U-Bahn in Berlin

Zur Eröffnung der Untergrundbahn
nach Westend

Überblick über Vorgeschichte und Bauausführung der Bahn
von Paul Wittig

Festschrift • 16.3.1908

Voraussichtliche Lesezeit rund 21 Minuten.
NollendorfplatzAnfang der Untergrundbahn am Nollendorfplatz.

Mit der Neuschaffung des Deutschen Reiches wurde Berlin Reichshauptstadt und Weltstadt zugleich. Sein Wachstum vollzog sich in neuen Formen zu ungeahnter Ausdehnung. Eine Zone neuer Wohnstätten nach der anderen legte sich um den bebauten Kern der Stadt herum und erweiterte die geschlossene Bebauungsfläche unaufhaltsam nach außen. Die Nachbargemeinden und die zahlreichen Vorortinseln wurden von den Armen der Weltstadt umfangen. So wurden die ehemals von Berlin abgetrennt gelegenen Gemeinwesen, wie Charlottenburg, Wilmersdorf, Rixdorf, Reinickendorf, Gesundbrunnen und viele andere räumlich ganz mit Berlin verschmolzen, während gleichzeitig die große Mehrzahl der Außenvororte, unter denen Lichterfelde, Steglitz, Zehlendorf genannt sein mögen, aus kleinen Anfängen den lebhaftesten Aufschwung nahmen.

Angesichts solcher Entwicklung ist die Tatsache auffallend, dass die in den 1860er Jahren von Werckmeister und Quistorp mit den größten Hoffnungen begründete Kolonie Westend trotz ihrer landschaftlich und hygienisch so sehr bevorzugten Lage von dem allgemeinen Aufschwung fast unberührt blieb. Sucht man nach einer Erklärung dafür, so ist sie nur in dem Umstand zu finden, dass es der Kolonie für eine gedeihliche Entwicklung an der wichtigsten Vorbedingung, nämlich an leistungsfähigen Verkehrsverbindungen, fehlte. Querschnitt BismarckstraßeAbb. 1. Querschnitt durch die Bismarckstraße. Die Abgeschiedenheit, die nach Ansicht der Begründer der Reiz der Kolonie sein sollte, wurde ihr Verhängnis. Lange Zeit war die alte Heerstraße, die seitlich an der Kolonie vorbeiführende Spandauer Chaussee, der einzige Verkehrsweg, der die Verbindung mit Charlottenburg und Berlin vermittelte. Die Lehrter Bahn ließ die Kolonie seitwärts liegen, aber auch der Hinzutritt der Stadt- und Ringbahn vermochte an den Verhältnissen Westends nichts Wesentliches zu ändern, da dieses Verkehrsmittel die Westender Höhe mied und der am Fuße der Kolonie angelegte Bahnhof eine für die Westendbewohner unbequeme Lage hatte. Auch die den Spandauer Berg hinaufführende Straßenbahn konnte wirksame Abhilfe nicht schaffen.

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Nach der Eröffnung der Berliner Hoch- und Untergrundbahn 1902 war das Interesse der gut situierten westlichen Berliner Vororte an einem Schnellbahnanschluss geweckt. Selbstbewusst und mit der Unterstützung finanzkräftiger Terraingesellschaften entwickelten die Städte Charlottenburg und Wilmersdorf Pläne für die Erweiterung der Berliner U-Bahn, wobei die Beteiligten teilweise sehr eigenwillige Vorstellungen zur Streckenführung hatten. In diesem Buch schildern ausgewiesene Experten in zeitgenössischen Original-Beiträgen die Entwicklung der Schnellbahnen vom Nollendorfplatz nach Ruhleben, Krumme Lanke und zum Kurfürstendamm zwischen 1906 und 1930. Rund 150 Zeichnungen und Fotos illustrieren dieses Zeitdokument der Berliner Verkehrsgeschichte.
  PDF-Leseprobe € 16,90 | 114 Seiten | ISBN: 978-3-7578-8381-2

• Auf epilog.de am 30. Juni 2023 veröffentlicht

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