Handel & IndustrieDruck & Papier

Chinesische Papierfabrikation und Druckmethode

Pfennig Magazin • 10.10.1840

Das Mobiliar einer chinesischen Papierfabrik beschränkt sich im Wesentlichen auf ein Paar gusseiserne Kessel, einige hölzerne Bottiche, einen mit Stuck gedeckten Trockenapparat, mehrere Bambusgeflechte und einige gleichfalls aus Bambus zusammengesetzte Formen und ist selbst bei einer großen Fabrik noch nicht 400 Taler wert.

Das Verfahren besteht in Folgendem: Man taucht die aus abgeblätterten Reisern des Papiermaulbeerbaums bestehenden Bündel in einen Kessel mit siedendem Wasser, wo sie so lange bleiben, bis das untere Ende der Rinde auf einen Zoll Länge geschwunden ist. Dann breitet man die Reiser auf einer Hürde aus und schlägt sie mit Bambusstöcken, bis sich die Rinde mit dem Faserstoff ablöst, worauf dieser behufs gänzlicher Entfernung der Rinde von Frauen wie Flachs gehechelt wird. Die gehechelten Fasern, welche seidenartig glänzen, tut man in einen in den Boden eingesetzten steinernen Mörser, in welchem ein durch einen Rahmen in senkrechter Stellung erhaltener hölzerner Stempel von Arbeitern mit Hebeln auf- und niederbewegt wird. Die so erhaltene gleichförmige Zeugmasse bringt man in eine Butte mit Reis- oder mit reinem Wasser, je nachdem das Papier eine Leimung erhalten soll oder nicht. Aus der Butte schöpfen zwei Arbeiter ein Blatt nach dem andern und schichten die einzelnen Blätter in Haufen auf, wobei sie an dem einen ihrer Enden Holzstückchen, die zum Fassen und Aufheben dienen, anbringen. Hierauf werden die Blätter auf dem Trockenapparat, einer aus Stuck gebildeten Plattform, unter welcher ein Feuer unterhalten wird, ausgebreitet und durch eine feine Bürste gezwungen, sich anzulegen. Sobald sie völlig getrocknet sind, was nach einigen Sekunden der Fall ist, werden sie im Zickzack so gefaltet, wie sie im Handel vorkommen. Ein Ries von 100 großen Blättern kostet an Ort und Stelle wenig über zwei Taler.

Endloses Papier bereiten die Chinesen ans Florettseide, welche sie auf die angegebene Art stampfen, woraus sie die Zeugmasse der Sonne aussetzen. Die leichte Seide steigt an die Oberfläche empor und bildet ein dünnes Häutchen, das ein gewandter Arbeiter an einem Ende zwischen zwei Latten fasst und langsam aus dem Bottich zieht, und da sich immer neue Seidenmasse ansetzt, so lässt sich aus dem Bottiche ein ununterbrochenes Blatt ziehen. Um endloses Papier zu erhalten, wird das Häutchen auf einen Zylinder gerollt und zwischen die Windungen trockenes Papier gelegt; indessen hält der Chinese endloses Papier für unnütz und gibt den Blättern gewöhnlich nur 20 Fuß Länge (bei drei Fuß Breite). Dieses Seidenpapier ist gelblich, dient hauptsächlich zum Einwickeln und besitzt eine sehr ansehnliche Festigkeit, die es den Seidenfasern verdankt.

Die Blätter der chinesischen Bücher sind stets doppelt, weil sie nur auf einer Seite bedruckt werden. Die Druckmethode selbst ist folgende. Zuerst wird das für den Druck bestimmte Werk mit einem Pinsel von einem geschickten Schreiber sauber auf dünnes Papier geschrieben und dann dieses verkehrt auf die zum Druck bestimmten, mit einem Kleister von Reis bedeckten Holzblock geklebt; sobald es getrocknet ist, wird es mit einem Schwamm befeuchtet und von dem Holzblock abgenommen, aus welchem nun die Schriftzüge zurückbleiben. Diese werden dann von Frauen und Kindern mit kleinen stählernen Instrumenten ausgeschnitten; mit den so erhaltenen erhaben gravierten Blöcken wird gedruckt, was ohne Presse oder Walze so geschieht: Nachdem man mit einer in Schwärze getauchten Bürste leicht über die Blöcke hingefahren ist, hält ein Kind das Ende eines Blattes von einem zarten und weichen, aber festen Papier an den Rand des Blocks, während ein zweites Kind das andere Ende gespannt erhält; der Drucker überfährt nun den Rücken des Papierblattes mit einer trockenen Bürste, um sein Ankleben zu bewirken. Ein guter Arbeiter zieht nach jeder Schwärzung 4 – 5 Abdrücke ab; da die Schwärze auslöschlich ist, so können alte Papiere abgewaschen und neu bedruckt werden. Ein einziger Mann kann täglich ein paar Tausend Drucke liefern. Die Druckerschmätze der Chinesen wird aus Lampenruß, Branntwein, Wasser und Leim bereitet.

• Auf epilog.de am 24. November 2016 veröffentlicht

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