Handel & Industrie – Druck & Papier
Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht
Liebig-Sammelbilder • 1934
Die Liebig-Sammelbilder waren Werbe-Beigaben zum gleichnamigen Fleischextrakt. Ab den 1870er Jahren entstanden mehrere tausend Motive zu allen nur erdenklichen Themen.
In der Redaktion
Das geistige Zentrum, die Seele eines Zeitschriften-Unternehmens ist die Redaktion, von der aus alle Fäden eines solchen ausgedehnten und mannigfaltigen Betriebes ausgehen. Hier werden die Arbeiten der Zeichner, Fotografen, Schriftsteller, Dichter, Berichterstatter und sonstiger geistiger Mitarbeiter gesichtet und geprüft. Hier werden auch die Probedrucke, welche aus den Drucksälen kommen, durchgesehen und verbessert, alle technischen Fragen begutachtet und sonstige Anordnungen getroffen, bevor der endgültige Druck beginnt. Unser Bild zeigt einen solchen Redaktionssaal, in dem eifrige, fieberhafte Tätigkeit herrscht.
Fotografische Abteilung
Die Titelblätter und farbigen Innenblätter, die der Zeitung ein besonderes Gepräge geben sollen, werden hier fotografisch aufgenommen. Hierfür sind besonders lichtstarke, große Apparate erforderlich. Einen solchen Spezial-Apparat sieht man auf dem umseitigen Bildchen. Je nach der Art des wiederzugebenden Originals werden entweder Strich-Ätzungen für Schwarz-Weiß-Zeichnung oder verschiedene Ätzungen für Mehrfarbendrucke angefertigt und hiernach die zum Druck nötigen Klischees hergestellt. Die Vervielfältigungsarten sind sehr mannigfaltig und oft schwierig und nur mit großen Unkosten möglich; sie werden je nach dem Charakter des wiederzugebenden Originals ausgewählt.
Setzmaschinen-Saal
Die von der Redaktion zur Veröffentlichung ausgewählten Manuskripte werden für den Satz und die Einteilung der Texte besonders kundigen und geübten Setzern anvertraut. Das Setzen der Texte erfolgt teilweise nach dem alten Verfahren, bei dem der Setzer sich die Buchstaben-Typen mit der Hand heraussucht und aneinanderreiht, wie man es auf der linken Seite des umstehenden Bildchens sieht.
Wesentlich schneller kann man mit der modernen Setzmaschine, die rechts auf dem Bildchen dargestellt ist, arbeiten. Dies Wunderwerk der Technik wird wie eine Schreibmaschine mittels einer Tastatur bedient. Die Maschine reiht sinngemäß die getippten Buchstaben aneinander und bringt nicht mehr benötigte an ihren Platz zurück. Auch das Gießen der Text-Klischees besorgt sie. Trotzdem aber kann man in vielen Fällen den Handsatz nicht ganz entbehren.
Herstellung von Probeabzügen mit der Handpresse
Ehe die fertigen Klischees in die Rotationsmaschinen kommen, werden auf Handpressen Probeabzüge gemacht, um die Farbwirkung auszuprobieren wie auch die wirkungsvolle Gruppierung der gesetzten Texte und Bilder, damit alles in dem zur Verfügung stehenden Raum harmonisch eingepasst erscheint. Nachdem eventuelle Korrekturen und Retuschen vorgenommen worden sind und der Satz richtig steht, kommt Bild- und Text-Material in die eigentliche Druckerei, zur Herstellung des Auflagen-Druckes.
Die Farbenbuchdruck-Rotationsmaschine
Flachdruck mit flachen Klischees wird für illustrierte Zeitschriften fast nicht mehr angewandt. An dessen Stelle benutzt man die sehr schnell arbeitenden Rotationsmaschinen. Die in Rundform hergestellten Klischees werden auf Zylindern angebracht, die sich um sich selbst drehen, während das zu bedruckende Papier zwischen ihnen durchgleitet und von den automatisch regelmäßig mit Druckfarbe versehen werdenden Klischees mit Text und Bildern bedruckt wird.
Die auf unserem Bild gezeigte riesige Farbenbuchdruck-Rotationsmaschine ist ein weiteres Wunder der Technik, denn in einem einzigen Arbeitsgang druckt sie gleichzeitig den Text in Schwarz und die Bilder in mehrfarbiger Ausführung. Dieses alles geschieht ganz automatisch, und nur wenige Spezialarbeiter überwachen den Gang der Maschine. Für Volksausgaben, von denen Hunderttausende Exemplare zu drucken sind, verwendet man Papier-Rollen. Das endlose Papier läuft dann innerhalb des Riesenwerkes über zahlreiche Walzen und Rollen, und zum Schluss liefert die Maschine in schneller Reihenfolge die Unmenge nicht nur fertig gedruckter und getrockneter, sondern auch schon zusammengefalzter Zeitschriften ab.
Heft- und Falzmaschine
Künstlerische und oft sehr kostbare Zeitschriften, die mit besonderer Sorgfalt behandelt werden müssen, kommen nicht fix und fertig aus der Druckpresse, sondern als lose Blätter, da bei solchen Luxus-Ausgaben für den Bildteil oft andere und bessere Papiersorten verwendet werden als für den Textteil. Die weitere Fertigstellung bis zum verkaufsfähigen Exemplar besorgt die umseitig abgebildete Heft- und Falzmaschine. Sie falzt die einzelnen Druckbogen in der richtigen Reihenfolge, nutet und leimt sie und versieht sie mit dem Umschlag, der meistens aus anderem Papier- oder Kartonmaterial besteht als der Innenteil. So kommen die Hefte dann in die Versandabteilung, von wo sie ihren Weg nehmen zu den Buchhandlungen, den Zeitungs-Kiosken und den Abonnenten.