Berliner Brücken
Baugeschichtliches von der Brücke im Zuge
der Paulstraße in Berlin
Zentralblatt der Bauverwaltung • 22.4.1893
In immer steigendem Maße hat die Bedeutung des Berliner Stadtteiles Moabit von Jahr zu Jahr zugenommen, ganz besonders, seitdem vor nunmehr etwa zehn Jahren das Kriminalgericht nach dort verlegt und seitdem ebenfalls in immer größerer Zahl öffentliche Gebäude, vor allem solche der Militärverwaltung, hier errichtet worden sind. Die Verbindung des übrigen Berlins, namentlich des Südens und Westens, mit diesen wichtigen Gebäuden war durch drei Spreebrücken gegeben: die Moltkebrücke einerseits und die Lessingbrücke und Moabiter Brücke anderseits. Diese Verbindungen genügten aber mit der Zeit nicht mehr, da ihre Benutzung vielfach nicht unbeträchtliche Umwege erforderte.
Abb. 1. Lageplan. Die bei weitem kürzeste Verbindung des Potsdamer Platzes und des Lützowplatzes mit dem Kriminalgericht lies sich aber herstellen, wenn im Zuge der Paulstraße (Abb. 1) in unmittelbarer Nähe des Schlosses Bellevue eine bereits im Bebauungsplan vorgesehene Brücke über die Spree zur Ausführung gelangte.
Die Stadtverwaltung hat sich dem immer dringenderen Bedürfnis, die Brücke zu erbauen, denn auch nicht verschlossen. Bereits im Jahr 1886 begannen die ersten einleitenden Schritte. Nicht unwesentlich gefördert wurde der Plan durch den Umstand, dass der Militärfiskus an der Paulstraße in unmittelbarem Anschluss an die Spree umfangreiche Proviantamts-Bauten in Angriff nahm, für welche ihm ein Zugang über die Spree nach Westen sehr erwünscht war. Die Landabtretungsfrage für die Verlängerung der Paulstraße von der Stadtbahn bis zur Spree, wofür das Gelände in den Händen des preußischen Eisenbahnfiskus war, wurde dadurch auf das einfachste gelöst, dass der Militärfiskus als Unternehmer der Straße auftrat, mithin das erforderliche Gelände selbst zu erwerben und dann später an die Gemeinde abzutreten hatte.
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