VerkehrSchifffahrt

Schiffshebewerk mit geneigter Ebene
bei Foxton in England

Deutsche Bauzeitung • 30.3.1901

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Die englische technische Zeitschrift Engineering bringt in der Nummer vom 25. Januar 1901 eine Mitteilung über die Anlage einer geneigten Ebene, welche bei Foxton, Leicestershire, im Grand Junction Canal, anstelle einer dort vorhandenen, dem Verkehr nicht mehr genügenden Schleusentreppe kürzlich zur Ausführung gekommen ist. Der bis jetzt durch eine einfache Schleusentreppe von 10 Schleusen überwundene Höhenunterschied der beiden Kanalhaltungen beträgt 22,9 m. Die zu hebenden Kanalfahrzeuge haben allerdings nur sehr geringe Abmessungen und nur ein Ladevermögen von 33 t bzw. 70 t, so dass die Anlage wenig umfangreich ist, trotzdem dürften die praktischen Erfolge solcher, wenn auch noch so kleinen Anlagen Interesse beanspruchen.

schiffshebewerk Foxton - allgemeine AnordnungAbb. 1. Allgemeine Anordnung

Die schiefe Ebene, deren allgemeine Anordnung wir in der Abb. 1 wiedergeben, besitzt eine Neigung von 1 : 4 und ist so eingerichtet, dass gleichzeitig eine Beförderung von Kanalschiffen bergwärts und zu Tal erfolgen kann. Zu dem Zweck ist die Anlage mit zwei eisernen Trögen ausgerüstet, von denen jeder gleichzeitig zwei der 33 t oder eines der 70 t-Kanalboote aufzunehmen vermag. Die lichten Maße der Tröge sind: 24,4 m Länge, 4,6 m Breite bei einer Tiefe von rd. 1,5 m. Jede der beiden für die Bewegung der Tröge bestimmten geneigten Ebenen ist mit 8 Laufschienen, welche paarweise angeordnet sind, ausgerüstet. Jeder Trog bewegt sich auf seinen Laufschienen mittels 8 Radsätzen. Beide Tröge sind miteinander durch 4 Drahtseile verbunden, welche über die am oberen Ende im Maschinenhaus liegenden Seiltrommeln laufen. Die Bewegung beider Tröge muss deshalb gleichzeitig erfolgen und gleicht sich das Gewicht während des Auf- und Abstieges auf der schiefen Ebene aus, so dass die maschinelle Anlage nur geringen Kraftaufwand erfordert. Die Längsachse der schiefen Ebene ist senkrecht zu den beiden parallel laufenden Haltungen des Kanales angeordnet. Damit jeder Trog die notwendige gesonderte Verbindung mit den beiden Kanalhaltungen erhalten kann, sind die Endstellungen der Tröge gegeneinander versetzt und es ist die schiefe Ebene in zwei parallel neben einander herlaufende Teile zerlegt.

Schiffshebewerk mit geneigter Ebene bei FoxtonAbb. 2.

Am unteren Ende dieser schiefen Ebene tauchen die Tröge in das Wasser der unteren Haltung hinein, so dass eine besondere wasserdichte Verbindung zwischen Trog und Haltung und ein besonderer Abschluss der Kanalhaltung gegen die schiefe Ebene hin überflüssig wird. Die Tröge selbst sind an den, den beiden Kanalhaltungen zugekehrten Schmalseiten durch Hubtore geschlossen. Die Tore werden zur Aus- und Einfahrt von Schiffen mittels Druckwasserzylinder senkrecht angehoben und dabei in einem portalartig über der Ein- und Ausfahrt angeordneten Gerüste geführt. Durch Gegengewichte ist das Eigengewicht der Tore ausgeglichen. Am oberen Ende der schiefen Ebene findet ein Eintauchen der Tröge in das Oberwasser nicht statt. Die obere Haltung ist daher gegen die schiefe Ebene durch zwei Tore abgesperrt, deren Bewegung auf gleiche Weise erfolgt, wie die der Hubtore an den beiden Seiten der Schiffströge. Sobald der betreffende Trog dem die obere Haltung abschließenden Tor gegenüber angelangt ist, wird er mittels Druckwasser-Pressen gegen einen an der äußeren Abschlusswandung der Haltung angeordneten Rahmen gepresst, so dass eine wasserdichte Verbindung zwischen Trog und Haltung entsteht, worauf die Kanalhaltung und Schiffstrog abschließenden Tore gehoben werden und die Kanalschiffe ausfahren können. Die Abb. 2 u. 3 lassen die Anlage der unteren Haltung, der schiefen Ebene, sowie der Tröge deutlich erkennen.

Schiffshebewerk mit geneigter Ebene bei FoxtonAbb. 3.

Da die Gewichte der beiden gleichzeitig auf den schiefen Ebenen bewegten Tröge sich gegeneinander ausgleichen, so haben die Maschinen in der Hauptsache nur die Reibungswiderstände zu überwinden. Als Triebkraft ist eine doppelzylindrige Hochdruck-Dampfmaschine aufgestellt, welche außer den Seiltrommeln gleichzeitig eine Druckwasser-Doppelpumpe treibt. Durch Letztere wird ein Kraftsammler gespeist, dessen Druckwasser zur Bewegung der Tore und für die Pressen zum Anschluss der Tröge an die obere Kanalhaltung verwendet wird.

Um auf dieser schiefen Ebene in jeder Richtung gleichzeitig zwei 33 t-Kanalschiffe zu heben, ist nach der Mitteilung des Engineering eine Zeit von nur 12 Minuten erforderlich, wohingegen die Hebung oder Senkung eines dieser Kanalschiffe auf der früheren Schleusentreppe 1¼ Stunden in Anspruch nimmt.

Die Leistungsfähigkeit der schiefen Ebene mit 2 Trögen stellt sich daher, wenn man einen Zeitraum von 15 Min. zwischen dem Beginn jeder Hebung und Senkung annimmt, auf 6000 t für den Tag bei 12-stündiger Betriebsdauer oder 3000 t in jeder Richtung. Die Betriebskosten für einen solchen Verkehr würden nach den Erfahrungen der letzten 6 Monate für den Tag etwa 24,50 M. betragen.

• Auf epilog.de am 20. April 2022 veröffentlicht

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