DaseinsvorsorgeWasserwirtschaft

Entwurf zur Wasserversorgung hochgelegener Ortschaften im Kreis Querfurt

Zentralblatt der Bauverwaltung • 16.7.1881

Auf der Muschelkalk-Hochebene, welche sich nördlich von Freiburg am linken Ufer der Unstrut erstreckt, sinkt das auffallende Tagewasser durch den durchlässigen Kalk schnell in so große Tiefen, dass die auf der Hochebene gelegenen Ortschaften oft empfindlichen Wassermangel leiden. Diesem Übelstand abzuhelfen, wurde seitens des Provinzialverband von Sachsen eine Untersuchung der bestehenden Verhältnisse und der Mittel zu ihrer Verbesserung angeregt, und schließlich, da in Deutschland bereits im großen Maßstab eine Versorgung wasserarmer Ortschaften von der württembergischen Regierung auf der Rauhen Alp ausgeführt ist, eine Besichtigung dieser Anlagen an Ort und Stelle veranlagt, deren Ergebnis war, dass der Ingenieur Kroeber in Stuttgart beauftragt wurde, einen Entwurf für die Versorgung der betreffenden Ortschaften mit Wasser auszuarbeiten. Die den Entwurf zur Darstellung bringenden Zeichnungen sind auf der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Halle a. S. ausgelegt.

Der Entwurf teilt das mit Wasser zu versorgende Gebiet, welches eine Einwohnerzahl von 3381 aufweist, in zwei Sektionen, eine Nord- und eine Südsektion. Das den Ortschaften im ganzen täglich zuzuführende Wasserquantum wird auf 255 bis 282 m³ angegeben, d. i. durchschnittlich 76 bis 84 Liter auf den Kopf und Tag.

Die Wassergewinnung soll bei St. Mücheln erfolgen, wo schon vorher versuchsweise eine Brunnensenkung ausgeführt wurde, die reichliches und brauchbares Grundwasser erschloss. Durch Dampfkraft getriebene Pumpen sollen das Wasser an dieser Stelle aus dem Sammelbrunnen ansaugen und in das Röhrennetz drücken, welches die zu einer Sektion gehörigen Orte verbindet. Die Durchmesser der Druckröhren sind zu 100 mm, die der Hauptverteilungsröhren zu 125, 150, 175 und 200 mm angenommen, Zweigleitungen erhalten 75 mm Durchmesser. In jeder Sektion ist ein Hochreservoir vorgesehen, welches die Unregelmäßigkeiten im Wasserverbrauch der einzelnen Tagesstunden ausgleichen soll. Beide Reservoirs zusammen fassen 1000 m³ Wasser, also nahezu den Bedarf für vier Tage. Da die Höhenlage der beiden Hochreservoirs verschieden angenommen ist, so beträgt die senkrechte Förderhöhe vom höchsten Wasserstand in den Reservoirs bis zum niedrigsten Wasserstand im Brunnen bei St. Mücheln für die Nordsektion 97,06 m, für die Südsektion 104,12 m.

Die Gesamtkosten werden zu 432 000 M, die jährlichen Betriebskosten zu 8400 M angegeben. Dazu sind für Verzinsung und Amortisation des Baukapitals 6 % zu rechnen, so dass die jährlichen Kosten der Wasserversorgung auf den Kopf der Bewohner 10,48 M betragen würden. Der Kubikmeter geförderten Wassers kostet alsdann 29 Pfennig.

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• Auf epilog.de am 20. September 2017 veröffentlicht

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