Bau & ArchitekturBrücken

Die neue Oderbrücke in Frankfurt a. O.

Die Gartenlaube • 1896

Die neue Oderbrücke

Frankfurt a. O. ist eine der ältesten deutschen Städte im Osten. In uralter Zeit beherrschte die Siedelung einen der wichtigsten Oderübergänge, durch den der rege Handel nach Polen seinen Weg nahm. Hier sammelten sich die Oderschiffe, hier wurden blühende Messen abgehalten; kein Wunder also, dass in der Stadt schon frühzeitig eine hölzerne Brücke über die Oder geschlagen wurde, die bereits im Jahre 1280 erwähnt wird. Wiederholt vom Hochwasser zerstört und vom Feinde in Kriegszeiten verbrannt, wurde sie erneuert und genügte lange den Ansprüchen des Verkehrs. Die Neuzeit brachte jedoch gesteigerte Anforderungen, und als ein durch Fäulnis zerstörter Teil der Holzbrücke wieder aufgeführt werden sollte, entschloss man sich, lieber eine neue steinerne Brücke zu bauen. Dieselbe wurde nach den Plänen des dortigen Stadtbaurates Malcomeß errichtet und bietet nunmehr nach ihrer Vollendung einen imposanten Anblick. Sie überschreitet den Oderstrom mit acht Flachbogenspannungen zwischen zwei massiv gemauerten Widerlagern und sieben mit Granit verkleideten Strompfeilern. Die Länge der Brücke beträgt 260 m und die Breite etwa 13 m. Die Höhe der mittleren Bogenspannungen ist so bemessen, das selbst beim Eintritt von Hochwasser die Schifffahrt auf der Oder nicht zu stocken braucht. Die Baukosten der Brücke beliefen sich auf 1½ Mill. Mark, wozu der Staat einen Zuschuss von 360 000 Mark gewährte. Auf unserem Bild sehen wir im Hintergrunde die am linken Stromufer gelegene Stadt, von den Türmen der reformierten Kirche überragt.

• Auf epilog.de am 31. August 2016 veröffentlicht

Reklame