Handel & IndustrieMaschinenbau

Nass- und Trockenbagger

Der Stein der Weisen • 1891

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Wir leben nicht bloß in der Zeit der Eisenbahnen, sondern auch im Zeitalter der Durchstiche, der Kanalbauten, Flussregulierungen und Hafenerweiterungen. Kein Wunder daher, wenn die Maschinen, welche hier der Menschenhand zur Hilfe kommen oder gar Arbeiten verrichten, die der Mensch nicht ausführen könnte, in letzter Zeit bedeutende Verbesserungen erfahren haben. Zu diesen Maschinen gehören vor Allem die Nass- und Trockenbagger. Ursprünglich dienten sie nur zur Vertiefung von Flüssen und Häfen und waren dazu berechnet, Sand, Schlamm und dergleichen weiche Körper aus der Wassertiefe heraufzubefördern. Allmählich wachsen jedoch ihre Ziele, und wir sind, wie namentlich der Bau des Panamakanals und neuerdings die Ausgrabung des Nord-Ostsee-, sowie des  Manchester-Schiffskanals gelehrt hat, bereits bei Baggern angelangt, die Kies, Ton und gar lockeres Gestein wegschaufeln. Auch hat beim Betrieb der Bagger der Dampf die Menschenkraft fast überall abgelöst.

NassbaggerNassbagger.

Nassbagger und Trockenbagger beruhen auf demselben Prinzip. Sie bestehen, wie die zwei Abbildungen zeigen, zunächst aus einer endlosen Kette, welche eine Anzahl möglichst scharfkantiger Schöpfeimer trägt, sowie aus Vorrichtungen, welche den Neigungswinkel der Kette gegen den Horizont, der Tiefe des Wassers oder der Lage der ausgegrabenen Erdschichte entsprechend, zu verändern gestatten. Die Nassbagger sind auf einen Prahm angeordnet, die Trockenbagger dagegen fast stets auf einer Art Lokomotive, die sich auf Schienen fortbewegt. Im zweiten Fall dient der Dampfmotor meist zugleich zur Fortbewegung des Fahrzeuges; die Nassbagger werden dagegen in der Regel von einem Dampfer an Ort und Stelle geschleppt und es wird das Vorrücken des Prahms mittelst eines Ankers und einer Kette bewerkstelligt, die von der Maschine oder vielfach von der Hand gewunden wird. Das allmähliche Vorrücken des Baggers ist, wie begreiflich, unbedingt erforderlich, sonst würden die Eimer stets auf dieselbe Stelle treffen und bloß eine schmale tiefe Rinne graben, während es meist gilt, Hügel oder Sandbänke wegzuschaffen.

In Folge der Fortbewegung der endlosen Kette graben sich die Eimer in das Erdreich und füllen sich nahezu ganz mit den gelockerten Massen. Immer weiter fortschreitend gelangen sie schließlich an einen Punkt, wo sie sich ihres Inhaltes in Folge der Schwere von selbst entledigen.

TrockenbaggerTrockenbagger.

Die Baggererde oder der Schlamm fällt bei Nassbaggern in bereitliegende Prahmen, bei Trockenbaggern aber in Erdwagen, welche auf einem besonderen Schienengleis, neben dem Baggergeleise, herangefahren und nach Füllung von Lokomotiven weggeschafft werden. Damit die Eimer beim Nassbaggern nicht auch zugleich unnötigerweise viel Wasser heraufschaffen und in die Prahmen ergießen, sind ihre Wände häufig mit schmalen Öffnungen versehen, durch welche das nasse Element vor der Erreichung des Kipppunktes bereits zum größten Teil herausfließt. Es kommt aber auch vor, dass man den ausgebaggerten Schlamm nicht in der Nähe der Baggerstelle abladen kann oder will, sondern weit wegschaffen muss. In diesem Falle empfiehlt es sich, das geschöpfte Wasser nicht abzulassen, sondern zur Fortschaffung des Schlammes zu verwenden. Die Ausbaggerungen gelangen dann aus den Eimern in einen Bottich, wo man sie erforderlichenfalls durch Zusetzen von Wasser noch dünnflüssiger macht, und von dort aus in Röhren, die sich bis zur Ablegestelle hinziehen.

Ist aber ein genügendes Gefälle nicht vorhanden, so drücken Pumpen die Schlammmassen durch die Röhren. So unter anderem bei der Verbesserung der Fahrstraße der Unterweser.

In letzter Zeit verwendet man häufig, besonders bei Eisenbahn- und Kanalarbeiten, an Stelle der endlosen Kette mit ihrer Eimerreihe sogenannte Löffelbagger. Hier besteht die Baggervorrichtung aus einer Art Löffel, mit bis zu 2 m³ Rauminhalt, der sich in das Erdreich eingräbt und dabei füllt. Der Löffel hängt an dem einen Ende eines Hebels, welcher selbst durch einen Kran unterstützt wird. Die Vorrichtung ist nach allen Seiten drehbar. Hat sich der Löffel durch Arbeiten von unten nach oben gefüllt, so dreht man den Kran und schüttet das Baggergut in bereitstehende Wagen. Alsdann bringt man den Kran wieder in die frühere Lage, wobei der Löffel wieder heruntergelassen wird und es beginnt das Spiel von neuem.

Zu erwähnen wären endlich die in Amerika mehrfach verwendeten Bagger, welche an den Rachen mancher Tiere aus den Tiefen des Ozeans erinnern. Die Baggervorrichtung besteht aus zwei halbkugelförmigen Löffeln, welche an einem Kran angehängt sind. Unten angelangt, öffnen sich die Löffel, fassen Erdreich oder Steine und schließen sich sofort wieder, worauf man sie hochzieht. Diese Maschinen werden jedoch weniger zum eigentlichen Baggern, wie zum Heraufholen von gesprengten Felsstücken aus dem Wasser verwendet. Sie dürften bei den neuaufgenommenen, großartigen Arbeiten zur Vertiefung der Donau am Eisernen Tor eine Rolle spielen.

• Friedenauer

• Auf epilog.de am 11. Oktober 2023 veröffentlicht

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