Verkehr

Transatlantischer Zukunftsverkehr

Von Hans Dominik

Die Woche • 26.8.1916

Voraussichtliche Lesezeit rund 7 Minuten.

Vor einigen Monaten vernahmen wir das Gutachten des englischen Marineattaché in New York, dass ein Handels-U-Boot unmöglich, dass es Bluff und Humbug sei. Wenige Wochen danach lief die ›Deutschland‹ in den Hafen von Baltimore ein, und in Stahl und Bronze hatte der englische Sachverständige den Gegenbeweis für seine Behauptung. Den Beweis wenigstens, dass Handels-U-Boote technisch recht gut möglich sind. Über ihre interessanten wirtschaftlichen Aussichten wird weiterhin zu reden sein.

Wiederum wenige Wochen später verbreitete eine dänische Nachrichtenagentur die Mitteilung, dass demnächst ein ganz neuer riesenhafter Zeppelin die Luftreise über den Atlantik antreten werde. Diese Nachricht ist bisher weder bestätigt noch widerlegt worden, und es verlohnt sich wohl, auch sie ein wenig näher zu betrachten. Auf den ersten Blick mag sie ja noch kühner und unwahrscheinlicher aussehen als der Handels-U-Bootverkehr nach Amerika. Aber tatsächlich sind die technischen und wirtschaftlichen Verhältnisse eines transatlantischen Luftverkehrs bereits im Frieden sehr genau untersucht worden, und das Ergebnis dieser Untersuchungen ist gar kein so ungünstiges. Während der transatlantische U-Boot-Verkehr zweifellos nur durch den Krieg lebensfähig wurde und vielleicht nach Friedensschluss verschwinden oder doch zum mindesten technisch verändert werden dürfte, ist der transatlantische Luftverkehr bereits unter Friedensverhältnissen Gegenstand wirtschaftlicher Berechnungen gewesen. Die Gründe liegen im Wesen der Schifffahrt. Für alle Schiffe, sowohl Wasser- wie Luftschiffe gilt der Satz, dass ihr Kraftverbrauch etwa mit der dritten Potenz der Geschwindigkeit wächst. Das heißt also, um ein Schiff mit doppelter Geschwindigkeit vorwärtszutreiben, braucht man die achtfache, um es mit dreifacher Geschwindigkeit zu bewegen, die siebenundzwanzigfache Maschinenleistung. Praktisch gesprochen, während die Geschwindigkeiten nur noch geringe Zunahmen zeigen, müssen die Pferdestärken und dementsprechend die Maschinen und die Kohlenvorräte ins Ungeheuerliche wachsen.

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Der Ingenieur, Journalist und Schriftsteller Hans Dominik (1872 – 1945) gehört zu den erfolgreichsten Science-Fiction-Autoren Deutschlands. Neben zahlreichen Romanen und Kurzgeschichten verfasste er vor allem auch populärwissenschaftliche Beiträge für Zeitschriften und Jahrbücher. Für dieses Buch wurden seine verkehrstechnischen Plaudereien und Betrachtungen zusammengetragen und vermitteln dem Leser einen unverfälschten Blick auf die Verkehrsgeschichte des jungen 20. Jahrhunderts.
  PDF-Leseprobe € 12,90 | 92 Seiten | ISBN: 978-3-7534-7686-5

• Auf epilog.de am 7. Juni 2024 veröffentlicht

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