Handel & IndustrieFabrikation

Die Fabrikation des fotografischen Papiers

Das Neue Universum • 1897

Voraussichtliche Lesezeit rund 6 Minuten.
Auftragen der EmulsionMaschinen zum Auftragen der Emulsion.

Nachdem wir die  Fabrikation der fotografischen Platten besprochen haben, kommen wir zur Beschreibung der Herstellung des fotografischen Papiers. Auch hierbei findet die Verwendung der Bromgelatineemulsion statt, wie sie schon bezüglich der Herstellung der fotografischen Platten beschrieben worden ist, nur mit dem Unterschied, dass das Stehenlassen der Lösung für das sogenannte Reifwerden wegfällt. Beispielsweise wird diese Emulsion erhalten, indem man die folgenden beiden Lösungen mischt.

  1. 2200 g Gelatine, 4500 g Bromkalium und 30 g Jodkalium in 5 l Wasser.
  2. 75 g Silbernitrat in 2,5 l Wasser.

Diese beiden Lösungen können bei Tageslicht hergestellt werden; ihre Mischung zur Emulsion erfolgt aber in einem durch grünes Licht beleuchteten Laboratorium, wie schon bei der  Beschreibung der Plattenfabrikation erörtert worden ist. Ferner wird eine Lösung von zitronensauerem Silber oder Silberzitrat für gewisse fotografische Papiere benutzt, wobei das Bromkalium durch zitronensaures Natrium oder Kalium ersetzt wird.

Schema der MaschineSchema der Maschine.

Die Überziehung des Papiers mit der Emulsion wird mittelst Maschinen ausgeführt, welche in unsrer ersten Abbildung dargestellt sind. Das dabei benutzte Papier wird zu diesem Zweck besonders hergestellt; es ist sehr dicht und von größter Reinheit. Insbesondere darf es keine Spur von Eisen oder anderen Metallen enthalten, weil dadurch das Silbersalz zersetzt wird, so dass dunkle Flecken entstehen. Es wird von der Papierfabrik in Rollen von 60 – 75 cm Breite geliefert und hat 60 – 80 m Länge.

Die Verteilung der Emulsion auf dem Papier erfolgt durch ein ähnliches Verfahren wie bei den Platten. Die bezügliche Einrichtung der Maschine ist aus dem Bild zu ersehen. Wenn das Papier mit der Emulsion überzogen worden ist, geht es über die Kühlwalze, wodurch die Emulsion gerinnt und fest wird. Hierauf wird das Papier durch lange Kästen von etwa 75 cm Breite, 20 cm Höhe und 15 – 18 m Länge geführt, in denen ein Strom reiner trockener Luft wirksam ist. Nach diesem Trockenprozess wird das nunmehr fertige Papier auf eine am Ende des Trockenkastens außerhalb angebrachte Walze gewickelt.

Schema der FabrikationsweiseSchema der Fabrikationsweise.

Die Maschine wird mittelst eines Elektromotors betrieben und die Arbeiterin kann die Maschine mittelst einer Schaltvorrichtung beliebig an- und abstellen. In den Skizzen ist die schematische Ansicht dieser Maschine dargestellt. Bei A befindet sich die Walze mit dem Rohpapier, welches durch die Maschine geht und hierauf in den Trockenraum eintritt, in welchem der Ventilator V Luft einsaugt. Bei B B ist die Führungskette, welche sich in einem an den Schnüren m m an der Decke aufgehängten Kanal bewegt. Bei M wird das vollständig getrocknete Papier auf eine Walze gewickelt. Die Luft zum Trocknen des nach dieser Methode behandelten Zitratpapiers wird auf 40° C. erwärmt. Dagegen muss das Bromgelatinepapier bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet werden, wobei dasselbe ähnlich wie die Wollstoffe in Appreturanstalten oder Färbereien auf einem langen Wege in auf- und abwärts gehenden Lagen über Walzen geführt wird, wie unsere erste Abbildung sowie die folgende schematische Skizze der Fabrikationsweise zeigt. Bei A ist die Walze mit dem Rohpapier. Das mit der Bromgelatineemulsion überzogene Papier m geht über die Vorrichtung B, welche dasselbe auf die bei C ersichtlichen Behänge verteilt. Bei M ist ein Zuführungsrohr für trockene Luft. Mit sieben solchen Maschinen kann man täglich etwa 4000 m Papierlänge oder entsprechend 3000 m² liefern.

Sortieren der PapiereSortieren der Papiere.

Das fotografische Papier wird zum Teil in Rollen, zum Teil in Blättern von bestimmten Größen, ähnlich den Formaten der Platten, in den Handel gebracht. Das Zerschneiden erfolgt auf gewöhnlichen Papierschneidmaschinen. Die Sortierung wird in einem großen fensterlosen Raume ausgeführt, welcher durch elektrische Glühlampen in grünen Glasbirnen erleuchtet ist, um ein chemisch unwirksames Licht zu erhalten. Die mit dieser Sortierung beschäftigten Arbeiterinnen tragen weiße Glacéhandschuhe, damit das Papier durch die Berührung nicht fleckig wird. Alle nicht ganz makellos erscheinenden Blätter werden mit einem Bleistift durch ein Kreuz markiert und beiseitegelegt, um hierauf einer weiteren Untersuchung unterworfen zu werden, wobei man nachsieht, ob durch Abschneiden der fehlerhaften Stellen die Blätter sich in ein kleineres übliches Format bringen lassen.

Endlich wird von jedem Paket ein einzelnes Blatt fotografisch unter schwachen und unter verstärkten Negativs geprüft und die erhaltenen Proben mit denen auf typischen Papieren erhaltenen verglichen. Sind diese Proben vorschriftsmäßig ausgefallen, so wird das Papier in den Handel gebracht, andernfalls wird es verworfen.

• Auf epilog.de am 23. April 2023 veröffentlicht

Reklame