Handel & IndustrieLebensmittelproduktion

Liebigs Fleischextrakt

Illustrirte Zeitung • 24.2.1866

Voraussichtliche Lesezeit rund 8 Minuten.

Gute Fleischsuppe ist ein Genuss, den Gesunde und Kranke gleich hochschätzen. Viele Menschen haben eine so mächtige, instinktive Vorliebe für diesen Bestandteil der Kost, dass sie Fleisch kochen, nicht um dieses zu verzehren, sondern nur um eine gute Suppe davon zu haben. Wie ganz anders mundet und behagt eine Brotsuppe, wenn sie nur mit Wasser oder wenn sie mit guter Fleischbrühe bereitet ist!

Diese allen Menschen genugsam bekannte Tatsache macht jeden Beweis überflüssig, dass es ein großer Gewinn sein würde, wenn die Bestandteile der Fleischbrühe zu einem Teile der menschlichen Kost werden könnten, ohne dass derjenige, welcher gute Suppe als Zuschlag zu seiner übrigen Nahrung haben will, auch gezwungen wäre, die entsprechende Quantität Fleisch zu kaufen und zu sieden. Dieser für die Volksnahrung im allgemeinen längst zu wünschende Zustand fängt nun an, sich durch die Bereitung von Fleischextrakt in Gegenden zu verwirklichen, wo das Fleisch kaum einen Wert hat, wo zahllose Herden von Rindern und Schafen bisher jährlich nur wegen Haut und Fett geschlachtet, das Fleisch aber größtenteils buchstäblich weggeworfen worden ist. Eine derartige große Schlächterei (Salatero) jenseits des Ozeans, in Fray Bentos im südamerikanischen Uruguay, verarbeitet gegenwärtig bereits große Massen Fleisch zu Fleischextrakt und schickt es zu einem Preis nach Europa, dass die daraus zu bereitende Fleischsuppe uns viel billiger zu stehen kommt, als das dazu nötige Fleisch kosten würde, wenn wir es nach hiesigem Marktpreis uns verschaffen müssten.

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• Auf epilog.de am 11. Juni 2024 veröffentlicht

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