Bau & Architektur
Abtrittsgruben in Schulgebäuden
Zentralblatt der Bauverwaltung • 3.2.1883
In amerikanischen Volksschulgebäuden hat sich eine Einrichtung der Abtrittsgruben sehr bewährt, welche eine gewisse Ähnlichkeit hat mit den neuerdings von Jennings konstruierten Klosettanlagen mit einem Wassertrog, oder mit den im Königreich Sachsen vielfach angewandten Süvernschen oder Friedrichschen Grubenanlagen, jedoch unter Verzichtleistung auf eine Desinfektion der Fäkalien. Die Abtrittssitze befinden sich dabei über einer geräumigen, unten mit umgekehrtem Gewölbe geschlossenen, wasserdicht in Zement gemauerten Grube, welche stets bis zu einer bestimmten Höhe mit Wasser aus der Wasserleitung angefüllt gehalten wird, so dass die Fäkalien unmittelbar in das Wasser fallen. Auch das Regenwasser wird durch die Abfallrohre in die Gruben geleitet und die Regelung des Wasserstandes durch einen etwa 18 cm starken, innen hohlen Holzstopfen bewirkt, welcher eine Abflussöffnung am tiefsten Punkte der Grubensohle verschließt. Diese Verschlussvorrichtung kann vermittelst eines oben angebrachten eisernen Bügels gehandhabt werden, und wird regelmäßig alle 8 bis 10 Tage aufgezogen, um den Inhalt der Grube abfließen zu lassen. Die Einrichtung hat sich so gut bewährt, dass z. B. in einer Bostoner Schule eine solche Anlage ohne Bedenken freistehend im erhöhten Kellergeschoss neben einem Spielsaal der Schüler errichtet worden ist. Allerdings ist in diesem Falle für eine kräftige Ventilation vermittels eines von der Grube ausgehenden, bis übers Dach geführten und mit Dampfheizung erwärmten Dunstrohrs gesorgt. Innerhalb der Grube war dabei die Luft ohne jede Spur üblen Geruchs. Vorbedingung einer solchen Anlage ist allerdings das Vorhandensein eines Entwässerungskanals, durch welchen der Inhalt der Grube abgeführt werden kann; die Anwendbarkeit des Systems ist dadurch wesentlich beschränkt.