Handel & Industrie

Das Eis

Liebig-Sammelbilder • 1903

Voraussichtliche Lesezeit rund 5 Minuten.

Die Liebig-Sammelbilder waren Werbe-Beigaben zum gleichnamigen Fleischextrakt. Ab den 1870er Jahren entstanden mehrere tausend Motive zu allen nur erdenklichen Themen.

Der elektrische Eispflug.

Der durch Elektrizität bewegte Eispflug besteht aus einem zweiräderigen Karren, der durch einen Arbeiter geführt wird und dessen Achse ein großes Kreissägeblatt trägt, welches bei der Umdrehung das Eis durchschneidet. Der Antrieb erfolgt durch den Elektromotor, der sich auf dem Pflug befindet, wobei der Strom durch ein bewegliches Kabel zu der hin und hergehenden Betriebsmaschine zugeleitet wird. Der Pflug wird durch Aufwinden der auf beiden Ufern verankerten Seile hin und her bewegt.

Das Sägen der Eisdecke.

Eis findet im Gewerbe und der Heilkunde viel Verwendung. Um es zu bergen, säubert man die Eisdecke des Flusses oder des Sees von Schnee. Nachdem in die Oberfläche des Eises durch einen leichten Eispflug Furchen von 25 – 30 mm Tiefe so eingerissen sind, dass Tafeln von ca. 60 × 20 cm entstehen, sägt der Arbeiter den Furchen nach lange Eisflöße. Die einzelnen Tafeln werden dann losgehauen.

Beförderung der Eisplatten in den Speicher durch das Paternosterwerk.

Die Aufbewahrung des Eises geschieht am besten in Eishäusern, Gebäuden mit doppelten Bretterwänden, die mit aufgemauerten Torfstücken und Sägespänen (nicht wärmeleitend) ausgefüllt werden. Der Boden erhält eine 60 – 70 cm starke Schicht Torf. In diese Häuser werden die Eistafeln auf schiefen Ebenen durch ein Paternosterwerk geschafft. Diese Maschinen bestehen aus zwei in vertikaler Richtung von einander abstehenden Rädern, über die sich eine endlose, Kasten tragende Kette schlingt, in welche die Eisstücke hineinpassen. Die emporsteigenden Ketten leeren ein Gefäß nach dem andern in den Eischuppen.

Die Verladung des Eises in Norwegen.

Im Norden, in Schweden und Norwegen, tritt das Gletschereis in großen Massen auf, und da der Bedarf an Eis von Jahr zu Jahr steigt, so ist das Roheis dieser Länder ein bedeutender Ausfuhrartikel geworden. Nachdem auch hier die abgesägten Eisblöcke zu Tal und an den Hafen befördert worden sind, werden sie durch Leichter auf das Schiff verstaut, um nach allen Ländern, selbst nach Afrika und Australien, verschifft zu werden.

Gewinnung des Gletschereises.

Der lose Schnee, welcher unter bestimmten meteorologischen Verhältnissen in Firn- und endlich in Gletschereis übergeht, tritt auf dem Hochgebirge in ungeheuren Massen auf. Zur Nutzbarmachung dieser großen Eisfelder werden in neuerer Zeit Anstalten getroffen. Es werden große Eisblöcke ausgesägt und ausgehauen, die dann, nachdem die Gletscherspalten durch starke Gestelle überbrückt sind, auf schiefer Ebene zu Tal gefördert werden. Den Lauf der Blöcke regulieren Arbeiter mit langen Eisenstangen.

Die Eismaschine.

Künstliches Eis stellt man auf chemischem Weg her, indem man schnell eine große Menge Wärme zur Bindung bringt, und zwar geschieht das durch die Verdunstung eines sehr flüchtigen Körpers (Äther oder flüssigen Ammoniak) mit Hilfe der Eismaschine. Die Maschine besteht aus einem Verdampfer und einem Kondensator, in welchen die Ammoniakdämpfe sich bewegen. In dem Verdampfer, mit Kochsalzlösung gefüllt, hängen Blechgefäße mit Wasser, welches zu Eis gefriert. Nach der Eisbildung werden die Gefäße ausgehoben und durch Kippen des Gefäßes die Eistafeln herausgeworfen.

• Auf epilog.de am 7. Januar 2024 veröffentlicht

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