Bau & Architektur

Arbeit von besonderer Art

Plauderei von Hans Dominik

Die Woche • 18.7.1908

Voraussichtliche Lesezeit rund 9 Minuten.

»Wasch mir den Pelz, aber mach ihn nicht nass« heischt ein altes Sprichwort und will damit offenbar eine Aufgabe stellen, die schwer oder gar nicht zu lösen ist. Der Technik unserer Tage sind ähnliche kategorische Imperative nicht fremd geblieben. »Baue eine neue Eisenbahnbrücke, aber störe dabei den Verkehr auf der alten während des Abbruches nicht«, heißt es dort, oder »schließe eine Nebenleitung an einen Druckwasserrohrstrang an, aber stelle dabei das Wasser nicht ab und verschütte keinen Tropfen«, lautet hier eine andere Forderung, »schiebe dies fünfstöckige Haus 100 Meter weiter, aber sorge dafür, dass die Mieter derweil ihr Klavierspiel nicht zu unterbrechen brauchen«, verlangt man an dritter Stelle, und so häufen sich die Forderungen auf vielen Gebieten der Technik. Fast immer ist für eine beinahe unmöglich scheinende Aufgabe eine glückliche Lösung gefunden worden.

Ganz besonders häufig sind diese Fälle im Eisenbahnwesen. Wir alle haben sie schon gesehen, die Stopferrotten, die mit eigentümlichen Hacken den Steinschlag der Dammkrone unter die Schwellen der Gleise treiben. Viel Zeit ist dazu im Stadtbahnverkehr eben nicht. Alle fünf Minuten rollt ein Zug über die Strecke. Das Horn des Aufsehers ertönt, und die Leute treten mit ihrem Werkzeug zur Seite. Kaum aber ist der letzte Wagen vorüber, so sind sie wieder an der Arbeit. Schon fährt eine Brechstange unter eine Schwelle, die sich besonders gesackt hat, und das Gleis, auf dem eben noch eine Last von vielen Tausend Zentnern dahinrollte, wird frei emporgehoben, und in regelmäßigem Wechselschlag treiben die Hacken das Bettungsmaterial unter die Schwelle. Da wieder ein Hornsignal und eine Unterbrechung der Arbeit, denn der Verkehr darf nicht gestört werden.

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• Auf epilog.de am 29. Februar 2024 veröffentlicht

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