Straßenbahnen in Berlin
Schnellverkehr auf der Straßenbahn
Von Hans Dominik
Die Woche • 14.1.1911
Als vor nunmehr dreizehn Jahren das Langerwartete endlich Ereignis wurde, als man mit der Elektrisierung der Großen Berliner Straßenbahn begann, da wurde von dieser Umwandlung vor allen Dingen auch eine nennenswerte Erhöhung der Geschwindigkeit erhofft. Und dann kamen die fünf Umwandlungsjahre. Gemächlich trotteten auf den gleichen Gleisen die neuen elektrischen Wagen und die alten Pferdebahnen dahin. Damals konnte man unmittelbar konstatieren, dass beide Verkehrsmittel das gleiche Tempo hatten, denn wohl oder übel mussten sich ja die neuen Donnerwagen in ihrem Tempo den Pferdebeinen anpassen, die vor ihnen über die gleiche Strecke dahinliefen.
Doch endlich war die Umwandlung vollendet. Der elektrische Verkehr konnte sich frei entwickeln! Und da machte man die betrübliche Erfahrung, dass er im Stadtinneren nicht nennenswert schneller war als der alte Pferdebahnbetrieb. Während die Vorortlinien recht ansehnliche Fahrgeschwindigkeiten von 15 – 18 km/h herauswirtschafteten, blieb der Verkehr in der eigentlichen City nach wie vor ziemlich schleppend.
Immerhin zeigten diese Verhältnisse, dass die Langsamkeit keine üble Eigentümlichkeit des elektrischen Betriebes an sich ist, sondern dass die Ursachen dafür anderswo zu suchen sind. In der Tat besitzt der elektrische Wagen ja zwei überaus wertvolle Eigenschaften. Er kann sehr viel schneller als das Pferdefuhrwerk anfahren, d. h. vom Stillstand wieder auf volle Fahrgeschwindigkeit kommen, und er ist weiter imstande, ein Tempo zu entwickeln, das jedes Pferdefuhrwerk ohne weiteres schlägt. Aber diese zweite gute Eigenschaft wurde der elektrischen Straßenbahn zunächst arg beschnitten.
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