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Die Vision der Alpenüberquerung nimmt Gestalt an

tvi.ticker • 28. Mai 2020

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.
Matterhorn glacier ride IIFoto: Leitner ropeways

Die Überquerung des Alpenmassivs war bereits für Eroberer wie Hannibal, oder Napoleon ein zukunftsweisendes Unterfangen. Geo Chavez, der Luftfahrtpionier, trat mit dem ersten Flug über die Alpen in deren Fußstapfen. Dieser Pioniergeist hat in Zermatt bis heute Fortbestand. Die Zermatt Bergbahnen AG hat nun mit dem Projekt Alpine X (Alpine Crossing) den Grundstein für die höchste Alpenüberquerung per Seilbahn zwischen Zermatt und Cervinia gelegt.

Im Jahr 1939, mit der Eröffnung der Pendelbahn Plan Maison – Plateau Rosa, wurde die erste Verbindung zwischen Breuil-Cervinia und Zermatt geschaffen. Von da an konnten die Wintersportler von Italien herkommend, ihre Schwünge auf Zermatter Boden ziehen. In den folgenden Jahrzehnten wurden auch auf Zermatter Seite mehrere Seilbahnprojekte realisiert, so dass bis im Jahr 1979 die Verbindung von Zermatt zum Klein Matterhorn Tatsache wurde. Mit der Eröffnung des Matterhorn ›glacier ride I‹ wurde vor zwei Jahren der nächste Meilenstein erreicht. Mit dem Baubeginn des Matterhorn ›glacier ride II‹, einer baugleichen 3S-Bahn zwischen Testa Grigia und dem Klein Matterhorn, wird die letzte verbleibende Lücke zwischen Zermatt und Breuil-Cervinia während der nächsten zwei Bausommern auch noch geschlossen. So wird mit der Eröffnung des Matterhorn ›glacier ride II‹ zur Wintersaison 2021/22 die höchste Überquerung der Alpen per Seilbahn Realität.

Dank maßgefertigter Technik zum Erfolg

Die Installation einer 3S-Bahn bei stark eingeschränkten Platzverhältnissen und auf einer Höhe von über 3800 m verlangt nicht nur von den Bauarbeitern höchste Präzision, auch die Seilbahningenieure von Leitner Ropeways haben grosse Herausforderungen zu bewältigen. So verlangt der Bau des Matterhorn ›glacier ride II‹ eine maßgefertigte und den schwierigen Bedingungen angepasste Lösung. Dank der erhöhten Windstabilität des 3S-Systems ist es möglich, dass das rund 1,7 km lange Spannfeld zwischen den beiden Stationen ganz ohne Stütze auskommt.

Matterhorn glacier ride IIFoto: Leitner ropeways

Weitere technische Innovationen werden in der Bergstation zu finden sein. Für den Abtrieb sorgen zwei leistungsstarke DirectDrive Synchromotoren, die unabhängig voneinander eingesetzt werden. Der DirectDrive funktioniert ganz ohne Getriebe und ist direkt mit der Seilscheibe verbunden. Wartung, Verschleiss und Energiebedarf können somit auf ein Minimum reduziert werden. Das redundante System garantiert, auch dank zusätzlicher Not- und Bergeantriebe, dass die Fahrgäste im Notfall immer zurück zu den Stationen geführt werden können. Die Anlage verfügt über vier getrennte Antriebsarten, die allesamt unabhängig voneinander, über das Stromnetz oder die Notstromversorgung angetrieben werden können.

Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse am Berg wird eine verkürzte Antriebsstation eingesetzt. Die Station erlaubt eine Ein- bzw. Ausfahrt der Kabinen mit einer Seilgeschwindigkeit von 5 m/s. So kann die Kabine abgebremst bzw. beschleunigt werden, bevor sie die Station erreicht. Mit der verkürzten Antriebsstation kann in der Bergstation der Energiebedarf gesenkt werden.

Das dritte Novum in der Bergstation wird sein, dass die Kabinen über ein Schienensystem zwischen den beiden Sektionen ausgetauscht werden können. So werden die Kabinen von der Sektion MGR II auf die Sektion MGR I gehängt, nach Trockener Steg in die grosse Stationshalle gefahren und dort Revisionsarbeiten unterzogen. Dank der Möglichkeit, alle Kabinen beider Sektionen auf Trockener Steg zu unterhalten, und die 10 Kabinen des Matterhorn ›glacier ride II‹ im Umlauf der beiden Stationen zu garagieren, wird bei den Stationsgebäuden viel Platz gespart.

Individualität in allen Belangen

Matterhorn glacier ride IIFoto: Leitner ropeways

Auch in Sachen Design und Veredelung lässt Leitner Ropeways kein Wunsch der Zermatt Bergbahnen AG offen. So kommen die Fahrgäste in den Genuss, die von Pininfarina designten Kabinen zu betreten, auf beheizbaren Ledersitzen Platz zu nehmen und durch die Panoramafenster die umliegende Bergwelt zu bewundern. Wer Luxus und Abenteuer sucht, kann auch zwischen Testa Grigia und dem Klein Matterhorn die ›Crystal ride‹-Kabinen buchen. Dank glitzernder Swarovski Kristalle, und dem Glasboden, der die Sicht auf den Gletscher freigibt, wird die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Technische Details Matterhorn ›glacier ride II‹

  • Höhe Talstation: 3458 m
  • Höhe Bergstation: 3821 m
  • Höhenunterschied: 362 m
  • Seilbahnlänge: 1,7 km
  • Geschwindigkeit: 7.5 m/s
  • Fahrzeit: 4 min.
  • Kabinenzahl: 10 für je 28 Personen
  • Förderleistung: 1300 Personen/h
  • Seilbahnhersteller: Leitner Ropeways
  • Antrieb: Leitner DirectDrive
  • Kabinendesign: Pininfarina

Quelle: Leitner Ropeways

• Auf epilog.de am 31. Mai 2020 veröffentlicht

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