Feuilleton
Die Ruinen des Opernhauses in Berlin
Illustrirte Zeitung • 14.10.1843
Die Spuren der Feuersbrunst, die in der Nacht vom 18. zum 19. August das Berliner Opernhaus verzehrte, werden bald verwischt sein, indem auf Befehl des Königs schon seit einigen Wochen an der Wiederherstellung des Gebäudes gearbeitet wird. Da die äußeren Mauern desselben der Glut widerstanden, ja vielleicht dadurch noch an Festigkeit gewonnen haben, so ist man vor allen Dingen damit beschäftigt, diese und die Fundamente genau zu prüfen. Bereits ist zu diesem Zweck ein Teil derselben so wie das vordere Säulenportal mit hohen Gerüsten umgeben, doch dürfte das Letztere wohl von Grund auf erneuert werden müssen, da das Giebelfeld desselben und ein Teil der Säulen durch die Flammen, die zuletzt noch ihren Weg dorthin gefunden, sehr beschädigt ist.
Von innen wie von außen bot übrigens die Ruine einen großartigen Anblick dar. Von außen erinnerte das dachlose Gebäude mit seinen hohen ausgebrannten Fenstern und Eingängen an die Überreste des römischen Kolosseums, und besonders wenn das Auge des Beschauers dem durch die Öffnungen hindurchscheinenden Vollmond begegnete, welcher die Stätte der Zerstörung innerhalb in einem magischen Dämmerlicht erscheinen ließ, war der Eindruck eben so wehmütig als imposant. Wir haben es versucht, unsern Lesern erstlich eine Anschauung davon zu geben, wie sich das Innere des ausgebrannten Hauses von der Gegend des Parterre und der ehemaligen Logen ausnimmt, wo früher manche unserer Leser und ein ganzes Jahrhundert Aug’ und Ohr ergötzten, und sie zweitens von dem Platz herab, wo sich die Bühne befand, einen Blick auf die ehemaligen Zuschauerräume und durch die ausgebrannte große königliche Loge hindurch in den ehemaligen Konzertsaal werfen zu lassen.