U-Bahn in Berlin

Die Eröffnungsfeier der neuen
Groß-Berliner Schnellbahnen

Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen • 15.10.1913

Voraussichtliche Lesezeit rund 14 Minuten.

Der 9. Oktober 1913 bedeutet einen wichtigen Merkstein in der Entwicklung des Groß-Berliner Schnellverkehrs. An diesem Tage wurde der neue Untergrundbahnhof Wittenbergplatz mit seinem den Mittelpunkt dieses Platzes einnehmenden Hochbau und die an ihn anschließenden Untergrundbahnen nach Dahlem mit den Stationen Nürnberger Platz, Hohenzollernplatz, Fehrbelliner Platz, Heidelberger Platz, Rüdesheimer Platz, Breitenbachplatz, Podbielskiallee, Dahlem Dorf und Thielplatz, und ferner die kurze Strecke Wittenbergplatz – Uhlandstraße in der Mitte des Kurfürstendamms eingeweiht, um am 12. Oktober dem öffentlichen Verkehr übergeben zu werden. Die Länge der ersteren Bahnstrecke beträgt 8½ km, der anderen kurzen Strecke 1½ km. Der fast überall mit Hemmnissen der verschiedensten Art verbundene Bau hat eine Zeit von rund 2¼ Jahren in Anspruch genommen. Es waren nicht nur große technische Schwierigkeiten zu überwinden – der Untergrundbahnhof Wittenbergplatz musste mit den beiden von da ausgehenden Abzweigungen ausgeführt werden, ohne dass der lebhafte Betrieb der bestehenden Untergrundbahn auch nur einen Augenblick gestört werden durfte –, in ihrer Weise ganz besonders verwickelt waren auch die Verwaltungs-, Finanz- und Rechtsfragen aller Art, deren Lösung bei der großen Zahl der beteiligten öffentlichen und privaten Körperschaften, der Behörden und Gemeinden trotz allseitigen guten Willens sich oft schwierig genug gestaltete.

Die Einladungen zu der Feier waren von den drei Bauherren der neuen Strecke ergangen, der Königlichen Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem, dem Magistrat der Stadt Berlin-Wilmersdorf und der Hochbahngesellschaft. Mehr als 500 Geladene versammelten sich von 15.30 Uhr an in dem prächtigen Innenraum des von Professor Grenander geschaffenen Bahnhofsgebäudes auf dem Wittenbergplatz. Die hohe Halle, die von einem Aufbau mit reichlichem Seitenlicht gekrönt ist, mutet durch ihre schönen Abmessungen und die Bekleidung mit fein abgetönten Majoliken besonders an: Der Raum fand auch bei denen Bewunderung, die den Außenbau befehden, weil er das früher freie Straßenbild Kleiststraße – Wittenbergplatz – Tauentzienstraße notgedrungen zerstört hat. Dafür aber sind zwei neue schöne Straßenbilder geschaffen: die Kleiststraße mit dem Abschluss des Bahnhofsgebäudes auf dem Wittenbergplatz und die Tauentzienstraße mit demselben Abschluss auf der einen, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf der anderen Seite.

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Nach der Eröffnung der Berliner Hoch- und Untergrundbahn 1902 war das Interesse der gut situierten westlichen Berliner Vororte an einem Schnellbahnanschluss geweckt. Selbstbewusst und mit der Unterstützung finanzkräftiger Terraingesellschaften entwickelten die Städte Charlottenburg und Wilmersdorf Pläne für die Erweiterung der Berliner U-Bahn, wobei die Beteiligten teilweise sehr eigenwillige Vorstellungen zur Streckenführung hatten. In diesem Buch schildern ausgewiesene Experten in zeitgenössischen Original-Beiträgen die Entwicklung der Schnellbahnen vom Nollendorfplatz nach Ruhleben, Krumme Lanke und zum Kurfürstendamm zwischen 1906 und 1930. Rund 150 Zeichnungen und Fotos illustrieren dieses Zeitdokument der Berliner Verkehrsgeschichte.
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• Auf epilog.de am 10. November 2023 veröffentlicht

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