Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Neue Apparate für mechanische Gymnastik
Das Neue Universum • 1880
Die Bedeutung einer nach richtigen Prinzipien betriebenen Gymnastik für die Gesundheit ist gegenwärtig so allgemein anerkannt, dass darüber weiter kein Wort zu sagen wäre. Wenn man aber trotzdem sieht, dass zahllose Menschen von schwächlicher Konstitution, denen systematisch gymnastische Übungen sehr notwendig wären, solchen absolut fern bleiben, ja sich ganz ablehnend dagegen verhalten, so ist dieses eine Tatsache, der eine tiefere Ursache zu Grunde liegen muss. Diese tiefere Ursache wurzelt aber wiederum in dem körperlichen Zustand, denn es ist keine andere als Schwäche und Mangel an Energie. Scheu vor den Anstrengungen und der Anforderung eigener Kraft, welche die Zimmergymnastik nun einmal fordert. Dieses Hemmnis ist nun neuerdings von der mechanotherapeutischen Anstalt in Stockholm, Dr. G. Zander, glücklich überwunden worden. Er konstruiert nämlich besondere Apparate, auf welchen der Patient einfach seinen Sitz einzunehmen hat und womit er dann durch Hilfe einer Maschine, ohne alle eigene Anstrengung, diejenigen Bewegungen ausführt, welche seinem Zustand angemessen sind.
Die in Abb. 1 ersichtliche Maschine hat den Zweck, eine kräftige Entwicklung der Brust zu befördern. Die Person sitzt auf einem in der Höhe verstellbaren Stuhl und wird durch zwei unter die Arme greifende, halbkreisförmige Stützen gehalten, während von hinten ein Kissen sich dem Rücken anpasst, das von der Maschine aus vor- und rückwärts, sowie von oben nach unten bewegt wird. Abb. 2 zeigt einen Apparat, der dazu bestimmt ist, eine lebhaftere Zirkulation des Bluts in der Richtung der Extremitäten zu bewirken. Derselbe besteht in einem durch Riemenbetrieb in schnelle Umdrehung versetzten Zylinder, gegen dessen gerippte Oberfläche die Hände oder unbekleideten Füße gehalten werden; durch Stoß und Reibung wird hier der bezeichnete Zweck in vollkommenster Weise erreicht. Einen originellen Apparat stellt das in Abb. 3 abgebildete mechanische Reitpferd dar, auf dem der Reiter vor- und rückwärts, sowie von rechts nach links, von oben nach unten und umgekehrt in einer beständigen wellenförmigen Bewegung erhalten wird. Durch Veränderung des Übersetzungsverhältnisses im Antrieb der Maschine vermag derselbe die Geschwindigkeit dieser Bewegungen beliebig zu steigern oder zu vermindern, also gleichsam im Schritt, im Trab oder im Galopp zu reiten; als Zügel dient ein Handhebel, mittels dessen die Maschine leicht angehalten werden kann. Außer diesen Apparaten hat der Erfinder noch verschiedene andere konstruiert, die sämtlich durch Stoßen, Reiben, Vibrieren, Schütteln usw. den Kreislauf des Blutes beschleunigen und die Muskeln zur Arbeit zwingen sollen. Zum Betrieb derartiger Maschinen müssen selbstverständlich besondere Anstalten gegründet werden, die dem Publikum jederzeit offen stehen. In kommerzieller und industrieller Beziehung, vorzüglich aber im Interesse des allgemeinen Wohls verdient dieser Gegenstand in ernstliche Erwägung gezogen zu werden.