U-Bahn in Berlin

Auflösung des Gleisdreiecks der Berliner Hochbahn und Schnellbahn Wilmersdorf – Dahlem

Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen • 30.1.1909

Die Hochbahngesellschaft beabsichtigt den Bau einer Verstärkungslinie, die vom Gleisdreieck aus nach dem Wittenbergplatz führt und am Nürnberger Platz endigen soll. An diese Linie wird Wilmersdorf eine Untergrundbahn anschließen, welche dem Hohenzollerndamm folgt und in diesem breiten Straßenzug zwei Bahnhöfe, ›Hohenzollernplatz‹ und ›Fehrbelliner Platz‹ erhält. Vom Fehrbelliner Platz wird nach den mit den Grundstücksinteressenten und dem Fiskus geschlossenen Verträgen, die Bahn bis Mitte des Jahres 1912 über den Südringbahnhof Schmargendorf [heute: Bhf. Heidelberger Platz] und den Rüdesheimer Platz bis zum Rastatter Platz [heute: Breitenbachplatz] verlängert werden. Hier wird dann eine Schnellbahn durch Dahlem sich anschließen, welche, als Einschnittbahn gebaut, über den Kaiser-Wilhelm-Platz und die Königin-Luise-Straße, nahe der Dahlemer Kirche vorbei, bis zum Platz E [heute: Thielplatz] geführt werden soll. Die Dahlemer Bahn wird zunächst als ›Tramschnellbahn‹ betrieben werden.

Mit diesem Entwurf ist die Auflösung des Gleisdreiecks verbunden, die in der Weise erfolgt, dass die jetzige Ostlinie der Hochbahn, die an der Warschauer Brücke endigt, mit Hilfe der Verstärkungslinie selbstständig über den Wittenbergplatz in südlicher Richtung weitergeführt wird, während die jetzt bestehende Bahn in der Richtung zur inneren Stadt selbstständig betrieben wird. An der Stelle des Gleisdreiecks wird eine sogenannte ›Turmstation‹, d. h. ein Kreuzungsbahnhof entstehen, in dem von der einen Linie zur anderen umgestiegen werden kann. Der Bahnhof Wittenbergplatz wird als Gemeinschaftsbahnhof für beide Linien ausgebaut, und es werden Züge, die von Wilmersdorf wie auch von Charlottenburg kommen, im Bahnhof Wittenbergplatz sowohl nachdem Osten als auch nach der Innenstadt geleitet werden können.

Den Betrieb sämtlicher neuen Bahnstrecken wird die Hochbahngesellschaft im Zusammenhange mit ihrer Stammlinie übernehmen. Die Wilmersdorfer Bahn vom Nürnberger Platz bis zum Rastatter Platz ist rund 4 km, die Dahlemer Bahn 2,5 km lang.

Buchtipp:
Mit der Eröffnung der Berliner Hoch- und Untergrundbahn am 18. Februar 1902 fanden zehn Jahre Planung und Bau der ersten deutschen U-Bahn ihren vorläufigen Abschluss. Die damaligen Redakteure der ›Deutschen Bauzeitung‹ Fritz Eiselen und Albert Hofmann schildern die Arbeiten aus Sicht der Ingenieure und Architekten. Dabei gehen sie nicht nur auf die technischen Aspekte ein, sondern widmen sich auch der künstlerischen Ausgestaltung der Strecke und der Bahnhöfe. Zahlreiche Fotos und Zeichnungen illustrieren dieses Zeitdokument der Berliner Verkehrsgeschichte.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 114 Seiten | ISBN: 978-3-7528-9695-4

• Auf epilog.de am 13. April 2024 veröffentlicht

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