriwinkel von wenig mehr als 45° darstellt. Wie vordem von den Tunnelprojekten der Großen Berliner Straßenbahn, so wird heute die Tagespresse beherrscht von den Schnellbahnplänen der südwestlichen Gemeinden; von einem Schnellbahnbedürfnis in den sonstigen Groß-Berliner Gebieten ist weniger die Rede. Wenn alle für diese, allerdings wohlhabendste, Gegend Berlins geplanten Schnellbahnen zur Ausführung kämen, würde sie mit derartigen Bahnen geradezu übersät erscheinen; wie einstmals in London, gibt es auch hier kaum noch eine Richtung, die nicht auch durch irgendein Schnellbahnprojekt gedeckt würde.

Aber nicht allein die Fülle der Projekte, auch der dadurch hervorgerufene Streit aller gegen alle hat die weiteste Aufmerksamkeit, sogar des Auslandes, auf sich gezogen. An den Südwestprojekten sind hauptsächlich drei Gemeinden beteiligt. Man weiß, dass es schon einer Gemeinde schwerfällt, in Verkehrsdingen Fortschritte zu erzielen; sind an den Verkehrsangelegenheiten aber zwei, gar drei Gemeinden beteiligt, so wachsen die Schwierigkeiten ins Unendliche.

Als die  Mitteilungen über die Südwestschnellbahnen erschienen, handelte es sich um zwei Bahnen, die Schöneberger Bahn und die Erweiterungslinie der Hochbahn zum Nürnberger Platz, die den viergleisigen Ausbau der am stärksten belasteten Strecke des Liniennetzes der Hochbahngesellschaft zwischen dem Gleisdreieck und dem Wittenbergplatz bezweckt und mit der auch das seit jeher als unzweckmäßig erkannte Gleisdreieck beseitigt werden soll. An die Erweiterungs- oder Verstärkungslinie (Abb. 1 – 3) schließen sich am Nürnberger Platz die Wilmersdorfer und Dahlemer Bahnen, die der Hochbahngesellschaft in Betriebspacht gegeben werden, derart an, dass die Züge der Hochbahn auf diesen Fortsetzungen einfach weitergehen. Von dem Gedanken, eigene Züge einzurichten, haben die beiden Gemeinden vollständig abgesehen; es ist ein Betriebsverhältnis geschaffen, das der englischen ›Lease‹ gleichkommt.

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Nach der Eröffnung der Berliner Hoch- und Untergrundbahn 1902 war das Interesse der gut situierten westlichen Berliner Vororte an einem Schnellbahnanschluss geweckt. Selbstbewusst und mit der Unterstützung finanzkräftiger Terraingesellschaften entwickelten die Städte Charlottenburg und Wilmersdorf Pläne für die Erweiterung der Berliner U-Bahn, wobei die Beteiligten teilweise sehr eigenwillige Vorstellungen zur Streckenführung hatten. In diesem Buch schildern ausgewiesene Experten in zeitgenössischen Original-Beiträgen die Entwicklung der Schnellbahnen vom Nollendorfplatz nach Ruhleben, Krumme Lanke und zum Kurfürstendamm zwischen 1906 und 1930. Rund 150 Zeichnungen und Fotos illustrieren dieses Zeitdokument der Berliner Verkehrsgeschichte.
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• Auf epilog.de am 5. Januar 2024 veröffentlicht

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