U-Bahn in Berlin
Der Bau der Berliner Hoch- und Untergrundbahn
Vortrag des Ingenieurs Hans Dominik, gehalten in der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin
Die Welt der Technik • 15.11.1907
Das Thema, über welches ich heute zu Ihnen zu sprechen die Ehre habe, bietet sowohl in betriebstechnischer wie auch in bautechnischer Hinsicht eine Fülle von interessanten Einzelheiten, eine Fülle von Punkten, in denen menschliches Wissen und menschliche Tatkraft mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und erfolgreich gekämpft haben.
Eine Stadt ist Jahrhunderte hindurch in Ruhe gewachsen. Die kleinen Fischerdörfer Berlin und Cölln haben sich vereinigt und um sie herum ist die Stadt weiter in die Fläche gediehen. Ein drückender Befestigungsgürtel aus der Zeit des Großen Kurfürsten wird von dem wachsenden Leib gesprengt. Aber schon legt sich eine neue Fessel, eine aus Steuer- und Akzise-Gründen errichtete Stadtmauer um den Stadtkörper. Auch sie muss dem Wachstum weichen. Wie ein Baum wohl die schützende Stabhülle im Weiterwachsen sprengt, und wie dann einzelne Teile der Drahtbänder in den Stammkörper einwachsen, so finden wir heute die Spuren jener alten Stadtmauer und ihrer Tore beinahe wie Fremdkörper im Weichbild der Stadt. Das Wachstum schreitet fort. Längst ist das Land, das sich einst weit über die Mauern der Stadt als städtische Wiese und Weide ausdehnte, bebaut. Dörfer, die früher weit vor den Toren lagen, sind zu Großstädten geworden und bilden mit der Stadt Berlin praktisch ein Ganzes. Schließlich haben wir eine Fläche von drei Meilen im Durchmesser, welche dicht bewohnt ist und für welche die bisherigen Verkehrsmittel in keiner Weise genügen.
Längst sind die Zeiten vergangen, da einige wenige Sänften und Karossen dem Verkehr vollauf genügten. Es kommen die Pferdebahnen, die Omnibusse und endlich die elektrischen Straßenbahnen, welche in einem Jahr eine halbe Milliarde von Reisenden befördern. Es kommt die Zeit, wo Orte, die früher eine halbe Tagereise entfernt waren, wie Charlottenburg und Wilmersdorf, innerhalb Berlins liegen, wo die Forderung der städtischen Schnellbahnen laut wird. Unter städtisch möchte ich hier und in der Folge nur die Unternehmungen innerhalb der Stadtfläche verstanden haben. So weit die Stadt selbst als Unternehmerin auftritt, möchte ich den Ausdruck Magistratsbahnen wählen.
Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst
- Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
- PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
- weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame
und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.