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Neue Anwendung des leichtflüssigen Metalls

Polytechnisches Institut Wien • 1822

Man weiß, dass das leichtflüssige Metallgemisch, welches aus acht Teilen Wismut, fünf Teilen Blei und drei Teilen Zinn zusammengesetzt ist, schon bei der Temperatur von 100° C flüssig wird, und dass es im siedenden Wasser schmilzt.

Herr Cadet-Gassicourt hatte nun in Erfahrung gebracht, dass dieses Metall alle, selbst die feinsten Züge eines vertieften oder erhabenen Stiches annimmt, und suchte hieraus eine Anwendung zu ziehen. Er leimte daher auf den Boden einer Tasse ein Stück weißes Papier, schrieb etwas darauf mit gewöhnlicher Tinte, und bedeckte die Schrift mit fein gepulvertem arabischen Gummi; dieses Pulver gab der Schrift einige Erhabenheit. Nachdem das Ganze getrocknet war, blies er darüber, um das Pulver, welches sich nicht angeklebt hatte, wegzubringen, und goss leichtflüssiges Gemisch auf die Tasse, welches er dann sehr schnell abkühlte, um das Kristallisieren desselben zu verhindern. So erhielt er einen Abdruck seiner Schrift, die sich im Metall vertieft darstellte. Er tauchte hernach diese Metallplatte einige Zeit in laues Wasser, um das wenige Gummi, welches etwa noch daran hätte haften können, aufzulösen. Wenn man sie vor einen Spiegel hielt, so konnte man die eingegrabene Schrift vollkommen lesen. Cadet-Gassicourt machte dann mittelst einer Presse und der Druckerschwärze mehrere sehr hübsche Abdrücke von dieser Schrift, und sie waren ein wahres Faksimile.

Wird das leichtflüssige Gemisch daher auf eine solche Art behandelt, so kann es dazu dienen, um Schriften, Musikalien, Zeichnungen usw. zu vervielfältigen, und berechtigt zu allerlei Erwartungen.

• Auf epilog.de am 15. Juni 2024 veröffentlicht

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