Berliner Brücken
Der Neubau der Moabiter Brücke in Berlin
Zentralblatt der Bauverwaltung • 11.1.1896
Geschichtliches.
Kurz nach Erbauung der St. Johannes-Kirche in Moabit durch Schinkel im Jahre 1835 ist auch der Bau einer ›Spreebrücke bei Moabit‹ unternommen worden. Der Name ›Moabiter Brücke‹ hat sich für sie eingebürgert und ist auch glücklicherweise dem neuen Bauwerk erhalten geblieben. Die Brücke vermittelte lange Zeit ausschließlich den Verkehr des ehemaligen Vorortes Moabit mit Berlin und verband den vom Großen Stern im Tiergarten ausgehenden, um den Park des Schlosses Bellevue herumführenden Moabiter Weg, die jetzige Brückenallee, mit der gerade auf die genannte Kirche zuführenden Kirchstraße (s. Lageplan Abb. 1).
Abb. 1. Lageplan. Sie war eine schlichte, 7,5 m breite hölzerne Brücke, welche den etwa 70 m breiten Strom auf 12 Pfahljoche überschritt. Nicht ganz in der Mitte, mehr nach der Moabiter Seite zu, war eine 8,8 m weite Schiffsdurchfahrt mit zwei Zugklappen überdeckt, welche im geschlossenen Zustand allerdings nur 1,83 m über dem höchsten Wasserstand lagen. Im Jahr 1860 wurde die Fahrbahn um 1,50 m höher gelegt – der erste derartige Fall in Berlin – und die Klappen beseitigt. Dem starken Lastwagenverkehr bot die alte Brücke gegen seitliches Schwanken schon lange wenig Widerstand, so dass der Ersatz dieser nunmehr glücklicherweise in Berlin bald ganz der Vergangenheit angehörigen Brückenform durch einen massiven und würdigen Bau längst zu einer zwingenden Notwendigkeit geworden war.
Infolge des Aufschwunges Moabits mit seinen gewerblichen Anstalten und des wachsenden Verkehrs nach Eröffnung der Stadtbahn, deren Bahnhof Bellevue kaum 150 m von der Brücke entfernt liegt, war der Plan zum Neubau bald an die städtische Bauverwaltung herangetreten, in deren Obhut sich die Brücke seit 1876 nach Übergang des Eigentumsrechtes der Brücken und Straßen vom Fiskus an die Stadt befand. Erst als dann im Jahr 1888 die Verbesserung der Unterspree innerhalb Berlins von Staat und Stadt beschlossene Sache war, ergaben sich durch Festlegung der Uferlinien und Senkung des Hochwasserspiegels die genauen Grundlagen für die Gestaltung des Neubaus. Vorangehen musste freilich der Bau einer ganz neuen Brücke im Zuge der Paulstraße, der Lutherbrücke.
Nachdem der Wagenverkehr über diese abgelenkt und für den Fußgängerverkehr ein Notsteg oberhalb der Moabiter Brücke errichtet war, konnte im Mai 1893 endlich mit dem Abbruch der alten Brücke begonnen werden.
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