Forschung & TechnikRaumfahrt

Die Internationale Raumstation (ISS)

Ein neues Zeitalter für die Raumfahrtforschung

tvi.ticker • 2. März 2001

Die Internationale Raumstation ISS bietet wissenschaftlicher, insbesondere aber auch industrieller Forschung, neue Möglichkeiten: Erstmalig wird es möglich sein, eine intensive Forschung zu betreiben, die auf umfangreiche Ressourcen zurückgreifen kann, einschließlich ausreichender Bedienungszeit durch Astronauten. Die Internationale Raumstation (ISS)Foto: NASA Bisherige Shuttle-Missionen, zum Beispiel mit dem Spacelab, verfügten zwar über ausreichende Ressourcen, erlaubten aber nur zeitlich begrenzte Forschung. Die MIR-Station dagegen bot ausreichend Zeit für Experimente, schränkte jedoch zum Beispiel die industrielle Forschung durch zu geringe Datenübertragungsraten und eine Limitierung der Nutzlast-Kapazitäten in den Landekapseln sehr stark ein.

Die Europäer stellen nun für die Internationale Raumstation im Rahmen der ESA das Forschungslabor ›Columbus‹ bei, dessen Integration das deutsche Unternehmen Astrium, Bremen, übernommen hat. Auf der ISS kann bereits ab Frühsommer der Betrieb des GTS-Experimentes aufgenommen werden. Als erstes Land überhaupt hat Deutschland damit ein überwiegend von der Industrie finanziertes Experiment bereits an Bord der Station. Bei diesen Global Transmission Services geht es um die weltweite Synchronisation von Funkuhren. An ihm sind das Steinbeis Transfer-Zentrum sowie die Schweizer Uhrenfirma Fortis beteiligt. Wegen der verhältnismäßig niedrigen Bahnhöhe der ISS (ca. 400 km) und der Miniaturisierung der Empfänger kann das GTS-Signal sogar von Armbanduhren empfangen werden. Die Uhrzeit wird dann automatisch durch Signale von der ISS auf die jeweils aktuelle Ortszeit synchronisiert. Das System kann aber auch als Diebstahlsicherung für Autos oder als Personen-Rufdienst genutzt werden.

Bereits am 3. März 2001 wird auf der ISS der Betrieb für das Plasmakristall-Experiment (PKE) beginnen. Seit der Entdeckung geordneter Strukturen in kolloidalen kalten Plasmen, sogenannte Plasmakristalle, 1994, sind die Forschungsarbeiten dazu sprunghaft angestiegen. Mit den nun bevorstehenden Experimenten können grundlegende physikalische Vorgänge wie zum Beispiel das Schmelzen oder Erstarren einer Substanz auf atomarer Ebene modellhaft sichtbar gemacht werden. Erst in Schwerelosigkeit eröffnen diese Versuche völlig neue Perspektiven, da die interessanten dreidimensionalen Strukturen in Plasmen sich unter normaler Schwerkraft nicht bilden können. In Schwerelosigkeit werden dabei Kenntnisse gewonnen, die Rückschlüsse über das Verhalten von Atomen zulassen. Dieses Wissen kann bei der Herstellung neuartiger Solarzellen ebenso genutzt werden wie zum Beispiel auch für brillantere Bilder durch bessere Farbpigmente für Drucker. Das in deutsch-russischer Zusammenarbeit durchgeführte PKE-Experiment wird federführend vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching betreut; die Hardware wurde von der Firma Kayser-Threde hergestellt.

Spektakuläres Robotik-Projekt auf der ISS

Das DLR informierte erstmals über ein spektakuläres Robotik-Projekt an Bord der ISS, nämlich die geplante Fernsteuerung eines Roboter-Greifarmes von der Erde aus. Das Szenario für dieses anspruchsvolle deutsch-kanadische Vorhaben basiert auf besonderen Erfahrungen, die das DLR bereits 1993 mit der weltweit ersten Fernsteuerung eines Weltraum-Roboters gemacht hat. Ziel ist es insbesondere, die Astronauten zu entlasten, damit sie ihre kostbare Zeit für wissenschaftliche Experimente an Bord nutzen können.

Quelle:  Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

• Auf epilog.de am 4. März 2001 veröffentlicht

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