VerkehrSchifffahrt

Der Ludwigs-Kanal zwischen
Bamberg und Kehlheim

Illustrirte Zeitung • 14.9.1844

Voraussichtliche Lesezeit rund 11 Minuten.

Deutschland ist in Hinsicht auf Bewässerung wohl das reichste Land in Europa, kein Teil des alten Kontinents besitzt so große Ströme, wie die Donau und der Rhein sind. Die Idee, diese beiden Flüsse zu verbinden, lag sehr nahe und entging dem tiefpolitischen Blicke des großen Karl nicht, der wohl Energie genug besaß, den Gedanken, durch das Herz Deutschlands einen Wasserarm zu ziehen, auch auszuführen. Doch Kriege und die Unkenntnis jener Zeiten verhinderten die Vollendung des bereits begonnenen Werks. König Ludwig fasste den Entschluss, Karls großartigen Plan zu verwirklichen, und nicht wenig trug dazu das Geschenk der Regierung des Staates von New York bei, welche dem König ein prachtvolles Exemplar der von ihr veranstalteten Beschreibung des großen Kanals von New York nach dem Ohio übersandte. Schon zwei Jahre nach seiner Thronbesteigung ordnete der König eine genaue Untersuchung und die geometrische Aufnahme der Donau-Main-Verbindungen an, nach Beendigung dieser Vorarbeiten gab der Oberbaurat Freiherr von Pechmann den Entwurf für den Kanal heraus, 1834 erfolgte von Seite der Staatsregierung die Aufforderung zum Kanalbau an die Stände des Reichs, und das von diesen genehmigte Gesetz erhielt durch den Landtagsabschied Kraft.

Die Kosten, welche auf 8 530 000 Gulden¹ ¹) rd. 100 Mill. € in 2023 veranschlagt wurden, sollten durch Aktien gedeckt werden, deren vierten Teil der Staat übernahm; die Hoffnung jedoch, dass man mit dieser Summe ausreichen würde, täuschte, denn schon jetzt, wo noch einige Hauptbauten zu vollenden sind, mag sie das Doppelte überstiegen haben. Ob sich die Aktien rentieren werden, ist hier der Ort nicht zu untersuchen, auch kann man da noch nicht von Zahlen sprechen, wo sich ganz neue Verhältnisse entwickeln. Haben die Kanäle anderer Länder, wie in den Niederlanden und in England, die überraschendsten Resultate gegeben, warum sollten sich nicht die Verhältnisse des Kanals, dieser durch die Mitte Deutschlands sich ziehenden europäischen Handelsstraße, mit der Zeit ändern? Wird einmal das Kanalsystem weiter ausgedehnt, die Weichsel, Elbe, Weser und der Rhein miteinander verbunden, so erhält der Donau-Main-Kanal seine Bestimmung zu einer Kontinentalwasserstraße, und kann dann einen kaum berechenbaren Verkehrsumschwung herbeiführen. Ungemein viel Leben wird er in die Gegenden von Nürnberg, Fürth und Erlangen bringen, denn er bindet im weiteren Kreis die getreidereichen Donaugegenden an die rheinischen und niederländischen Märkte.

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Buchtipp:
Mit dem Ludwigs-Main-Donau-Kanal gelang es, die Europäische Wasserscheide zu überwinden und eine schiffbare Verbindung von der Nordsee zum Schwarzen Meer schaffen. Innerhalb von zehn Jahren wurden 100 Schleusen, über 70 Dämme sowie zahlreichen Brücken und Brückenkanäle errichtet. Friedrich Schultheis schildert hier detailreich den Fortgang der Bauarbeiten von den ersten Planungen bis zur Einweihung im Juli 1846. 26 Doppelseitige Illustrationen von Alexander Marx geben einen Eindruck von diesem Meisterwerk der Technikgeschichte.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 110 Seiten | ISBN: 978-3-7386-4028-1

• Auf epilog.de am 19. Januar 2024 veröffentlicht

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