Handel & IndustrieMaschinenbau

Eine neue Art von Lokomobilen

Der Stein der Weisen • 1894

In neuerer Zeit findet in Amerika, insbesondere in Kalifornien, eine interessante Art von Betriebsmaschinen beim Abstocken von Wäldern und beim Transport der Stämme, die oft riesige Dimensionen erreichen, immer weitergehende und allgemeinere Verwendung.

Von eigenartiger Konstruktion, stellen diese Lokomobile eine ingeniöse Verbindung verschiedener Spezialmotoren, wie Lokomotive und stabile Dampfmaschine, in einem dar, indem sie für allerlei Zwecke als Zugmaschinen und zum Heben von Lasten mittelst Kranichen, zum Pumpen von Wasser u. dgl., sowie bei allen land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten ihre Eignung glänzend dartun, wodurch sie für den amerikanischen Ökonomen von besonderem Wert sind.

Lokomobile

Unser Bild veranschaulicht diese Maschine, wie sie bei den Arbeiten, welche eine Gesellschaft zur Exploitierung der Waldprodukte in Kalifornien, nämlich die Siskiyou Lumber Company in Sisson, zum Holztransport mit schönstem Erfolg anwendet.

Die Maschine steht auf drei Rädern und kann vermöge dieser Anordnung ebenso leicht, wie ein einfaches Gespann auf ziemlich kleinem Raum gedreht und gänzlich umgekehrt werden.

Abfahrt, Steuerung und Umlenkung, sowie das Pumpen des Wassers werden durch einen einzigen Mann, der die Maschine bedient, leicht und verlässlich bewirkt, ohne dass der Maschinist genötigt wäre, seinen Sitz zu verlassen. Die Radkränze der Räder sind aus Stahl und deren Höhe selbst 2,5 m, die Breite des Radkranzes 65 cm. Die entwickelte Kapazität der Maschine erreicht 50 PS.

An der Frontseite des Lokomobiles befindet sich eine Winde zum Aufziehen und Heben von Lasten, die aus schwer zugänglichen Schluchten und sonstigen Orten hervorgeholt werden sollen. Die Dirigierung dieses Hilfsapparates erfolgt ebenfalls vom Maschinistensitz aus.

Im Bild ist die Maschine in Verwendung als Lokomotive samt zwei mit Baumstämmen beladenen Wagen dargestellt.

Durch die Anwendung der breiten Radkränze entfällt die Anlage eines besonderen Bahnkörpers und von Gleisen, es wird nur die Herstellung einer ebenen Fahrbahn, auf der der Zug sich bewegen soll, nötig. Der vordere Teil ist der Apparat zum Aufwinden von Lasten. Dieser Teil, der auch ein Laufrad trägt, ist in Scharnieren aufdrehbar.

Aus der ganzen Anlage ist mit Leichtigkeit zu entnehmen, dass die Anwendung dieser Maschine für Transporte der veranschaulichten Art nur kleine Kosten verursacht und die Maschine selbst eine bei weitem größere Arbeitsleistung vollbringt, als die mit tierischer Kraft bewegte entsprechende Anzahl von Fuhrwerken.

Zwischen Formington und Stockton in Kalifornien ist ebenfalls eine Maschine der hier erwähnten Art im Betrieb, welche Züge längs einer mit der dortigen Eisenbahn parallel laufenden Straße befördert und die Bestimmung hat, die Baumstämme behufs weiteren Transportes zur Eisenbahn zu bewegen und die Fracht zugleich auch auf die Bahnwagen zu heben. Die Ergebnisse sind auch hier äußerst befriedigende und das Geschäft sehr rentabel.

Wie schon erwähnt, dient die Maschine gleichzeitig als Motor für verschiedene landwirtschaftliche Hilfsmaschinen. Vor einen Pflug, eine Sägemaschine oder einen Dampfmäher gespannt, liefert sie geradezu staunenswerte Leistungen, da nach verlässlichen Angaben sich die Kosten der Bearbeitung eines Hektar Land auf nur 1,5 $ belaufen, wogegen die Aberntung eines gleich großen Stück Feldes mit dem ›Dampfernter‹, sowie die ganze sonstige Behandlung des geschnittenen Korns, wie Dreschen, Reinigen und Versacken – also die perfekte Fertigstellung der Frucht zur Vermahlung – den unglaublich niedrigen Satz von nur 75 Cent erheischt.

• Auf epilog.de am 20. April 2024 veröffentlicht

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