FeuilletonLand & Leute

Heimatgeschichte des Dorfes Berlin-Buckow

Von Otto Ruden, Lehrer i. R.

Teltower Kreisblatt • 1926

Voraussichtliche Lesezeit rund 46 Minuten.

Nach Geschichtswerken, Kirchenbüchern, Orts- und Familienurkunden, mündlichen Überlieferungen und eigenem Erlebten bearbeitet.

Gründung

Buckow soll Buchenau bedeuten. Von Buchen sehen wir zwar nichts um den Ort, wohl aber finden wir im Liegeplan der Buckower Wiesen die Bezeichnung ›Buch­horst­wiesen‹.

»Das Dorf Buckow, auf dem Teltow gelegene, wurde im 13. Jahrhundert zur Zeit der deutschen Kolonisation gegründet.« (Spatz, Geschichte des Kreises Teltow).

Zum besseren Verständnis der im Text vorkommenden, heute kaum noch gebräuchlichen Begriffe und Flächenangaben: • Hüfner waren Vollbauern mit eigenem Grundbesitz und Mitspracherecht in der Gemeinde. • Kossäten waren Nebenerwerbsbauern ohne Grundbesitz, die für das von ihnen bewirtschaftet Land Abgaben an die Besitzer entrichten mussten. Häufig mussten die Kossäten ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner aufbessern. • Eine Hufe ist die Grundgröße, die einer Bauernfamilie den Lebensunterhalt sicherte. • Eine preußische Quadratrute entspricht 14,1846 m². • Ein Morgen hatte in Preußen 180 Quadratruten, entsprach also 2553,228 m²

Voraus waren durch Jahrhunderte lange und schwere Kämpfe zwischen den Deutschen und Wenden gegangen, bis es Albrecht dem Bären und seinen Nachfolgern mit Hilfe der Tempel- und Johanniterritter gelang, die Wenden zu besiegen, sie über die Oder zurückzudrängen und sich zu Herren des Landes zu machen (Sage vom Schildhorn). Dem siegenden Krieger folgten der taufende Priester und der deutsche Kolonist.

Um 1200 mögen die ersten deutschen Kolonisten auf der Feldmark von Buckow erschienen sein. Ob Buckow vordem eine wendische Niederlassung gewesen ist, lässt sich nicht nachweisen, bis jetzt sind vorgeschichtliche Funde nicht gemacht worden.

Die ersten Nachrichten über Buckow findet man im Landbuch Karls IV. vom Jahr 1375. Dieses Buch enthält alle Ortschaften der Mark mit ihrem Besitz, ihren Rechten und Pflichten u. a. Man kann es als erstes Grundbuch ansehen.

Als Grundherrn von Buckow nennt das Landbuch Nikolaus von Lossow wohl ein tapferer Kriegsmann seines Markgrafen, der ihm für treue Dienste 53½ Hufen Grund und Boden von Buckow zur Besiedlung überwies. Lossow erhielt als zinsfreien Besitz 10 Hufen. Er verkaufte den Ansiedlern stückweise 1 – 4 Hufen für den Hof. (1 Hufe = 50 – 60 Morgen.) Die Pfarre bekam 2 Hufen zinsfrei, das Schulzenamt 5 Hufen, 36 Hufen blieben für die Bauern. Diese zahlten an den Markgrafen Pacht, Zins und Bede (Abgabe) für die Hufe 22½ Schillinge. Es wurden den Ansiedlern jedoch einige Freijahre gewährt. Der Gutsherr von Lossow hatte außerdem Spann- und Handdienste, Naturalien und Rauchhühner, d. i. als Abgabe vom eigenen Rauch oder Herde, zu verlangen. Der Schulze stellte das Lehns­pferd zur Verwendung für etwaigen Kriegsdienst.

Gerichte

Der Schulze und zwei Schöffen bildeten das Dorfgericht, das niedere Gericht, das sich mit kleinen Vergehen und Dorfstreitigkeiten befasste.

Das obere Gericht (Landgericht) hatte mit schwereren oft hochnotpeinlichen Sachen zu tun. Bei dieser obersten Gerichtsbarkeit vereinigten sich die Schulzen mehrerer Dörfer unter Vorsitz des Vogtes vom Teltow. Von den verhängten Geldstrafen bekam das Gericht 1/3, 2/3 der Markgraf.

Von hervorragenden Vögten werden Matthias Borchert und Wilh. Lype genannt. Die Vögte zogen auch die Einkünfte des Markgrafen ein und standen an der Spitze des Kriegsaufgebots ihres Amtsbezirkes. Auch der ›Zehnte‹ stand in Brandenburg dem Markgrafen zu.

Die Berliner Patrizierfamilien Rathenau und von Wildenbruch hatten in Buckow früh Grundbesitz erworben. 1375 saß der markgräfliche Lehnsmann Hogenest auf einem Hof, zu dem 10 Hufen gehörten, dazu hatte er die Einnahmen aus dem Gericht über diese.

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Nach Geschichtswerken, Kirchenbüchern, Orts- und Familienurkunden, mündlichen Überlieferungen und eigenem Erlebten bearbeitet von Otto Ruden.

Das märkische Dorf Buckow – heute Ortsteil von Berlin-Neukölln – blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück. Akribisch stellte der Lehrer Otto Ruden im Jahr 1926 die Chronik des kleinen Ortes auf dem Teltow zusammen, die hier im Original – behutsam redigiert und in neuer Rechtschreibung – vorliegt und die die Grundlage für alle späteren Beiträge und Publikationen über die Buckower Geschichte bildet.
eBook € 1,99 | eISBN: 978-3-7448-6790-0

• Auf epilog.de am 9. September 2025 veröffentlicht

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