Bau & ArchitekturBrücken

Zwei neue Arten von Brücken

Pfennig Magazin • 10.10.1840

Bei mehreren nordamerikanischen Eisenbahnen sind sogenannte Gitterbrücken und Rahmenbrücken im Gebrauch, die in Europa wohl noch nirgend ausgeführt sein möchten. Beide sind von Holz konstruiert. Das zu den Gitterbrücken verwandte Holz hat wenig Masse und verhältnismäßig schwache Dimensionen, aber doch bedeutende Festigkeit. Die gitterförmigen Rahmen, aus denen sie bestehen, sind aus sicheren Pfosten von 12 Zoll Breite und 3 Zoll Dicke verfertigt, die sich unter rechten Winkeln durchkreuzen und an den Kreuzungspunkten durch eichene Bolzen verbunden sind; zu größerer Befestigung dienen waagerechte Streckhölzer, die über die ganze Spannweite hinwegreichen. Die Höhe des Gitterwerks hängt von der Größe der Spannweite ab, die bei den bisher ausgeführten Gitterbrücken im Maximum 150 Fuß beträgt. Bei diesen wurden nur zwei Gitterwerte angewandt, von denen jedes unter dem äußeren Gleisbaum der darüberführenden doppelgleisigen Eisenbahn liegt; unten und oben stehen sie durch Querbalken in Verbindung, von denen die oberen die Langschwellen, auf denen die Brückenebene aufgenagelt ist, tragen, und sind von 12 zu 12 Fuß durch senkrecht stehende Querbänder gegen das Umschlagen gesichert. Um das Holz vor dem Einfluss der Witterung zu sichern, wird auf der Außenseite beider Gitterwerke ein leichter Bretterverschlag angebracht. Ist die Brücke zu lang, um einer Unterstützung zu entbehren, so legt man die Gitterwerke ohne alle weitere Vorrichtung auf sehr schwache Brückenpfeiler auf. Die längste bis jetzt ausgeführte Gitterbrücke ist die auf der Philadelphia-Reading-Eisenbahn vorkommende von 1100 Fuß Länge, deren ohne Unterbrechung fortlaufendes Gitterwerk durch 10 steinerne Pfeiler unterstützt ist. Eine ähnliche Brücke auf der die beiden Stadtteile von New York verbindenden Harlemeisenbahn ist 736 Fuß lang und ruht auf vier steinernen Pfeilern.

Die ebenfalls bei vielen Eisenbahnen mit Spannweiten von 100 – 150 Fuß ausgeführte Rahmenbrücke von Long fordert auch sehr wenig Material und übt keinen Seitenschub aus. Die Brücke ruht auf jeder Seite auf vertikalen Rahmen, die durch zwei horizontale Spannbalken, aus drei nebeneinanderliegenden Hölzern bestehend, und vertikale Ständer gebildet und durch schräg liegende oder diagonale Haupt- und Gegenstreben befestigt sind. Die Verbindung der Ständer und Streben mit den Spannbalken erfolgt durchaus ohne Bolzen und Nagel, wodurch die Reparatur der Brücke und die Auswechselung einzelner schadhaft gewordener Hölzer sehr erleichtert werden. Die vollendetsten nach diesem System gebauten Brücken findet man in der Reihe von Boston.

• Auf epilog.de am 17. Juni 2017 veröffentlicht

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