Handel & IndustrieMaschinenbau

Lastenaufzug mit Räderantrieb von Crane

Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Die Crane Brothers Manu­factu­ring Co. in Chicago war in der Maschinenhalle in Philadelphia durch einen kompletten  Personenaufzug mit Riemenbetrieb samt Fahrstuhl und durch einen zweizylindrigen, direkt angetriebenen Lastenaufzug vertreten. Außerdem befasst sich die Firma mit dem Bau von hydraulischen Aufzügen.

Lastenaufzüge für Magazine etc. werden von Crane in ganz gleicher Weise, wie Personenaufzüge, nur mit Wegfall der mehrfachen Sicherheitsvorrichtungen ausgeführt, und besitzen derartige Aufzüge nur eine einfache Bremse, selbsttätige Abstellung der Maschine und einfache Fangvorrichtungen am Fahrstuhl. Zwei Typen von Lastenaufzügen für Gichtaufzüge und für Fördermaschinen sind jedoch für besondere Zwecke konstruiert.

Der erstere Typus für Gicht­aufzüge ist in der Abbildung skizziert. Die Maschine besteht aus einem hohlen Funda­ment­rahmen, der die Ständer der Dampfmaschine und der Windentrommel trägt. Die Dampfzylinder der Zwillings-Dampfmaschine sind vertikal und bilden samt Schieber­kasten ein Gussstück. Der eine Zylinder arbeitet auf eine Kurbel, der zweite auf eine unter 90° verstellte gekröpfte Welle, von welcher aus durch ein Getriebe direkt die Förder­trommel in Umdrehung gesetzt wird.

Aufzug von Crane

Die Dampfverteilung erfolgt durch einen Kanalschieber, die Umsteuerung durch einen gewöhnlichen Muschelschieber in der bekannten Weise, dass durch die Verstellung des Umsteu­erungs­schiebers der Aus- und Einlasskanal des Schieber­spiegels abwechseln. Der Schieber besitzt keine weitere Führung, da der Druck des in der Schieberhöhlung befindlichen Dampfes das Abheben des Schiebers, infolge des außen herrschenden größeren Drucks im Schieberkasten, nicht zur Folge haben kann. Die Einströmungskanäle am Schieber­spiegel des Umsteu­erungs­schiebers sind dreieckig geformt, so dass bei beginnender Umsteuerung keine plötzliche, sondern allmählich Dampfeinströmung bewirkt wird. Diese Schieber­umsteu­erung hat sich insbesondere für Hüttenwerke, kleine Förderanlagen etc. vorzüglich bewährt, da alle beweglichen Steuerungsteile im Schieber­kasten eingeschlossen sind und durch unverständige Behandlung nicht leiden können. Die Steuerung lässt jedoch keine Expansion zu.

Die Maschine besitzt folgende Sicherheitsvorrichtungen: eine Bandbremse s, die durch die Stange b mit dem Hebel m in Verbindung steht, und eine selbsttätige Abstellvorrichtung n e, die durch die Stange d ebenfalls mit dem Hebel m verbunden ist und nach vollendeter Förderung den Hebel m so stellt, dass durch die Stange a und durch den Umsteu­erungs­schieber der Dampfzutritt abgesperrt und gleichzeitig durch die Stange b die Bremse s angezogen wird.

Die selbsttätige Abstellvorrichtung besteht aus einer mit Spiralnuten versehenen Scheibe e, die durch Zahnräder g und h von der Trommelwelle angetrieben wird. In den Spiralgängen dieser Scheibe sind entsprechend der Förderhöhe zwei Anschlagstifte k und i festgeschraubt und durch eine zweite lose Scheibe n überdeckt. Diese Scheibe trägt einen parallelen Schlitz, in welchen ein Stift l lose eingesetzt wird, welcher durch eine Feder an die Spiralnuten angedrückt wird, dort seine Führung findet und daher gezwungen ist, bei Umdrehung der Spiralscheibe entsprechend den Spiralnuten, in dem Längsschlitze sich zu verschieben. Wenn nun gegen Ende der Förderung der bewegliche Stift l beim Auf- oder Niedergange an einen der fixen Stifte k stößt, so wird die Scheibe n mitgenommen und durch Vermittlung der Stange d die Maschine abgestellt und fest­gebremst.

Auf die Drehungs­achse des Hebels m ist außerdem eine Scheibe o aufgesteckt, an welcher ein endloses Seil befestigt ist, das bis zur Gicht führt und durch welches die Abstellung und Festbremsung oder Umsteuerung der Maschine beliebig bewirkt werden kann. Die Maschine wird dabei ausschließlich durch die auf der Gicht befindlichen Arbeiter in Gang gesetzt und ist gewöhnlich während des Ganges und behufs Abstellung sich selbst überlassen.

Derartige Crane-Fördermaschinen sind in allen Teilen solide gebaut und sind als Gichtaufzüge in den Eisenhütten in Ohio, Illinois und Pennsylvanien außerordentlich zahlreich ausgeführt. Die Förderlast, für welche solche Gicht­aufzüge meist berechnet sind, schwankt zwischen 1 bis 2 Tonnen.

Die großen Erfolge, welche die Firma Crane in Chicago durch diese kompendiösen, sehr zweckmäßig konstruierten Aufzugmaschinen in Eisenhütten erzielte, bewogen dieselbe, gleichartige Maschinen für Grubenbetrieb als Fördermaschinen für kleine Lasten bis zu 3 t einzuführen. Diese, in den letzten fünf Jahren für Gruben in Verwendung gekommenen Fördermaschinen sind teils identisch mit der abgebildeten Maschine, wobei die beiden Förderseile auf eine Trommel aufgewickelt sind, oder es arbeitet bei größeren Förderlasten der linke Dampfzylinder ebenfalls auf eine gekröpfte Kurbelwelle, die in gleicher Weise links eine zweite Förder­trommel antreibt, auf welcher das zweite Förderseil befestigt ist. Solche Fördermaschinen sind auf verschiedenen Erzgruben in Michigan, Steinkohlengruben in Ohio, vereinzelt auch auf Anthrazit­gruben Pennsylvaniens in Verwendung.

• A. Riedler

Entnommen aus dem Buch:
Auf der ›Centennial International Exhibition‹ von 1876 in Philadelphia wurde eine breite Palette an Personen- und Lastenaufzüge für Wohngebäude, Magazine usw. ausgestellt, da fast alle hervorragenden Firmen, welche sich mit dem Bau von Aufzügen und Fördermaschinen befassen, die Ausstellung sehr reich beschickten. Diese Aufzüge repräsentierten ziemlich vollständig die verschiedenen Typen, die zur damaligen Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika in größerer Zahl im Betrieb waren. In diesem Bericht werden die Aufzüge, Dampfwinden und Fördermaschinen anhand ausführlicher Beschreibungen und von Konstruktionsplänen vorgestellt.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 108 Seiten | ISBN: 978-3-8192-2719-6

• Auf epilog.de am 18. Oktober 2025 veröffentlicht

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