Handel & IndustrieLebensmittelproduktion

Auf dem ›Gänsebahnhof‹ in Rummelsburg

Daheim • 13.9.1890

Voraussichtliche Lesezeit rund 10 Minuten.

Die Verproviantierung der großen Städte bildet ein hochinteressantes Kapitel für jeden Volkswirt und Statistiker, und über die Versorgung einer Riesenstadt wie Berlin ließe sich ein eigenes Buch schreiben, welches auch für weitere Kreise Interesse haben würde. Wir wollen uns heute mit einem einzelnen Kapitel aus diesem Buche Berlins beschäftigen, welches für alle Leser interessant sein dürfte, da es sich um einen Konsumartikel handelt, der in ganz Deutschland, ja fast in ganz Nord-Europa beliebt ist, um die Gans.

Es ist dem Leser bekannt, dass die Gans selbst in der Sage und Geschichte ihre eigenartige Rolle spielt, in ganz Deutschland aber schätzt man sie wegen ihres Wohlgeschmackes, und im Herbst und Winter bildet sie fast in allen Familien einen willkommenen Braten, während die Hausfrauen nicht genug zu ihrem Lob und Preis zu sagen wissen, weil sie angeblich der billigste Braten ist, den man sich verschaffen kann. Liefert sie doch Federn, das Gänseklein, das Fett, welches in allen Haushaltungen und auf jedem Tische sehr geschätzt ist, und dann gibt sie sich noch zum Festtagsbraten her, dessen Erscheinen auf dem Tische von allen Mitgliedern der Familie mit Freuden begrüßt wird.

In Berlin schätzt man seit undenklichen Zeiten den Gänsebraten und das Gänsefleisch, und Pommern, Ostpreußen und vor allem der Oderbruch, in der Nähe Berlins, schicken seit Jahrzehnten den Überfluss an vortrefflichen gemästeten Gänsen nach Berlin, wo für diese geschätzte Ware sich stets willige Abnehmer fanden. Die pommerschen Städte an der Küste treiben bekanntlich eine Art Industrie mit geräucherten Gänsebrüsten, und als Nebenprodukt dieser Fabrikation kommen nach Berlin die mächtigen Fässer mit gepökeltem Gänsefleisch, welches zur Winterzeit in großen Mengen hier verspeist wird.

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• Auf epilog.de am 4. Juni 2024 veröffentlicht

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